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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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einer Irrfahrt durch ein unbekanntes Viertel wieder.
    Manchmal war es schwieriger, mit den Reaktionen anderer fertigzuwerden als mit meinen eigenen Gefühlen. Das Wort »Krebs« hatte eine derart heftige Wirkung, dass ich mich fragte, ob man nicht eine Umbenennung in Erwägung ziehen sollte. »Tulpe« vielleicht (irgendjemand legte mir freundlicherweise einen Strauß vor die Tür). »Ich habe Tulpe und ihr müsst euch keine Sorgen machen.« Einige meiner Freunde reagierten nämlich so darauf, als hätte ich ihnen eröffnet, dass sie sterben würden. Sobald sie die Neuigkeit dann einigermaßen verdaut hatten, erschien auf ihren Gesichtern ein leicht veränderter Ausdruck, so als glaubten sie jetzt, ich würde sterben.
    »Kann ich irgendetwas tun?« ist vermutlich die häufigste Frage, die jeder hört, bei dem eine ernste Krankheit diagnostiziert wird. Eine ungefährliche Frage, da der Patient mit ziemlicher Sicherheit nicht antwortet: »Na ja, das Klo im ersten Stock ist verstopft und auf dem Dachboden läuft irgendein Nagetier herum. Komm doch mit Gift und einem Saugstopfer vorbei.«
    Nein, Schweigen breitet sich aus wie eine Wolke. Der Leidende sagt: »Nein, im Moment nicht, danke, sehr freundlich von dir. Ich melde mich.« Weil mir diese dürftige Antwort nicht gefiel, dachte ich mir eine andere aus: »Bete für mich.« Das sagte ich nicht nur, um die Leute in Verlegenheit zu bringen, was hin und wieder offenkundig der Fall war. Ich war selbst nicht gerade Weltmeisterin im Beten, aber ich konnte mir durchaus vorstellen, das die Gebete von erfahrenen, aufrichtigen Betenden etwas bewirken können.
    »Mein Leben ist momentan auch eine einzige Katastrophe«, sagte eine Bekannte, die nach allem, was man hörte, das einer Prinzessin führte. »Unser Keller steht unter Wasser und wir haben nichts als Scherereien mit der Versicherung.«
    »Gut, dass du mich erinnerst«, meinte eine andere. »Meine nächste Mammographie ist längst überfällig.«
    Andere munterten mich dagegen auf, obwohl das Leben mit ihnen auch nicht gerade freundlich umsprang. Meine Friseurin Jodie hatte ein Tattoo für jede gescheiterte Beziehung. Auf ihrem Körper war nicht mehr viel Platz frei. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und wünschte mir alles Gute. Sie sagte, bei ihrer Tante sei auch eine Vasektomie durchgeführt worden, wie bei mir.
    »Sie sind nicht krank!«, rief Sophie, unsere wunderbare Haushaltshilfe, die sich nach Kräften bemühte, unseren Haushalt alle zwei Wochen wieder auf Vordermann zu bringen. »Mein Onkel ist wichtiger Doktor für Frauenbrust in China. Er sagt, Sie sollen kein Kaffee mehr trinken. Trinken Sie mehr Tee. Und denken Sie nicht, dass Sie krank sind! Wenn Sie denken, dass krank, Sie werden krank. Wenn Sie aus Krankenhaus kommen, ich suche Ihnen guten chinesischen Doktor. Hilft Ihnen, stark zu werden. Er macht Ihr Gesicht wieder rot.«
    Nachdem sie gegangen war, sah das Haus viel sauberer aus und es roch leicht nach Zitrone. Einen Moment lang war ich richtig fröhlich.
    Ich beschloss, keine ernst klingenden Anrufbeantworternachrichten mit der Frage nach meinem Gesundheitszustand zu beantworten. In manchen Stimmen schwang so etwas wie Erleichterung mit. Die Anrufer waren froh, nicht direkt mit mir sprechen zu müssen. Sie fühlten sich wohler dabei, nur eine Nachricht zu hinterlassen … und ich mich dabei, sie einfach bloß abhören zu müssen.
    Einige wohlmeinende Bekannte legten mir Bücher über Alternativtherapien vor die Tür. Da ich mit angesehen hatte, wie eine gute Freundin an Brustkrebs starb, nachdem sie eine konventionelle Behandlung verweigert und sich selbst Mistelinjektionen verabreicht hatte, war ich nicht in Versuchung – zumindest noch nicht. Zuerst würde ich alles nehmen, was die Schulmedizin zu bieten hatte. Allerdings fing ich an, die alte Chinesin aufzusuchen, die eine Straße weiter Akupunktur machte.
    Mein Plan, dem Fitnesstraining zu entkommen, scheiterte. Mein Trainer Peter erklärte mir, dass ich kräftige Arme und Bauchmuskeln brauchen würde, um die Heilung zu beschleunigen. Aus reiner Freundlichkeit begann er mir leichtere Gewichte zu geben.
    Er bot an, zweimal die Woche zum Training zu mir nach Hause zu kommen, sobald ich mich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kräftig genug fühlte. Ich sagte, ich würde es mir überlegen.
    Schlaf und noch mehr Schlaf. Ich konnte nicht genug davon kriegen. Vielleicht eine Schockreaktion. An manchen Nachmittagen kuschelte sich Katharine neben

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