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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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stimmte, dass Katzen die Persönlichkeit ihrer Besitzer widerspiegeln, was für Psychos waren dann wir?
    »Es ist nicht Ihr Fehler«, fuhr Vivienne fort. »Orientalen sind einfach anfällig.«
    Ich holte zitternd Luft. Langsam gingen mir die Ideen aus. »Wird er es sein Leben lang nehmen müssen?«, fragte ich.
    »Nicht unbedingt. Nach ein paar Monaten wird sich vielleicht die Chemie in seinem Hirn ändern und er verhält sich wieder normal.«
    Ein paar Monate?!
    Als ich mit der Tierärztin sprach, sagte sie, es gebe keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man in die biochemischen Vorgänge im Körper seiner Katze eingriff. Sie habe selbst zwei Siamkatzen zu Hause und würde ihnen ab und an Prozac verabreichen.
    Zurück zu Hause, versteckte ich schuldbewusst eine halbe gelbe Pille in Jonahs Lieblingsthunfisch. Als ich einige Stunden später nachsah, war der Thunfisch weg. Der Napf war leer bis auf eine glänzende gelbe Pillenhälfte.
    Die andere Hälfte zerstieß ich zu feinem Pulver und vermengte sie mit der nächsten Mahlzeit – die rührte er nicht einmal an. In meiner Verzweiflung löste ich die nächste in Milch auf, zog sie auf eine Pipette und versuchte, sie Jonah einzuflößen. Er legte den Kopf in den Nacken und spuckte alles wieder aus.
    Vivienne stattete uns einen Blitzbesuch ab und zeigte mir, wie ich Jonah hielt, seine Kiefer auseinanderdrückte und die Pille schnell und schmerzfrei in seinem Schlund verschwinden ließ. Bei ihr sah das alles ganz leicht aus, aber als ich es am nächsten Tag versuchte, wand sich Jonah wie ein Aal und würgte die Pille wieder heraus. Beim nächsten Versuch tat er so, als schluckte er sie, nur um sie heimlich auf ein Kissen fallen zu lassen. Nach einem verbissenen Kampf bezwang ich ihn endlich und drückte die Pille sanft seine Speiseröhre hinunter, wie Vivienne es mir gezeigt hatte. Jonah schlich mit eingeklemmtem Schwanz davon, es brach mir beinahe das Herz.
    Im Laufe der nächsten Tage wurde Jonah zu einer ruhigeren, netteren Katze. Das Markieren stellte er praktisch auf der Stelle ein. Ich traute ihm bald so weit, dass ich ihn wieder in die Zimmer ließ, aus denen er zwischenzeitlich auch tagsüber verbannt gewesen war (das Klavier blieb allerdings in seiner Frischhaltefolie). Den größten Teil des Tages verbrachte er im Wohnzimmer, wo er auf dem Alpakateppich in der Sonne döste. Noch immer rannte er zur Tür, um die Heimkehrenden zu begrüßen, und schreckte bei jedem unvermittelten Geräusch zusammen, aber insgesamt war er ausgeglichener und längst nicht mehr so anstrengend. Er ruhte mehr in sich und damit ging es uns allen besser.
    Von Lydia hätte ich erwartet, dass sie am vehementesten Einwände gegen die Medikation erheben würde. Ich dachte, sie würde mich dazu drängen, es noch einmal mit einer Wahrsagerin oder vielleicht einem Tierschamanen zu versuchen. Aber sie arbeitete seit kurzem auf einer psychiatrischen Station. Medikamente, sagte sie, könnten viel Gutes bewirken.
    In der Hoffnung, dass wir am Anfang eines neuen, geruchsfreien Lebens standen, machte ich mich an einen gründlichen Hausputz. Katharine half mir und spürte mit ihrer feinen Nase die winzigen Flecken an Fußleisten und Treppengeländer auf, die mir entgangen waren.
    Wir waren bereit für einen neuen Lebensabschnitt.

35.
Heiligkeit
    Wenn deine Tochter sich unbedingt an einen Altar klammern will, lass sie!
    Im Oktober legte Lydia ihr Examen mit Bravour ab. Ich ging davon aus, dass sie den Sommer über ihre Pflegetätigkeiten fortsetzen würde, bevor im März ihr letztes Studienjahr in Psychologie begann. Das war doch ein großartiger Plan! Ich war überrascht, als ihre Reaktion darauf so lauwarm ausfiel.
    Eines Abends saßen Philip, Katharine, Jonah und ich vor dem Fernseher und sahen uns Big Bang Theory an, als Lydia hereinkam, um uns gute Nacht zu sagen. Fernsehen war ihr zu gewöhnlich. Ich respektierte das. Sie ging nach oben, um mit höheren Mächten zu kommunizieren. Als sie sich zur Tür drehte, bemerkte ich, dass sie immer noch die rotbraune Mütze trug – das Ding, das ich vor ewiger Zeit aus Wollresten für sie gestrickt hatte.
    »Musst du diese Mütze Tag und Nacht tragen?«, fragte ich.
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte sie und zog sie vom Kopf. »Auch wenn es ohne ziemlich kalt ist.«
    Die Geräusche aus dem Fernseher waren plötzlich nicht mehr als ein Hintergrundrauschen. Die Wohnzimmerwände verblassten zu Grau. Philips Hand auf Jonahs Rücken erstarrte.

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