Kater mit Karma
meiner Familie und den Freunden, die sie geschickt hatten, sehr dankbar. Auf der riesigen Karte, die alle Frauen aus meinem Yogakurs unterschrieben hatten, prangte unerklärlicherweise eine Siamkatze.
Der Kreis von Frauen, von dem meine Schwester Mary gesprochen hatte, begann sich bereits zu bilden. Sie schickten mir Karten und E-Mails, die Philip ausdruckte und mitbrachte. Einige hätten Töpfe mit Essen vor die Tür gestellt, berichtete er.
In der Abgeschlossenheit meines Krankenhauszimmers wurden Pläne und Abgabetermine bedeutungslos. Eine Mastektomie ist die Erinnerung schlechthin, dass Liebe und Freundschaft das Einzige sind, was wirklich zählt.
Reue? Da gab es nicht viel, außer dass ich in der Annahme, ich hätte noch viele Jahre, um leichtsinnig zu sein, das Leben zu ernst genommen hatte. Unzählige Stunden hatte ich abgeschieden von der Welt und über eine Tastatur gebeugt damit verbracht, Millionen von Wörtern zu produzieren. Statt zu leben, hatte ich zu viel Zeit damit verschwendet, darüber zu schreiben.
Lydia, Mary, Freundinnen, die Yogagruppe und Leserinnen, die mir E-Mails schickten – manchmal konnte ich den Kreis von Frauen um mein Bett beinahe spüren. Ihre guten Wünsche und Gebete schienen den Raum zu füllen. Einige der Krankenschwestern spürten es ebenfalls.
»In diesem Zimmer herrscht so eine wunderbare Atmosphäre. Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen«, sagte Schwester May, bevor sie hinzufügte, meine Haare sähen verheerend aus.
Während sie in meinem Kulturbeutel kramte, musste ich zu meiner Beschämung gestehen, dass ich vergessen hatte, einen Kamm einzupacken. Sie erbot sich, im Krankenhausladen einen für mich zu besorgen. Kurz darauf kehrte sie mit dem neuen Kamm zurück und fuhr mir damit sanft durch die Haare. Die personifizierte Freundlichkeit. Da ich nicht sitzen und kaum die Arme heben konnte, war allerdings auch nicht daran zu denken, dass ich mich selbst kämmte.
Besucher. Eine erfreuliche, erschreckende Vorstellung. Obwohl Lydia Stunden an meinem Bett verbrachte, betrachtete ich sie nicht als Besucherin, weil sie keine Unterhaltung oder irgendeine Art von Leistung von mir erwartete. Sie war einfach nur da, ein Glücksbringer, und verbreitete allein durch ihre Anwesenheit Ruhe und Zuversicht. Es machte ihr nichts aus, wenn ich wegdämmerte. Das Wissen, dass sie da war, wiegte mich in den Schlaf.
Ich sehnte mich danach, meine Familie zu sehen, aber ich wollte nicht, dass meine zischenden Beine und die wie eine makabre Weihnachtsdekoration am Bett aufgehängten Bluttransfusionen sie beunruhigten. An diesem Abend erschienen zwei Gestalten in der Tür. Rob und Chantelle. Bewaffnet mit Mineralwasser und frischen Limetten. Rob wusste genau, was ich brauchte. Er brachte den Kopfteil meines Bettes in die bequemste Stellung, sorgte dafür, dass die Klingel in Reichweite war, behielt den Pegel der Infusionsflasche im Auge. Mein Mund war so trocken wie Katzenstreu und das Mineralwasser mit einem Spritzer Limettensaft war der reinste Nektar.
Regelmäßig tauchte Philips besorgtes Gesicht auf. Er strich mir über die Stirn, bewunderte die Blumen und fragte, ob er irgendetwas für mich tun könnte. Das beste Mitbringsel war unser Bose-Radio von zu Hause. Leise auf einen Klassik-Sender eingestellt, verhalf es mir zur Gesellschaft von Bach, Beethoven und Konsorten. Mozart und Blumen. Was konnte eine Frau sich mehr wünschen?
Eine weitere unverzichtbare Annehmlichkeit war merkwürdigerweise ein Lammfell, empfohlen von einer Freundin, die eine ähnliche Operation hinter sich hatte. Tag und Nacht zum Liegen auf dem Rücken verurteilt, lernte ich die Weichheit des Fells und seine Fähigkeit, die Luft unter mir zirkulieren zu lassen, schnell schätzen.
In einer der Tagesschichten stellte eine junge Krankenschwester meine Infusion höher. Neun Liter später war ich so aufgebläht, dass ich aussah wie im siebten Monat schwanger.
Beim Anblick meines aus seinem Korsett quellenden Bauchs musste ich daran denken, wie meine Mutter im Endstadium ihres Darmkrebses ausgesehen hatte. Mir wurde übel. Eine Schar besorgter Schwestern versammelte sich um mein Bett.
»Wie stark sind Ihre Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn?«, fragte eine.
Mein Bauch fühlte sich an, als wäre er mit Glasscherben gefüllt. Ich meinte jeden Moment ohnmächtig zu werden, aber ich wollte nicht, dass sie mich für einen Jammerlappen hielten. Deshalb entschied ich mich für eine konservative Sechs.
Die
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