Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
Vom Netzwerk:
unserer Familie.
    Kaum war Philip ins Büro aufgebrochen, schnappte ich mir das Telefon und wählte Viviennes Nummer. Wir hatten es mit jeder möglichen Therapie probiert – konventionellen und ausgefallenen. Unser Haus roch wie eine Müllkippe. Mein Klavier war in Frischhaltefolie gewickelt und meine Ehe hing über dem Abgrund eines emotionalen Grand Canyon. Als Vivienne abnahm, kam mir ein Gedanke.
    »Gibt es so etwas wie Katzenwindeln?«, fragte ich.
    Nach einem, wie ich annahm, Moment belustigten Schweigens sagte Vivienne, sie wüsste es nicht. Philips Ultimatum überraschte sie nicht.
    »Sie haben so gut wie alles ausprobiert«, sagte sie. »Ich weiß, dass es hart ist. Markieren ist einer der Hauptgründe dafür, warum Katzen eingeschläfert werden.«
    Ein Felsen senkte sich auf meine Brust, als ich sah, wie sich Jonah genüsslich in der Sonne zusammenrollte. Er schien genau zu wissen, wie gut sein Fell sich auf dem grünbraunen Muster des Wohnzimmerteppichs machte. Er streckte sich graziös, dann blinzelte er mich an und gähnte. Ich liebte diesen höchst affektierten, lustigen, verrückten Kater einfach. Das taten wir alle – nun ja, fast alle. Niemals könnte ich ihn einschläfern lassen.
    Zu einer von Viviennes vielen Aufgaben gehörte es, für Katzen ein neues Zuhause zu finden. Die herzergreifenden Fotos von verlassenen Kätzchen und Streunern auf ihrer Webseite taten immer ihre Wirkung. Ich sprach mit Vivienne darüber, wo sich Jonah wohl fühlen würde. Sicher nicht in einer Familie mit lärmenden kleinen Kindern, und eine kleine alte Dame würde er in den Wahnsinn treiben. Eine Farm wiederum, selbst wenn es eine richtige war, würde ihn physisch und psychisch mit Sicherheit überfordern.
    »Wissen Sie was«, sagte Vivienne boshaft kichernd. »Ich könnte auch ein Foto von Philip auf meine Webseite stellen und schauen, ob ich nicht für ihn ein neues Zuhause finde.«
    Als ich den Mädchen von Philips Ultimatum berichtete, starrten sie mich entgeistert an. Katharine nahm Jonah auf den Arm und vergrub ihr Gesicht in sein Fell.
    »Er darf nicht gehen«, sagte sie. »Wir lieben ihn doch.«
    Ohne etwas von dem Drama zu ahnen, das sich um ihn entspann, schnurrte Jonah heiser. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, Töchter und Kater in eine Art magische Mutterschürze wickeln und ihnen versprechen zu können, dass alles wieder gut wird. Aber das lag leider nicht in meiner Macht.
    Katharine und Lydia versprachen, das Katzenklo noch gewissenhafter zu kontrollieren, Jonah von den regelmäßig von ihm aufgesuchten Ecken fernzuhalten und auf die feinste Geruchsspur zu achten.
    Nachdem die beiden zum Unterricht aufgebrochen waren, beschloss ich, meinen Kopf auf einem Spaziergang auszulüften. Nackte Bäume reckten ihre Äste in den Winterhimmel. Über den Gebäuden hingen graue Wolkenfetzen. Unwillkürlich schlug ich den Weg zur High Street ein, an der Tierarztpraxis vorbei zur Tierhandlung.
    Plötzlich kam es mir wie ein Riesenfehler vor, Jonah damals zu uns geholt zu haben, als ich zu schwach und verletzlich gewesen war, um eine vernünftige Entscheidung mit all ihren Konsequenzen zu treffen. Wenn es unbedingt eine Katze hatte sein müssen, hätten wir uns kundig machen und von der Tierhandlung fernhalten sollen. Wir hätten klugerweise in ein Tierheim gehen und eine Mischlingskatze retten sollen, die sich über ein neues Zuhause gefreut hätte. Wie dumm wir gewesen waren, uns von Jonahs Schönheit und seinem Kätzchencharme verführen zu lassen.
    Ehe ich mich’s versah, stand ich vor dem Schaufenster der Tierhandlung. Ein neuer Wurf Katzen war hereingekommen. Sie sahen aus wie Jonah damals – blaue Augen, zierlich, cappuccinofarbene Clowns, die auf Gummibeinen herumhüpften. Unwiderstehlich. Eines der Jungen tänzelte durch den Käfig, während ein anderes sich hinkauerte und vor Erwartung bebend auf den Moment wartete, in dem es sich auf sein Geschwisterchen stürzen konnte. Ein paar Leute hatten sich vor dem Fenster versammelt, um dem Spektakel zuzusehen.
    Neben mir stand ein junges Paar, das sich zum Schutz gegen die Kälte aneinanderschmiegte. Sie waren völlig hingerissen, genau wie wir damals.
    »Komm, lass uns reingehen und fragen, ob wir die Kleine dort nachher nicht gleich mitnehmen können!«, sagte die junge Frau mit leuchtenden Augen und deutete auf das Kätzchen, das gerade durch die Luft segelte, um sich wie ein Tiger auf seinen Kumpel zu stürzen.
    Ich drehte mich zu dem Paar um, das offenbar so

Weitere Kostenlose Bücher