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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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er Nils’ windschiefen Anhänger vor dem Haus erblickte. Nur eine leichte Taubheit. Aber die konnte auch von der Tablette kommen oder vielleicht vom Bier, mit dem Liebermann sie hinuntergespült hatte.
    Es hätte regnen sollen. Am Tag von Charlotte Olbinghaus’ Verschwinden hatte es geregnet. Warum jetzt nicht, wo sie leblos wieder aufgetaucht war? Wo es für alle Beteiligten einen Anlass gab. Kein Klagelied des Himmels? Der Himmel schien für romantische Klammern nicht viel übrigzuhaben. Liebermann verlangte es auch nicht von ihm. Aber das unnatürliche Lapislazuli, mit dem er das Viertel überspannte, empfand er dennoch als Hohn.
    Er zog sich mit klammen Fingern die Jacke über und verließ die Wohnung, um einen Abstecher in die Stadt zu machen. Er brauchte Stimmen, die die Stimmen in seinem Kopf übertönten.
    Liebermann hatte kaum die Haustür geöffnet, als Tante Lehmanns Lehrling mit glühenden Augen einen Ausfallschritt auf ihn zu tat. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    Angesichts so viel Ritterlichkeit fühlte Liebermann plötzlich eine tiefe Scham. »Nichts, wir haben nur geredet.«
    »Nur geredet!«, blökte Michael. »Sie hat sich für morgen krankgemeldet, wegen Migräne! Die hatte sie das letzte Mal, als die Wohnungsverwaltung sie wegen diesem dämlichen Zehnjahresvertrag nicht kündigen lassen wollte. Also, was hast du mit ihr geredet, dass es sie so umhaut!«
    »Frag sie selbst.«
    »Ich kann sie nicht fragen!«, schrie Michael. »Sie geht nicht mehr ans Telefon!« Er trat drohend auf Liebermann zu. Liebermann roch Pubertätsschweiß, aber es war ein Geruch, der ihn mehr rührte als abstieß.
    »Tante Lehmann«, sagte der Lehrling deutlich, »hat noch nie was Unerlaubtes getan. Höchstens ich.«
    »So«, sagte Liebermann matt. »Was denn?«
    »Krieg’s raus!«, knurrte Michael und machte plötzlich einen kleinen Fluchtsprung nach hinten. Müde schüttelte Liebermann den Kopf.
    »Dafür bin ich nicht zuständig. Und mach dir nicht zu viele Sorgen um deine Chefin. Frauen haben manchmal Migräne, wenn die Temperaturen nach oben schnellen. Werde ich in Zukunft noch bedient, oder muss ich mich von nun an aus dem Supermarkt versorgen?«
    Der Nächste, der seinen Weg kreuzte, war der Mastbaum. Vor sich trug er einen Flaschenkasten, weshalb er Liebermanns Gruß nur mit einem freundlichen Grunzen erwiderte, ehe er auf den Eingang der Nummer 17 zusteuerte. Sein Gesicht glänzte feucht.
    »Es ist Sonntag, und ihr arbeitet?«, fragte Liebermann.
    »Nur bis zwei, dann wird gefeiert«, grinste der Mastbaum. »Der Silberfresser hat ausgespuckt.«
    Liebermann wurde flau. Schon sah er Goran in Handschellen, flankiert von zwei Kollegen der Wirtschaftskriminalität, über die Gänge des Amtes wandern, als der riesige Polier hinzufügte: »Bis auf die letzte Schraube, alles wieder da. Es ist ein Wunder.«
    Die Welle der Übelkeit ebbte ab und ging vorüber. »Wie das?«
    »Ein Wunder, sage ich!«, lachte der Mastbaum und schleuderte seine Flaschen auf die Spitze eines Gasbetonstapels neben der Tür. »Vielleicht ist ihm im Traum der heilige Antonius erschienen, oder die Zeugen Jehovas haben ihn eingefangen, wer weiß? Mir egal, Hauptsache, er lässt uns zukünftig unsere Arbeit machen.«
    »Das wird er wohl«, murmelte Liebermann. »Wozu sonst der Aufwand.«
    »So isses.« Der Mastbaum grinste und verschwand pfeifend im Inneren des Hauses.
    Liebermann ging noch ein paar Meter, dann überlegte er es sich anders und kehrte wieder um. Seine Sehnsucht nach Gesellschaft war plötzlich in eine Sehnsucht nach Einsamkeit und einigen Bieren umgeschlagen, vielleicht begleitet von einem kalten Lappen auf der Stirn.
    Für den Fall, dass seine Biervorräte nicht ausreichten, stieg er nach seiner Ankunft in den Keller hinunter, um sie durch eine von Theklas Weinflaschen zu ergänzen. Erstaunlich, wie schnell eine Mauer bröckelte, wenn man erst mal einen Stein gelöst hatte, dachte er, während er einen Merlot in der Hand wog. Als er die Treppe aus der Unterwelt wieder hinaufstieg, erblickte er durch die halboffene Haustür ein Auto, das im Schritttempo durch die Meistersingerstraße kroch und ihm beklemmend bekannt vorkam. Auf dem Beifahrersitz neben Uwe saß Marion.
    Wie von selbst fanden Liebermanns Füße wieder hinunter in den Keller. Es war also so weit. Vom Flieder gegenüber, wusste er, beobachtete Serrano sie. Vielleicht folgte er ihnen. Wenn ja, gut so. Er würde nicht noch einmal dabei sein. Er war krankgeschrieben!
    Die

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