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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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auf und sagte streng: »Ihnen ist schon klar, dass das hier die Business Class ist, Madam?«
    Und jetzt verließ mich auch noch meine Tochter wegen eines buddhistischen Mönchs.
    Dass Krebs durch Wut verursacht werden soll, ist dennoch schwer vorstellbar. Ich kannte genug wütende Menschen, die an einem Herzinfarkt gestorben, und gelassene, heitere Menschen, die dem Krebs zum Opfer gefallen waren.
    Es war auch nicht so, dass ich irgendetwas Besonderes getan hätte, um dieses blöde Ding zu kriegen. Weder rauchte ich mit meinen vierundfünfzig noch machte ich eine Hormonersatztherapie. Ich trank selten mehr als zwei Gläser Wein (rot, wegen der Antioxidantien). Yoga und mein Trainer Peter waren fester Bestandteil meines Lebens und biodynamisch war kein Fremdwort für mich.
    Aber mein Erbgut konnte ich nicht beeinflussen. Genauso wenig die Nachwirkungen von Sams Tod, der Scheidung, der zweiten Ehe und dem Umzug in ein neues Land. Das wechseljahrsbedingte Hormonchaos hatte sicher auch seinen Teil dazu beigetragen.
    Nicht zu vergessen die Umwelt. Ich erinnerte mich an die Abende in den 1960ern, als uns unsere Eltern an den Paritutu Beach in New Plymouth mitnahmen. Damals wusste keiner, dass eine Fabrik in unmittelbarer Nähe das Vietnamkriegsgift Agent Orange ins Meer pumpte.
    Das hätten sie natürlich nicht tun dürfen. Der breite orangefarbene Strom, der sich über die Klippen ins Wasser ergoss, war eine Verlockung für Kinder, die mit dem Zauberer von Oz aufgewachsen waren. Unsere Stadt war nicht smaragdfarben. Sie war orange! Ich erinnere mich an den Schrecken in Dads Stimme, als er uns zurückrief. Zu spät. Mary und ich waren bereits barfuß durch den magischen Fluss gewatet. Er sagte, wir sollten unsere Füße im Meer waschen.
    Dann war da der Abend, an dem wir am Abendbrottisch saßen und einer von uns die roten Wolken vor dem Fenster bemerkte. Wir rannten hinaus, um uns das Schauspiel anzusehen. Der ganze Himmel war so rot, wie kein Sonnenuntergang rot sein kann. Ehrfurchtgebietend und unheimlich. Dad sagte, das hätte mit den Atomtests im Pazifik zu tun. Er meinte, wir sollten uns besser wieder in unsere schützenden vier Wände begeben.
    Von den vielen Theorien über die Ursachen von Krebs gab es nur eine, der ich traute: es war Pech, wenn man Krebs bekam. Bei Brustkrebs, der Plage des weiblichen Geschlechts, müsste es nicht heißen »Warum ich?«, sondern »Warum nicht ich?«.
    Wenn es zu spät war und ich sterben würde – nun, jeder musste an irgendetwas sterben.
    Ich nahm ein frisches Blatt Papier.
    Dinge, die ich tun will, bevor ich sterbe:
Noch einmal Paris und das Loiretal besuchen; Monets Garten in Giverny und das Schloss von Versailles.
Eine Skandinavien-Kreuzfahrt – ja, wir sind schon in dem Alter.
San Francisco und der Indian Summer.
In Chicago die Museen besuchen und in New York den Broadway und noch mehr Museen.
Las Vegas. Warum nicht? Ich wollte schon immer mal sehen, wie die logische Konsequenz der westlichen Zivilisation aussieht.
    Zugegeben, das sind alles Klischees. Aber nichts wird ohne Grund zu einem Klischee. Auf ein drittes Blatt schrieb ich:
    Was ich wirklich will:
    (mein Stift schwebte über dem Papier)
    Einen Freund.
    Ich hatte wunderbare Freunde, aber ihr Leben war randvoll angefüllt mit familiären und beruflichen Verpflichtungen. Ich wollte ihnen nicht noch zusätzlich Sorgen bereiten. Andere Freunde gab es auch. Leute, für die ich da war und denen ich half, ihr Leben zu meistern, nicht umgekehrt. Für sie hatte ich immer die Rolle der starken Mutter angenommen. Vielleicht hatte ich Angst vor meiner eigenen Verletzlichkeit.
    Ich brauchte einen Menschen, für den Leiden kein Fremdwort war, ohne dass er aus jedem Wehwehchen ein Drama machte. Der nicht in jedem Gespräch auf seine eigenen Probleme zu sprechen kam. Der Tag und Nacht für mich da war, ohne darin eine Pflicht zu sehen. Einen Menschen, der wusste, wann er mich in den Arm nehmen und wann er leise das Zimmer verlassen sollte. Einen, der mich zum Lachen brachte.
    Ich musste lächeln, als ich las, was ich von diesem Freund erwartete. Es gab wohl kaum einen Menschen, der einem so viel Verständnis entgegenbringen würde. Das konnte wahrscheinlich nur eine Katze aufbringen.
    Ich kniete vor das Bett nieder und tastete nach der silberfarbenen Pappschachtel mit Prospekten für die Hochzeit. Ich zog sie hervor, öffnete den Deckel und kippte sie aus. Bilder von strahlenden Bräuten und schicken Hotels flatterten auf den

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