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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Temperaturen von über vierzig Grad wohl kaum in Frage.
    Katharine verdrehte die Augen. Besuche von Lydias Schützlingen konnten ziemlich anstrengend sein.
    Ich buk Pancakes. Sie rollten sich in der Pfanne ein und verwandelten sich in etwas, das die Menschheit bis dahin nicht gekannt hatte. Es läutete an der Tür. Ich öffnete. Die Hitze schälte mir sofort die Haut vom Gesicht.
    Mein Herz zog sich zusammen, als ich das elende Häuflein auf der Veranda sah. Rasch bat ich sie ins Haus, wo sich ohne viel Erfolg die Klimaanlage abrackerte. Lydia stellte mir unsere Gäste nacheinander vor. Lawrence’ Körper war so steif und zusammengesunken, dass er kaum gehen konnte. Die dicke Agatha konnte sich bewegen, aber in ihren Augen war kein Leben. Ellie, weißhaarig und im Rollstuhl, redete wie ein Wasserfall. Sofia sprach nicht, nickte und lächelte dafür geradezu beängstigend oft. Bert stellte sich irrtümlich als der Boss vor.
    Jonah schoss die Treppe hoch.
    Ich war erleichtert, dass Lydia zur Unterstützung Emma dabeihatte. Zusammen mit Katharine halfen sie unseren Besuchern ins Wohnzimmer, wo Teller mit Kuchen und Sandwiches bereitstanden. Die Pancakes kamen überraschend gut an. Im Bewusstsein, dass die eine oder andere der Frauen früher vermutlich eine gute Hausfrau gewesen war, entschuldigte ich mich dafür, dass ich das Backpulver vergessen hatte, aber es schien niemanden zu stören.
    Die Unterhaltung war nicht gerade lebhaft. Ellie plapperte zwar ununterbrochen, aber völlig unzusammenhängend. Mitten im Satz wechselte sie von Strickmustern zu Straßenbahnfahrplänen.
    Ich stieß Katharine an und sagte, sie solle ihre Geige holen. Widerstrebend folgte sie meiner Aufforderung. Lawrence griff an sein Hörgerät, als er die Geige sah. Musik tat seinen Ohren weh. Katharine stellte ihren Notenständer am anderen Ende des Zimmers auf.
    »Musik!«, rief Sofia und lief zu ihr. Sie klopfte auf den Notenständer, deutete auf Katharine und sagte: »Spiel ›Stille Nacht‹.«
    Weihnachten war vor zwei Monaten gewesen, aber Zeit war für unsere Gäste relativ.
    Als die ersten Töne durch den Raum schwebten, fielen sie krächzend in die Melodie ein, die sie seit frühester Kindheit kannten.
    Wie Gespenster hingen Weihnachtserinnerungen aus nahezu fünfhundert Jahren über dem Tisch. Die Zahl an Weihnachtsfesten, die noch kommen würden, war eher gering. Ich griff nach einem Taschentuch, um mir die Tränen abzuwischen.
    Nachdem sie noch ein paar Weihnachtslieder gesungen hatten und zum Mittagessen geblieben waren (weil sie es sowieso in ihrem Picknickkorb dabeihatten), wurden unsere Gäste unruhig. Bert forderte Katharine zu ein paar Jazzimprovisationen auf. Er wiegte sich verwirrt hin und her, als sie ihm erklärte, sie habe Unterricht in klassischer Musik. Lydia und Emma führten die anderen der Reihe nach zur Toilette.
    »Wo haben wir denn Eimer und Lappen?«, flüsterte Lydia. »Agatha ist ein kleines Missgeschick passiert.«
    Als es Zeit zum Gehen war, versammelte Lydia ihre Schützlinge in der Diele. Sie mussten so schnell wie möglich zum Bus und einsteigen. Inzwischen war Wind aufgekommen und im Freien war es kaum auszuhalten. In der Luft hing ein unheilvoller Brandgeruch.
    Lydia versicherte mir, sie werde alle umgehend nach Hause fahren und vor der Hitze in Sicherheit bringen. Bevor sie die Tür öffnete, nahm sie noch rasch eine Durchsuchung von Agathas Handtasche vor und entdeckte einen unserer Kerzenhalter und eine Tube meiner Gesichtswaschlotion von Lancôme. Lydia lachte und meinte, da wären wir noch gut weggekommen. Auf ihren Ausflügen in die Stadt hatte Agatha die Angewohnheit, anderen Leuten das Essen vom Teller zu stehlen.
    Ich umklammerte das Taschentuch und winkte unseren Gästen nach. Lydias Schützlinge gaben stets mehr, als sie nahmen.

27.
Dem Feind ins Auge sehen
    Eine Katze ist nicht immer ein guter Gastgeber.
    »Du wirst es nicht glauben!«, rief Lydia und ihre Stimme klang ungewohnt fröhlich.
    Diesen Ton kannte ich. Für gewöhnlich bedeutete er, dass ich zu irgendetwas überredet werden sollte, und ich war im Moment nicht in der Stimmung.
    »Was?«, fragte ich geistesabwesend. Ich quälte mich gerade mit einem Kreuzworträtsel mit »Allgemeinwissensfragen« ab, in dem dauernd nach den Vornamen von irgendwelchen Rocksängern gefragt wurde, von denen ich noch nie im Leben etwas gehört hatte.
    »Mein Lehrer kommt zu Besuch.«
    »Das ist schön«, sagte ich. »Wo wohnt er denn?«
    Ich mag es

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