Kater mit Karma
welches Geschäft wir ihn wegen der Hochzeit schleppten, er benahm sich, als wäre er unsere Geisel. Ich dagegen genoss diese Ausflüge. Jede Mutter wünscht sich eine schöne Hochzeit für ihren Sohn, und niemand verdiente sie mehr als Rob.
In der Zwischenzeit bereitete ich mich körperlich und seelisch auf die Operation vor. Es erwies sich als Ding der Unmöglichkeit, Nachthemden aus reiner Baumwolle zu finden, die nicht so aussahen, als würde darin eine alte Oma ihr Leben aushauchen. Zu guter Letzt kaufte ich drei in verschiedenen Blautönen mit lächerlich vielen Rüschen, und dazu ein Paar als Dackel verkleidete dunkelblaue Hausschuhe. Die Verkäuferin fragte mich, ob ich verreisen wollte. Ich erwiderte, ja, ins Krankenhaus, und hatte eine boshafte Freude daran, das Lächeln von ihrem Gesicht verschwinden zu sehen.
Ich vereinbarte Termine mit meiner Friseurin Jodie, der Psychologin (warum nicht?) und David, einem begnadeten Inneneinrichter. Unser Schlafzimmer war zu karg, um sich darin gut krank zu fühlen. Auf den Nachttischchen prangten Ringe von Tausenden Tassen Morgentee. Wenn ich hier schon ein paar Wochen lang eingesperrt sein sollte, durfte ruhig alles ein bisschen fröhlicher aussehen.
Nicht, dass David im Augenblick besonders gut drauf gewesen wäre, nachdem ihn sein Freund wegen eines Models verlassen hatte und nach Perth durchgebrannt war.
»Ich will nicht mehr!«, jammerte er, während er sein Musterbuch mit Vorhangstoffen durchging. »Ich springe von der Westgate Bridge. Aber bloß wenn die Presse da ist und darüber berichtet.«
Glücklicherweise hatte ein gebrochenes Herz keinen Einfluss auf Davids Geschmack – der war so unfehlbar wie eh und je. Er fand zwei Nachttischchen, eins schlank und hell, das andere gedrungen und zweifellos von einem asiatischen Arbeitssklaven auf alt getrimmt.
Völlig unterschiedlich, gaben die beiden Tischchen das perfekte Paar ab – wie es bei allen wirklich guten Beziehungen der Fall ist. Ich redete mir ein, das Schlafzimmer würde mit den neuen Lampen und durchscheinenden Vorhängen (gebrochenes Weiß, feinster italienischer Batist) so schick sein und neu riechen, dass ich mich auf die kommenden Monate freuen konnte.
Als David sagte, es sei noch genug Stoff für das Marquis-de-Sade-Kabinett übrig, erwiderte ich, warum nicht? Vorhänge in gebrochenem Weiß, von denen nur drei Menschen auf Erden wussten, wie aberwitzig teuer sie waren, würden die düstere Atmosphäre etwas aufhellen. Und wo wir schon mal dabei waren, beschloss ich, auf der Treppe einen neuen Teppich verlegen zu lassen. Einen hellen, vornehmen Teppich, passend zu dem hellen, vornehmen Leben, das ich in Zukunft führen würde.
Ich habe keine Ahnung, was Männer tun, wenn sie sich auf einen Krankenhausaufenthalt vorbereiten. Eine Frau – also, diese hier jedenfalls – entrümpelt ihre Küchenschränke. In den Mülleimer wanderten Tüten mit Satay-Sauce aus dem Jahr 2001, Plastikmesser (wer hatte die bloß gekauft?) und Müsliriegel, die keiner mochte. Vielleicht würden sich die Möwen auf der Müllkippe darüber freuen. Operationspannen einmal außer Acht gelassen, würden mich bei der Rückkehr nach Hause mehr oder weniger blitzblanke Schränke begrüßen.
Ganz hinten im Kühlschrank entdeckte ich Apfelkompott, das kurz vorm Vergammeln war. Nach intensiver Musterung gab ich ihm allenfalls noch einen Tag, selbst nach meinen Maßstäben. Ich verteilte das Kompott auf kleine Schüsseln, streute ein paar Trockenfrüchte darüber und verzierte das Ganze mit Streuseln. Einfach köstlich, sagten die anderen am Abend und kratzten die Schüsseln so sauber aus, dass man sich die Spülmaschine praktisch sparen konnte. Schwachköpfe.
Eine Broschüre regte mich dazu an, die letzten Tage vor der Operation mit konstruktiven Dingen zu verbringen und den Kühlschrank zu füllen, damit meine Familie nicht verhungerte, während ich im Krankenhaus war, und ich mich nach meiner Heimkehr nicht sofort wieder an den Herd stellen musste (wenn meine Arme zu schwach sein würden, um Töpfe und Teller zu heben).
Kein Wunder, dass Frauen Krebs in den Brüsten kriegen, den Symbolen des Nährens schlechthin. Als ich mit Dreimonatsvorräten an Waschpulver und Toilettenpapier vom Supermarkt nach Hause fuhr, war mein Fahrstil etwas weniger aggressiv als sonst. Das Leben war auf einmal so endlich und kostbar, trotz all seiner Unzulänglichkeiten. In Gedanken versunken verpasste ich eine Abzweigung und fand mich auf
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