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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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halbglatziges Geschöpf richtet. Der Trick ist, sofort gegenzusteuern. Dafür benötigt man nur zwei kurze Worte. »Nein« und »danke«.
    In dieser Biosphäre gab es sowieso kein Tier, das auch nur die geringste Chance hatte, Cleo zu ersetzen. Es war ein Jahr her, dass Philip mit einem Spaten feuchte, schwere Erde auf ihren winzigen Körper geschaufelt hatte. Ich hatte Rotz und Wasser geheult, die Stimme meiner Mutter im Kopf: Sei nicht albern! Es war doch nur eine Katze, kein Mensch.
    In vieler Hinsicht war Cleo mehr als ein Mensch gewesen. Menschen kommen und gehen, aber Katzen sind immer da. Fast vierundzwanzig Jahre lang war Cleo bei allem, was uns widerfahren war, dabeigewesen.
    Andererseits verlassen einen Katzen und Menschen niemals ganz. In den Tiefen der Wäscheschränke fand ich noch immer unverwechselbare schwarze Haare.
    »Warum kommst du nicht mit und siehst dir die Kätzchen mal an?«, bohrte Irene weiter. »Winzige gestreifte Fellbälle mit niedlichen Gesichtern.«
    »Ich habe kein Interesse an einer neuen Katze«, antwortete ich, schärfer als beabsichtigt.
    »Nie wieder?«, fragte sie und rückte ihre Sonnenbrille zurecht.
    Während sich eine Hibiskusblüte von dem Ast über mir löste und neben meinen Füßen landete, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass Irenes Vorschlag ein ganz klein wenig verlockend klang. Die meisten Leute haben Hibiskussträucher im Garten, aber unserer war zu einem sieben Meter hohen Baum mit Hunderten, vielleicht sogar Tausenden rosafarbener Blüten herangewachsen. Im Sommer war der Anblick so überwältigend, dass wir um den Stamm herum eine halbrunde Bank hatten bauen lassen, so dass ich mich daruntersetzen, Kaffee trinken, Moskitos verjagen und mir Scarlett O’Hara geben konnte. Im Herbst war er nicht mehr ganz so beeindruckend. Sobald es kälter wurde, sank eine Blüte nach der anderen wie eine Südstaatenschönheit zu Boden und wartete darauf, zusammengerecht zu werden. In unserem Haushalt war nur eine Person auf Zusammenrechen spezialisiert. Trat ich in Streik und weigerte mich, die Hibiskusblüten zu beseitigen, übten sie Rache, indem sie sich in eine glitschige Masse verwandelten. Der Rest der Familie schaffte es, sich auf Zehenspitzen durch den tödlichen Schleim zu bewegen, ohne Schaden zu nehmen. Ich dagegen rutschte regelmäßig aus und legte eine schmerzhafte Landung auf den harten Pflastersteinen hin.
    So würde es auch sein, wenn wir wieder eine Katze hätten. Wie jeder in unserem Haus und Garten würde sie Starallüren entwickeln und am Schluss hätte ich wieder die ganze Arbeit. Eine neue Katze kam überhaupt nicht in Frage.
    »Nie wieder.«
    »Du wirst schon sehen«, meinte meine Nachbarin, mit einer unheilvollen Geste in meine Richtung, »hast du noch nie davon gehört, auf welch einem geheimnisvollen Weg Katzen in dein Leben treten?«
    Ich heuchelte Interesse.
    »Deine alte Katze sucht das nächste Kätzchen für dich aus«, sagte sie.
    »Wirklich?«
    »Ja, und sobald dein neues Kätzchen gefunden ist, kommt es zu dir, ganz egal, was passiert«, antwortete sie. »Und es wird genau die Katze sein, die du brauchst.«
    »Hier ist weit und breit nichts von einer Katze zu sehen«, sagte ich und gähnte in die Sonne. »Wir brauchen ganz offensichtlich keine.«
    Meine Nachbarin richtete sich auf und pflückte eine Hibiskusblüte von meinem Baum.
    »Eure alte Katze ist bloß noch nicht dazu gekommen, eine neue für euch auszusuchen, das ist alles«, erklärte sie, zwinkerte mir zu, steckte die Blüte an ihren Hut und setzte ihren Morgenspaziergang fort.
    Ich sah ihr nach, wie sie die Straße hinunter verschwand, und nahm einen Schluck aus meinem Kaffeebecher. Die Vorstellung, dass Cleo in irgendeinem parallelen Katzenuniversum herumtrottete und nach Ersatz für sich Ausschau hielt, war reizvoll. Sie würde einen intelligenten Mischling finden müssen, der ebenso schlau und seelenvoll war.
    Aber wie auch immer, eine neue Katze war überhaupt kein Thema. Nach mehr als dreißig Jahren Mutterschaft brauchte ich eine Pflegepause. Die Kinder waren unserer Obhut beinahe entwachsen. Sobald Katharine ihre Abschlussprüfungen hinter sich hatte, würde ich ein Jahr Auszeit nehmen, um durch sämtliche Museen auf dieser Welt zu streifen und all die anderen Dinge zu tun, die ich als allzu junge Mutter versäumt hatte. Ein neues von mir abhängiges Familienmitglied – sei es nun zwei- oder vierbeinig – war das Letzte, was ich brauchen konnte. Ich schickte eine

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