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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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aus.
    Liebermann versuchte es noch ein paar Mal, ehe er aufgab.
    »Du verstehst das falsch!«, schrie er zu ihrem offenen Fenster empor. Kurz darauf wurde es geschlossen.
    Liebermann sah erschüttert auf Serrano, der schon wieder sein Hosenbein anpeilte. »Warum gibt sie mir nicht wenigstens eine Chance?«
    »Gib mir wenigstens eine Chance, verdammt!«, brüllte er. Hinter Nicos Fenster blieb alles still, nur eine Frau, die mit einem Kinderwagen um die Ecke bog, wechselte die Straßenseite, und Serrano murrte.
    »Ich liebe dich!«
    Ein Pfiff war die Antwort. Liebermann drehte sich um. Gegenüber fegte der alte Bellin kopfschüttelnd ein paar Blüten über den Bordstein.
    In der folgenden halben Stunde passierte nichts Wesentliches, außer dass Serrano sich vergeblich bemühte, ihn über die Straße zu locken, und Laura den Bürgersteig entlangkam. Liebermann, der inzwischen Posten auf der Kühlerhaube von Nicos Auto bezogen hatte, winkte ihr entgegen. Laura zögerte, dann winkte sie zurück. Vor Nicos Tür machte sie halt.
    »Sie ist da, aber sie macht nicht auf«, sagte Liebermann gleichmütig, als sie dreimal kurz hintereinander auf die Klingel drückte. Einen Moment später erklang der Summer. Liebermann sprang wie von der Tarantel gestochen auf.
    Als er die Tür erreichte, klickte das Schloss.
    »Tut mir leid, Lektor«, hörte er Lauras Stimme von drinnen. Irrte er sich, oder hatte sie den Lektor besonders betont?
    »Verstehst du das? Was machen die mit mir?«
    Serrano sah ihn an, als wollte er sagen: »Das sind Menschen, was hast du erwartet? Willst du etwas wirklich Interessantes erfahren, dann komm mit mir.«
    Und Liebermann ließ sich erweichen. Nachgiebig wie ein verwundetes Schalentier kroch er hinter dem Einohrigen her, über die Straße, am Lebensmittelladen vorbei, wo Tante Lehmann und ihr Lehrling damit beschäftigt waren, ihr mageres Gemüsesortiment einzuräumen, zur Nummer 17. Dort holte er ihn ein.
    »Ich sagte doch schon: Deine Aurelia ist noch im Reich des Formaldehyds. Wir können sie erst am Montag begraben.«
    Serrano rieb sich an seinen Beinen und knurrte.
    »Na schön, aber mach es kurz, ich muss denken.« Die Bauarbeiter vorn am Haus waren trotz des Wochenendes noch auf ihren Posten. Offenbar versuchten sie, ihren Auftrag doch noch termingerecht zu erfüllen. Nur Moritz konnte Liebermann nirgendwo entdecken.
    Hinten im Hof herrschte eine angenehme Ruhe. Das Baugerüst band die Balkons und Fenster wie je in sein stählernes Korsett, und ein Stück von ihnen entfernt stand die Mörtelwanne, aufrecht und schwarz, als wäre sie nie bewegt worden.
    Im Erdgeschoss war ein Fenster offen. All das nahm Liebermann mit einem hilflosen Rundblick wahr, während der Kater ihn verließ. Als Liebermann seine Abwesenheit bemerkte, befand er sich schon auf der zweiten Ebene des Gerüsts.
    »Vergiss es!«, sagte er.
    Serrano mauzte und kletterte noch ein Stockwerk höher.
    »Du erwartest doch nicht, dass ich am helllichten Tag hier herumhangle«, sagte Liebermann. »Ich werde das Treppenhaus benutzen.«
    Aber er benutzte es nicht, denn als er den ersten Schritt auf die Einfahrt zumachte, hörte er über sich ein Pfeifen. Ein Fellknäuel zischte durch die Luft, entfaltete sich und schlug eine Sekunde später neben ihm auf. Wie schon am Abend zuvor setzte Liebermanns Puls für einen Moment aus.
    Und wieder waren die ersten Worte, die er danach fand: »Du dämliches Vieh!«
    Serrano schüttelte sich benommen. Dann setzte er sich neben Liebermann und sah ihn an.
    »Das zweite deiner sieben Leben ist futsch. Falls es das ist, was du mir sagen wolltest«, sagte Liebermann. »Oder sollte diese Vorführung eben, wie auch die gestern, meiner Unterhaltung dienen? Bleibst du sitzen!«, raunzte er, als Serrano Anstalten machte, wieder auf das Baugerüst zuzutraben. Unbeirrbar setzte der Kater seinen Weg fort. Mit einem Sprung schnitt Liebermann ihn ab. »Nichts da. Ich werde nicht zusehen, wie du dir das Genick brichst.« Serrano blickte zu ihm auf, und für einen Moment verlor Liebermann sich in den beiden Miniatursonnen, die in seinen Augen tanzten. Winzige Goldtaler. Katzengold, billiger als echtes, aber genauso blendend.
    »Aurelia ist nicht gestürzt«, sagte er deutlich. »Sie ist zermalmt worden. Der Daumen, du erinnerst dich. Wenn, dann ist höchstens ...« Das Gold in Serranos Augen floss träge im Kreis. Zwei leuchtende Tümpel, zwei Aureolen. Zwei.
    »Ich muss denken«, sagte er und ließ den Kater sitzen. Und

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