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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Olbinghaus mutierten Nico ein Abgrund aufgetan, der sich noch immer nicht wieder vollständig geschlossen hatte. Nico war kleiner und muskulöser als Charlotte Olbinghaus, sie hatte einen anderen Teint im Prinzip ähnelten sie sich überhaupt nicht.
    Und doch. Liebermann trank auch das zweite Bier aus, holte ein drittes und setzte sich, als Serrano plötzlich miaute.
    Liebermann sah auf und bekam gerade noch mit, wie der Kater hinter einem Blumenkasten verschwand.
    Entsetzt stürzte Liebermann an die Brüstung.
    Der Kater drehte sich in der Luft. Er schrie. Dann verschluckte ihn ein Zierquittenbusch. Liebermann hielt sich an der Brüstung fest, um nicht hinterherzufallen. »Serrano«, stammelte er. »Du dämliches ...« In diesem Augenblick ging ein Beben durch den Quittenbusch, und der Einohrige tauchte wieder auf. Er schüttelte sich und sah nach oben. Und obwohl Liebermann weit über ihm stand, las er aus seiner ganzen Haltung Triumph.
    »... Vieh!«, vollendete er den Satz. Dämlich bis dorthinaus. Und noch stolz drauf. Auf den Schreck rauchte Liebermann zwei Zigaretten und trank auch das dritte Bier aus. Sein vorletztes. Um sich vor weiteren Attacken auf seinen Kreislauf zu bewahren, wechselte er mit dem letzten ins Wohnzimmer über.
    Liebermann startete den Laptop und versenkte sich in das beruhigende Flimmern des Bildschirms, ehe er einige der Blitzlichter von vorhin in die Finger fließen ließ. Als sie sich nach dem letzten Wort hoben, las er:
    1. schwarzes Kleid (kurz) mit tiefem Ausschnitt, Dior
    2. goldene Ohrringe (Reifen)
    3. (mit Brillianten?) besetzte goldene Uhr
    4. goldfarbene Tasche
    5. A-5-Notizbuch, Moleskine
    Trotz der Bierschwaden, die sein Gehirn vernebelten, fand Liebermann, dass er es mit einer ziemlich materiellen Zusammenfassung der letzten Woche zu tun hatte. Und zudem auffallend goldlastig. Katzengold, dachte er, schloss die Augen und trank.
    Als er sie wieder öffnete, war die Liste immer noch da.
    Mit leicht zitternder Hand fügte Liebermann, versehen mit einem Fragezeichen, hinzu:
    6. Digitalkamera Marke Canon (?)
    Dann schickte er die Liste als Anhang einer kurzen Mitteilung an Hans Olbinghaus. Den Rest des Abends verbrachte er dösend auf seinem Stuhl.
    Es war einiges nach elf, als es klingelte. Schwerfällig raffte Liebermann sich auf und schlurfte zur Tür. An Nicos Augen erkannte er, dass sie auch nicht mehr ganz nüchtern war.
    »Hallo, Liebermann, ich wollte sehen, wie es dir geht.«
    »Beschissen.«
    »Meinst du, es hilft vielleicht, wenn ich dich ins Bett bringe?«
    »Das käme auf einen Versuch an. Musst du nicht zu Zyra?«
    »Sie ist daran gewöhnt, allein zu sein. Die meisten Babys werden nachts geboren, wusstest du das? Wenn was ist, ruft sie mich an.«
    Als Nico die Schwelle übertrat, stolperte sie und machte dabei einen ungewollten Knicks, über den Liebermann lachen musste. Er umfasste ihren Kopf und zog sie zu sich heran, um ein rotes Restchen Lippenstift aus ihrem Mundwinkel zu lecken.
    »Du riechst nach Bier«, sagte sie.
    »Du nach Wein. Komm, versuchen wir’s.«
    Während der nächsten Stunde kam Liebermann in den Genuss der gesamten Palette von Nicos Hebammenkunst. Sie massierte ihm die Beine, die Kopfhaut und die Lenden und zerstreute ihn mit Kieztratsch, den sie mit leiser Stimme, unterbrochen von ebenso leisem Gelächter, vortrug. Und als sie sich vereinigten, feuerte sie ihn an, als läge er in den Presswehen. Es war nicht nötig, aber Liebermann genoss es. Hinterher schmiegte sie sich unter sein Kinn.
    »Besser?«
    Anstelle einer Antwort kraulte Liebermann ihren Nacken.
    »Ich soll dich von Nils grüßen«, sagte sie.
    »Bist du sicher?«
    »Wieso? Ist irgendetwas daran komisch?«
    Liebermann drehte ihr sein Gesicht zu. »Ich glaube, dass Nils in dieser Minute gern den Platz mit mir tauschen würde.«
    Aus ihrer Reglosigkeit schloss Liebermann, dass Nico ihn ansah, aber beschwören konnte er es nicht. »Nils will so allerhand«, sagte sie. »Wie weit ist dein Autor eigentlich mit seinem Buch?«
    Vielleicht wollte sie nur das Thema wechseln. Oder sich unterhalten. Aber in Liebermann fand eine plötzliche Gewichtsverschiebung statt. Er schwankte, während er versuchte, sich an Nicos Konturen festzuhalten. Aber sie entglitt ihm, und mit einem gewaltigen Krachen stürzte er in sich hinein. Da nützte es auch nichts, dass er davon überzeugt war, die Wahrheit zu sprechen, als er »Fast fertig« sagte.
Sonnabend
    Er musste wie ein Stein geschlafen haben. Die

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