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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Empfang sagte, meistens stelle sich heraus, dass sie überfahren oder getötet worden waren. Wir hatten also völlig recht, Jonah im Haus zu halten, mochte es uns auch Nerven kosten.
    Jonah stand wie ein kleiner König mit in die Höhe gestrecktem Schwanz auf dem Untersuchungstisch der Tierärztin und wartete auf die Huldigungen. King of the World , nannte ihn die Tierärztin, was ihm gut gefiel – bis sie anfing, an ihm herumzudrücken und zu ziehen. Jonah entblößte die Zähne und fauchte sie an. Im nächsten Augenblick brach er wie ein jämmerlicher Feigling zusammen und miaute und wimmerte so laut, dass ich mich für ihn schämte.
    Die Tierärztin brachte ihn »nach nebenan«, um ihn weiteren Tests zu unterziehen. Einige Zeit später kehrte sie mit einer halb so großen Version des Katers, den wir kannten und liebten, zurück. Da sie keine körperliche Ursache feststellen konnte, gab sie mir den gleichen Rat wie Vivienne und verkaufte mir eine Flasche Wunderspray. Wenn man die Flasche in eine Steckdose stecke, gebe sie beruhigende Pheromone ab, die in den Katzen dasselbe Gefühl von Behütetsein wachriefen, das sie als kleine Kätzchen empfunden hätten. Fast alle ihrer Katzenpatienten hätten gut darauf reagiert, sagte sie.
    Voller Hoffnung, dass unsere Probleme damit ein Ende finden würden, eilte ich nach Hause. Ich steckte die Flasche in eine Steckdose in der Ecke, an der Jonah einige Male seinen Rachedurst gestillt hatte, und rief die Mädchen, um das neue Wundermittel zu bestaunen. Fassungslos sahen wir zu, wie er der Flasche den Rücken zuwandte und ausgiebig draufpinkelte.
    Die Mädchen und ich taten alles, wozu Vivienne, das Internet und die Tierärztin geraten hatten – von konservativen Therapiemethoden bis hin zu obskuren. Wir kauften (noch) mehr Spielzeug, flößten dem armen Tier Rescue-Tropfen ein, legten Kristalle unter sein Kissen und führten ihn abends an der Leine spazieren. Nichts funktionierte. Wir versuchten es mit einem anderen Tierarzt und dann noch einem. Der dritte Tierarzt empfahl Medikamente. Katzen-Prozac. Kam gar nicht in Frage. Ich würde Jonah doch nicht unter Drogen setzen.
    Es fiel mir schwer, sein Verhalten nicht persönlich zu nehmen, besonders an dem Tag, als ich entdeckte, dass er Dads Klavier entweiht hatte. Mit Tränen in den Augen säuberte ich es so gut es ging und wickelte das Familienerbstück in Frischhaltefolie ein.
    Ich überlegte es mir mittlerweile dreimal, bevor ich jemanden zu uns nach Hause einlud. Die meiste Zeit aber war Jonah charmant und liebenswert wie eh und je. Manchmal fühlte ich mich wie eine der Frauen, die von ihrem attraktiven Ehemann geschlagen werden und genau wissen, einen Tag nachdem er ihnen ein blaues Auge verpasst hat, wird er sie mit Liebe und Schokolade überschütten.
    Lydia fand die Telefonnummer einer Katzenwahrsagerin in Queensland heraus. Da ich dafür zahlte, hatte ich kein allzu schlechtes Gewissen, dass ich das Gespräch in meinem Arbeitszimmer mitverfolgte. Die Stimme der Katzenwahrsagerin klang fest und heiter. Ich stellte mir vor, wie sie in einer Wohnung am Meer saß und auf Katzenwellenlänge ging.
    »Jonah spricht gerade mit mir«, sagte sie. » Ach du meine Güte! Ein solches Gejammere habe ich ja noch nie gehört! Für den ist nichts gut genug. Ihr Kater trägt seine Nase aber ganz schön hoch. Sie sollten ihn weniger wie einen König und mehr wie ein Tier behandeln.«
    Nachdem wir aufgelegt hatten, stellten die Mädchen und ich übereinstimmend fest, dass sich das plausibel anhörte. Zur Schlafenszeit wurde Jonah also auf ein Leopardenfell-Kissen in die Waschküche verbannt und die Tür geschlossen. Er nahm die Demütigung klaglos hin. Im Gegenteil, er hatte eine aufregende Nacht, in der er durch sein Gehege tobte und mit den Possums Beleidigungen austauschte.
    Jonah während der Nachtstunden von unseren Möbeln wegzusperren, hielt seine Exzesse zwar ein wenig in Grenzen, aber viel nützte das Teilzeit-Exil nicht.
    » Was macht er?«, grollte Philip, als er von seinem Apartment in Stanford aus anrief, das nach den gemailten Fotos zu urteilen stets picobello aufgeräumt und völlig geruchsfrei war.
    »Ist nicht so schlimm«, log ich. »Bis du zurück bist, wird es sich gegeben haben.«
    Was ungefähr so klang wie »Zu Weihnachten ist der Krieg bestimmt zu Ende.«

33.
Zurückweisung
    Wie man eine Katze wieder eingewöhnt. Oder einen Ehemann.
    An dem Abend, an dem Philip aus Stanford zurückkehren sollte, tigerte Jonah

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