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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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das Wort entspannen, dachte ich. Nein, ich hatte den Gedanken , dass ich das Wort entspannen hasste!)
    Im Wegdämmern stellte ich mir einen riesigen Heißluftballon vor. In den lud ich die Hochzeit, meine Kolumnen, mein Buch, meine Angst vor dem morgigen Tag, Sri Lanka … und dann sah ich zu, wie all das in den klaren Nachthimmel entschwand.
    Kurz bevor ich in das tiefe, dunkle Loch des Schlafs fiel, stellte ich mir vor, wie ich Cleos warmen weichen Körper in den Arm nahm.

13.
Wiedervereinigung
    Töchter, wie Katzen, sind immer nur eine Leihgabe.
    »Sie werden sich hinterher an kaum etwas erinnern«, sagte mein alter Freund Greg im Operationssaal, das Gesicht von einem Strahlenkranz umgeben. Man entwickelt leicht eine seltsame Anhänglichkeit an Menschen, von denen das eigene Überleben abhängt.
    Als ich Greg das nächste Mal sah, trug er eine rote Duschhaube und wirkte ungeheuer aufgekratzt. Vermutlich hatte ich einen unzüchtigen Traum. Würden meine Hormone denn niemals Ruhe geben?
    »Es ist gut gelaufen«, sagte Greg. »Wir sind zuversichtlich, dass wir den Krebs vollständig entfernt haben.«
    Oh. Es war also keine erotische Phantasie. Ein stechender Schmerz an einer merkwürdigen Stelle, links unterhalb der Rippen. Eine Plastikschlange. Ein Drainageschlauch, erklärte mir eine Stimme. Kurz darauf wurde ich durch einen grauen Korridor gerollt, den Blick wie gebannt auf Tausende kleiner Löcher in der Decke gerichtet. Ob Krankenhausarchitekten eine Ahnung haben, wie viel Zeit Patienten damit verbringen, an Decken zu starren? Auf meinem Gesicht hatte sich eine Sauerstoffmaske festgesaugt wie ein Seestern.
    »Ihr Mann wartet auf Sie«, sagte eine Krankenschwester.
    Klingt romantisch, dachte ich. Was konnte sexier sein als sechs Drainagen, eine Tropfinfusion und ein Katheter plus Sauerstoffmaske? Ach ja, und Beine, die in zischenden Plastikschläuchen steckten – das hatte irgendetwas mit der Verringerung des Thromboserisikos zu tun. Ich war verschnürt wie Tutenchamun.
    Es tat gut, meinen Liebsten zu sehen, auch wenn er erschöpft und besorgt wirkte. Schlimmer noch, als sich selbst in einer grässlichen Situation zu befinden, ist es, Menschen, die man liebt, zu beunruhigen. Ich schickte ihn nach Hause ins Bett, sobald es die Höflichkeit erlaubte.
    Zurück ins Nichts.
    Während ich zwischen Wachen und Schlafen hin und her driftete, drang über das Zischen der Stützstrümpfe hinweg ein neues Geräusch in mein Bewusstsein. Eine weibliche Stimme, die fremdartige Laute von sich gab. Melodiöse, beruhigende Worte. Und liebevoll, wie ein Wiegenlied. Abgesehen davon, dass ich keines davon verstand. High von den Schmerzmitteln. Das musste es sein.
    Ich öffnete die Augen und fixierte einen Punkt in der Nähe des Fensters, wo Philip gestanden hatte. Im Dämmerlicht hob sich eine schlanke Gestalt mit einem hübschen, femininen Profil ab. Lydia?! Die Krankenhausdrogen spielten mir einen Streich. Widerstrebend glitt ich zurück in den Halbschlaf.
    Einige Zeit später kämpfte ich mich erneut durch den Drogennebel und sah zu der Stelle, wo mir Lydia erschienen war. Zu meiner Überraschung war die Gestalt noch immer da und saß kerzengerade und mit halb geschlossenen Augen auf dem Stuhl neben dem Fenster. Die Worte flossen über ihre Lippen und hüllten mich ein. Ein Gesang.
    Irgendwann bemerkte Lydia meinen Blick. Sie hielt inne und lächelte mich an. Strahlendes Licht erfüllte den Raum. Sie beugte sich über mich und legte drei kühle Finger auf meine Stirn. Und verschwand. Diese Krankenhausdrogen hatten es wirklich in sich.
    Als Nächstes schwebte Greg über mir und verglich eine Brustrekonstruktion mit der Arbeit eines Gärtners. So wie ein neu gepflanzter Setzling Wasser brauche, erklärte er mir, brauche eine neue Brust Blut. Die nächsten vierundzwanzig Stunden wären entscheidend. Wenn mein Bewässerungssystem seine Arbeit ordentlich mache, würde das transplantierte Bauchfett »wurzeln« und sich in seine Aufgabe als neue rechte Brust fügen.
    »Und wenn es nicht funktioniert?«, fragte ich mit schwacher, krächzender Stimme.
    »Dann weinen wir alle ein bisschen, rollen Sie zurück in den OP und reißen es raus.«
    Das lenkte mich von Nachdenken über Krebszellen ab.
    Von der Wand gegenüber dem Bett starrte mich ein Druck in schreienden Farben an. Abstrakt, eine Küstenlandschaft. Zwischen Wasser und Klippen verbarg sich ein Männergesicht. Wäre ich in der Lage gewesen, aufzustehen, hätte ich das Ding aus dem

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