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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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dauernd durch die Träume spukt, aber ja, wenn du es auch so siehst, würde ich sagen, dass es ein eher weiblicher Geist war. Aber Achtung, immer unter Vorbehalt!«
    »Ist klar. Also weiß. Und sonst?«
    Reiner starrte eine Weile auf die Pflastersteine unter seinen Füßen. »Weißt du was?«, sagte er. »Es will mir nichts mehr kommen. Alles verschwommen hier oben, gestaltlos wie eine Amöbe. Pantoffeltierchen, hatten wir damals in der Schule. Aber wie wäre es, wenn du mir deinen Geist beschreibst, vielleicht hilft das.«
    Liebermann gab sich große Mühe, so zu tun, als denke er nach. Dann gab er, unter verschwenderischer Verwendung der Worte »bleich« und »unheimlich« eine ziemlich exakte Beschreibung von Charlotte Olbinghaus ab. Dabei legte er ein besonderes Gewicht auf ihre weibliche Figur, die langen Beine und die rote Lockenpracht. Reiner hörte seinem Vortrag konzentriert zu. Manchmal nickte er vage, ein andermal verzog er das Gesicht, aber als Liebermann auf ihre Kleidung zu sprechen kam, schoss sein linker Zeigefinger in die Höhe.
    »Das ist sie! Du hast tatsächlich das gleiche Glück gehabt wie ich. Ich hab mich gerade gefragt, was nicht gestimmt hat. Sie war nicht nackt, nicht wahr, denn sonst hätte ich mit Bestimmtheit sagen können, dass es eine Frau war. Aber angezogen war sie auch nicht, dann hätte ich es entweder auch sofort erkannt, oder ich hätte sie einfach für irgendeine Besoffene gehalten, die es aus den Latschen gekippt hat. Sie trug Unterwäsche, das ist es! Nicht nackt und nicht angezogen. Ein komischer Geist, findest du nicht?« »Ja«, sagte Liebermann im Gedenken an die zweite Sonne. »Ein komischer Geist.«
    Er kam gerade rechtzeitig, um sein Handy vom Schreibtisch aufzunehmen, bevor die Mailbox ansprang.
    »Hast du unsere Nachricht von gestern nicht abgehört?«, fragte Uwe enttäuscht.
    »Doch. Glückwunsch. Ohne mich seid ihr besser dran.«
    »Unsinn! Marion meint, dass du sie drauf gebracht hast. Du hast gesagt, dass die Potsdamer üblicherweise erst einmal die Ehefrau von Berlich ins Visier genommen hätten. Da ist ihr das mit der Telefonnummer wieder eingefallen.«
    »Das war nicht ich, sondern Zufall.«
    »Zufall?« Uwe schwieg einen Augenblick. »Was ist los?«, fragte er dann. »Macht dein Rücken Ärger? Die Frauen, das Kind?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwas stimmt nicht.«
    »Na ja«, sagte Uwe vorsichtig, »So könnte man’s sagen. Seit du bei deiner Exfrau wohnst, sind in ihrer Umgebung zwei Menschen verschwunden. Einer davon ist tot.«
    »Zwei.«
    »Umso schlimmer. Du solltest lieber wieder herkommen. Berlin ist robuster als dein lauschiges Viertel, Berlin kann dich aushalten.«
    Aus einer Dielenritze zwischen Liebermanns Füßen kroch ein Silberfisch.
    Vermutlich hatte Uwe recht. Er gehörte nicht in dieses fragile Viertel, in dem die Uhren anders tickten, Katzen in ihren eigenen Fällen ermittelten und Schneiderpuppen zu Königinnen wurden. Ebenso wenig wie Charlotte Olbinghaus oder Stefan Berlich, der im Prinzip auch Berliner geblieben war.
    Aber Uwe übersah, dass er im Gegensatz zu diesen beiden nicht einfach gehen konnte. Wegen Miri, und weil er vorher noch Gold von Katzengold zu trennen hatte.
    Sein Laptop meldete zwei Posteingänge.
    Der erste war eine Rundmail, die die Theateraufführung von »Schneewittchen« ankündigte. Die andere stammte von Hans Olbinghaus.
    Liebermann ließ ein paar Minuten verstreichen, ehe er sich entschloss, sie zu öffnen.
    Die Antwort des Galeristen war kurz und sachlich. Genau genommen bestand sie aus drei Zeilen. Was Tasche, Ohrringe, Buch, Uhr und Kamera anging, hielt es Olbinghaus für möglich, dass sie seiner Frau gehörten, und forderte Fotos an. Beim Kleid war er sich relativ sicher. Ein schwarzes kurzes Dior-Kleid mit tiefem Ausschnitt und goldenem Gürtel. Er hatte es seiner Frau zu Weihnachten geschenkt. Dann erkundigte er sich, wie Liebermann auf seine Liste kam, und bat um Rückruf. Liebermanns Finger verharrte über der »Löschen«-Taste, bis er lahm wurde. Er ging auf den Balkon.
    Rauchend betrachtete er Nicos Fensterfront. Am Zaun lehnte noch immer das Fahrrad mit dem Anhänger. Vermutlich war auch Laura noch dort drüben und wer weiß noch wer. Liebermann drückte seine Zigarette aus und brach auf.
    Zunächst klingelte er bei den Bärmanns. Es passierte ungefähr dasselbe wie bei Nico, nämlich nichts. Nach dem zweiten Versuch stiefelte Liebermann die Treppen wieder hinunter und begab sich in den Hof, um

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