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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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übertragen alle möglichen Krankheiten auf die Tiere.«
    Ich nickte widerstrebend und vergrub die Hand in der Tasche.
    Ich war gespannt, was passieren würde, wenn der Kater die Decke des Käfigs erreichte. Am vernünftigsten wäre es gewesen, rückwärts wieder nach unten zu klettern, aber ihm wäre nie in den Sinn gekommen, das zu tun, was jemand erwartete. Wie Tarzan schwang er sich zur Seite und klammerte sich Pfote für Pfote mit den Krallen an das Gitter der Käfigdecke.
    Im nächsten Moment hing er mit allen vieren an der Decke und stieß ein triumphierendes Miauen aus, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ihm sein Publikum immer noch wie gebannt zusah. An ihm war ein Zirkusartist verloren gegangen.
    »Ist dieses Kätzchen zu verkaufen?«, fragte ich und konnte es selbst kaum fassen, dass diese Worte über meine Lippen kamen. Der Blick des kopfüber dahängenden Katers wanderte erwartungsvoll von mir zum Verkäufer.
    »Der?«, sagte der junge Mann und verzog kaum merklich den Mund. »Der war wegen einer Bindehautentzündung ein paar Wochen lang im hinteren Raum isoliert. Deshalb ist er auch viel älter als die anderen.«
    »Älter? Ich dachte, er wäre nur größer. Aber größer bedeutet natürlich älter …«, brabbelte ich.
    »Sollten wir nicht erst mal nach Hause fahren und darüber nachdenken?«, sagte Mary. »Sonst bin ich am Ende schuld, wenn das eine Katastrophe wird.«
    Einmal große Schwester, immer große Schwester. Der Kater ließ das Gitter los und sauste auf den Boden zu. Lydia, Mary und ich hielten die Luft an, als er an uns vorbeisegelte, er landete jedoch sicher auf einem braunen Kätzchen, das sittsam zusammengerollt neben den Futterschüsseln lag.
    »Das macht er dauernd«, erklärte der Verkäufer. »Er benutzt die Kleine als Sprungmatte. Er schläft sogar auf ihr. Ich weiß nicht, warum sie sich das gefallen lässt.«
    Das braune Kätzchen hatte keinen Schaden genommen, es schien beinahe froh zu sein, dass es seinem hyperaktiven Freund als Matratze dienen durfte. Der Siamese schüttelte sich und nachdem er sich ein paarmal über Beine und Rücken geleckt und vergewissert hatte, dass alles noch da war, wo es hingehörte, kam er wieder an das Gitter stolziert, um seine Charmeoffensive fortzusetzen.
    Sogar in meinem Zustand der Verliebtheit konnte ich leise die Alarmglocken schrillen hören. Dieser kleine Kater hatte eine solch ausgeprägte Persönlichkeit, dass es an Egozentrik grenzte. Er hatte das Potential zur Problemkatze, möglicherweise war er sogar ein bisschen gestört. Dafür mochte ich ihn allerdings umso mehr. Es war mir egal, wie jeder Frau, die dem Charme eines männlichen Wesens verfiel. Das waren keine Alarmglocken, das waren Hochzeitsglocken! Wenn er seine Verrücktheiten nicht automatisch mit dem Erwachsenwerden ablegte, würde ich sie ihm abgewöhnen. Hatte ich nicht mehr oder weniger erfolgreich drei Kinder großgezogen? Ein Vierbeiner war da ein Klacks.
    »Möchten Sie ihn mal halten?«, fragte der Verkäufer.
    Ich nickte heftig. Es war mir ein bisschen unangenehm, dass mein zukünftiges Glück von einem sommersprossigen jungen Mann abhing, der so lässig auf meine Zuneigung zu diesem Kätzchen reagierte. Er hatte noch nicht einmal richtig auf meine Frage geantwortet, ob der kleine Kerl zu verkaufen war. Er schien ihn selbst recht gern zu haben. Vielleicht wollte er ihn ja für sich behalten.
    Als ich den jungen Mann nach seinem Namen fragte, wirkte er verlegen, geradezu verwirrt. Nathan, sagte er dann, wurde ein bisschen rot und musterte das Regal mit Hundefutter. Ich begann allmählich zu begreifen. Nathan war einfach nur schüchtern und andere Menschen stellten eine Enttäuschung oder eine Bedrohung für ihn dar, deshalb fühlte er sich mit Tieren wohler.
    Nathan öffnete die Käfigtür und bückte sich nach dem Fellbündel, das sich seinem Griff geschickt entwand und in einen Haufen geschreddertes Zeitungspapier sprang. Regungslos verharrte der kleine Kater in seinem Versteck, überzeugt, dass man ihn nicht sehen konnte. Aber ein kleiner dunkler Schwanz, der zwischen den Papierspaghetti hervorspitzte, verriet ihn.
    »Er hält das für ein Spiel«, seufzte Nathan, griff in das Papiernest und fischte den kleinen Kerl am Genick heraus. Ich hatte nie ganz glauben können, dass Kätzchen sich gerne so herumtragen ließen, aber dem kleinen Kerl schien es nichts auszumachen.
    Nathan legte seinen Gefangenen in meine Hände. Der Kater blickte zu mir hoch und

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