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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Bettseite zu seiner Rechten, wo Nico gelegen hatte, war leer. Dafür saß Miri mit einem Buch am Fußende und streichelte Serrano, wobei sie sich bemühte, nicht in die Nähe des rudimentären Ohrs zu geraten.
    »Wo kommt der Kater her?«
    »Der war hier im Schlafzimmer. Das ist Serrano.«
    »Ich weiß.« Er überlegte, ob er sie nach Nico fragen sollte. Aber er nahm an, dass sie gegangen war, ehe Zyra und vermutlich auch Miri aufgewacht waren.
    Sie hatte den Kater hereingelassen. Da Miri nichts sagte, schwieg auch er. Serrano blinzelte ihn an. Verschlagen, fand Liebermann, wie sollte sonst einer gucken, der von Balkons im dritten Stock sprang.
    »Ist dir nicht kalt?«
    »Nö«, sagte Miri. »Kann ich Serrano mit zu Omi nehmen?«
    Serrano spitzte sein Ohr, und Liebermann grinste. Nicht, dass er etwas dagegen hätte. Seine Exschwiegermutter wohnte im achten Stock eines Hochhauses. Auf ihrem Balkon konnte Serrano beweisen, wie weit her es mit seinem Mut wirklich war.
    »Nein. Ich glaube, Katzen reisen nicht gern.«
    »Schade«, sagte Miri und fuhr dem Kater noch einmal über den Rücken, ehe sie vom Bett sprang.
    Liebermann fielen die Trauerränder unter ihren Fingernägeln auf. Eine ihrer Hände war mit grünen Herzen bemalt. Es wurde Zeit, dass jemand sich ein bisschen mehr um sie kümmerte. Jemand, der keinen Ameisenhaufen im Kopf hatte.
    Die Küche wurde von der Morgensonne geflutet. Sie ergoss sich über den Esstisch, die wie golden lasierten Dielen, schimmerte durch die Vorhänge und sogar durch eine an der Kaffeemaschine lehnende Scheibe Toastbrot. Aber es wäre nicht nötig gewesen, Liebermanns Dienstausweis, der mitten auf dem Küchentisch lag, in eine Aureole zu kleiden.
    Liebermann sackte auf den nächsten Stuhl. Er war sich sicher, dass er den Ausweis, verborgen im blickdichten Gewand seiner Brieftasche, abends auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    Eine neue Frage für seine Pinnwand. Gut: Sie würde sich auch einiges fragen. Aber schließlich konnte er es ihr erklären. Eine kleine Notlüge bedeutete noch nicht den Untergang der Welt.
    Liebermann schluckte kurz, als er an die Liste dachte, die er gestern im Rausch an Olbinghaus geschickt hatte. Vielleicht würde sie sich als bierseliges Hirngespinst heraussteilen, eine Warnung der Muse der Kriminalistik.
    Im Prinzip konnte er noch dankbar sein, dass die Muse der Kriminalistik so human war. Sie legte sich einem nicht als blasser Mozart in den Weg. Sie sprach deutlich. Und genau das würde er auch tun, jetzt gleich.
    Gleich nachdem er Miri zu Theklas Mutter gebracht hätte, korrigierte er, als seine Tochter und Serrano in der Küche erschienen.
    Serrano hing wieder an seiner Hose.
    »Jetzt nicht. Und lass dir nicht einfallen, mich zu beißen!« Mit einem Schlenker schüttelte er den Kater ab. Unten am Hosenbein knirschte etwas. Fluchend sah Liebermann an sich herunter. Ein sauberer Riss zierte das rechte Hosenbein, nicht allzu groß, aber ausreichend, um sie wegzuwerfen.
    »Weiter so, und du kannst deine Aurelia selbst aus der Pathologie holen!«
    Serrano duckte sich.
    »Glaub nicht, dass mir das in irgendeiner Weise imponiert«, sagte Liebermann.
    Serrano knurrte.
    »Sehr schön! Hau ab, ich hab was zu erledigen!«
    Als Liebermann mit dem Schlüsselbund nach ihm zielte, kniff Serrano die Augen zusammen und verschwand mit einem Murren in seinem Flieder.
    Triumphierend sah Liebermann sich um. In der Straße gähnte die übliche Leere eines Samstagnachmittags. Nur Cäsar stromerte ein paar Meter hinter ihm in Richtung Spielplatz.
    Liebermann sah ihm nach, bis ihn die Schneebeerenhecke verschluckt hatte, dann gab er sich einen Ruck.
    Er musste den Klingelknopf viermal bis zum Anschlag eindrücken, ehe Nico reagierte. Davon, dass sie zu Hause war, kündete nicht nur Nils’ Fahrrad, sondern auch eine melancholische Klaviermusik, die aus ihrem geöffneten Wohnzimmerfenster drang. Inzwischen befand sich Liebermanns tiefempfundene Reue auf dem Weg in eine gleichermaßen tiefempfundene Verzweiflung. Nach dem vierten Klingeln endlich hörte er ihre durch den Lautsprecher verzerrte Stimme: »Ja?«
    Er lehnte die Stirn an den bröckligen Putz des Hauseingangs. »Ich bin’s.«
    »Was gibt’s? Wollen die Verdächtigen nicht aussagen?«
    »Nein. Ich meine, doch. Haben schon ausgesagt. Ich möchte dir etwas erklären.«
    Eine Weile hörte er nichts als das leise Summen der eingeschalteten Gegensprechanlage.
    »Lass uns in Ruhe!«, sagte Nico endlich und schaltete sie

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