Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
sich ein Geschirrhandtuch vom Haken neben der Spüle und schnäuzte sich hinein. »Und dann wollte sie jedes Detail über den Vertrag wissen, den Stefan und ich abgeschlossen haben. Aber da hatte sie sich geschnitten.«
»Sechzig/vierzig für ihn, bei allen verkauften Bildern.«
Sie sah erstaunt auf. »Okay, so weit sind Sie also schon. Aber warum auch nicht? Ohne Stefan würde ich gar nichts bekommen. Und wenn das mit der Auktion klappt -«
»Welche Auktion?«
Sie hob die Schultern. »Stefan kannte jemanden, der Bilder von mir an ein Auktionshaus gibt, nachdem er sie gekauft hat. Dabei, meinte er, würde mit etwas Glück für mich noch mal ein hübsches Sümmchen rausspringen.«
Liebermann kamen die beiden Bilder von Iljana Karuleit in den Sinn. Wie automatisch spann sich von ihnen ein Faden zu Anton Seeland dem Sammler.
»Aber ist es nicht so, dass Sie keinerlei Gewinn mehr am Verkauf von Bildern haben, die bereits verkauft sind?«, fragte er.
»Scheinbar doch. Stefan wird schon gewusst haben, wie.«
Stefan Berlich hatte in vielerlei Hinsicht mehr gewusst als sie, dachte Liebermann. Er zog sein fiependes Telefon aus der Tasche und lauschte Marion, die heute von einer Aufregung in die nächste zu fallen schien. Als er es wieder zurückgleiten ließ, fröstelte er plötzlich. Er betrachtete Selma, die die Zeit genutzt hatte, sich ein Glas Wasser einzuschenken. Sie trank mit langsamen Schlucken.
»Mich würde interessieren«, sagte er, »wann Stefan Berlich Ihnen von der Auktion erzählt hat.«
Selma sah ihn über den Rand ihres Glases hinweg an. Aber Liebermann hatte den Eindruck, dass ihr Blick ihn nicht wirklich meinte. Vielmehr weilte er auf einem beliebigen Punkt seines Körpers. »Vor kurzem. Genau weiß ich’s nicht mehr.«
»Und was taten Sie noch mal vorgestern Abend?«
Liebermann blickte ihr in die Augen. Es machte ihm keinen Spaß zu sehen, wie sie ihm auswich.
»Das wissen Sie doch. Ich habe die Büchse der Pandora bei Herrn Olbinghaus abgegeben.«
»Ich glaube Ihnen, dass Sie das Bild abgegeben haben«, sagte er freundlich.
»Aber ich denke, es war am Mittwochnachmittag oder erst gestern Morgen. Am Mittwochabend waren Sie nämlich in Potsdam, wo Sie einen Blick auf seine Familie geworfen haben. Es geht nichts über eine ordentliche Recherche, wenn man sich unsicher ist, nicht wahr, Sally? Leider saß am Berlich’schen Abendbrottisch auch eine Kollegin von mir, die sich in diesem Moment durch einen Packen Fotos von jungen Künstlerinnen arbeitet. Sie war sehr erstaunt, dabei auf das Bild der Nixe zu treffen, die an ebenjenem Abend durch den Garten ihrer Gastgeber geschlendert war und von der sie schon beinahe dachte, dass sie sie sich nur eingebildet hätte.«
Selma wurde ein wenig grün. Liebermann maß besorgt den Abstand bis zur Tür.
»Vielleicht gibt es jemanden, der mir ähnlich sieht.«
»Absolut«, sagte Liebermann. »Ich habe einmal gelesen, dass jeder von uns mindestens einen Doppelgänger besitzt. Aber es wäre schon ein ziemlicher Zufall, wenn der Ihre ausgerechnet am Mittwochabend im Garten der Berlichs gestanden hätte.«
Wie zu erwarten, war Hans Olbinghaus alles andere als begeistert, als Liebermann ihm Selma entführte.
»Wie stellen Sie sich bitte eine Vernissage ohne die Künstlerin vor!«
»Aufregend«, sagte Liebermann. »Es wird sich günstig auf den Verkauf ihrer Bilder auswirken, wenn sich herumspricht, dass die Schöpferin der Büchse der Pandora in ein Gewaltverbrechen verwickelt ist. Außerdem könnte ich sie Ihnen, flankiert von zwei kunstinteressierten Beamten, für den Abend ausleihen. Wir werden sehen.«
Selma selbst hielt den Mund. Sie ging ihm voran aus der Galerie zum Auto, die erstaunten Blicke des Sammlers, seiner haushaltenden Freundin und des Galeristen hinter sich lassend wie abgelegte Kleider.
Liebermann lieferte sie im Vernehmungsraum ab. Dann klopfte er bei Marion.
»Sie ist da, deine Nixe. Wo steckt Uwe?«
»Noch im Liebesnest von Berlich, mit der Spurensicherung«, sagte Marion und schaltete den Computer ab. »Du willst sie mir überlassen?«
»Es wäre mir lieber«, gab Liebermann zu. »Ich weiß nicht, ob ich bis zum Ende bleiben kann. Ich hab meinem Nachbarn versprochen, seine Katze aus der Pathologie abzuholen, damit er sie ordentlich bestatten kann.«
»Aha.«
»Übrigens: Selma behauptet, vorgestern Abend kurz nach zehn die Büchse der Pandora in den Briefschlitz des alten Olbinghaus gesteckt zu haben. Das ist ein Bild«,
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