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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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erste Hälfte der folgenden Nacht wälzte sich Liebermann schwitzend in seinen Decken, geplagt von üblen Träumen, in denen Nico abwechselnd als böse Königin und als Hebamme auftrat, die ihn von einem Kind mit roten Locken entband.
    »Herzlichen Glückwunsch, Jäger!«, lachte sie und hielt das Kind an den Füßen in die Luft. »Ein goldiges Mädchen. Aber es sieht aus, als hätte es eins auf den Mund gekriegt.«
    Tatsächlich, dachte Liebermann dumpf. Die Haut der Kleinen war über und über von einem zartgoldenen Flaum bedeckt. Nur die Lippen stülpten sich ihm riesig und rot entgegen. Und damit nicht genug, schienen sie stetig zu wachsen. Als sie die Größe von Tomaten erreicht hatten, bewegten sie sich.
    »Es sieht aus, als ob es mir etwas sagen will!«, meinte Liebermann.
    »Unsinn!«, sagte Nico. »Das Kind ist nicht normal. Es könnte sich zum Ekel entwickeln. Am besten, wir bringen es in den Wald und erschießen es.«
    »Auf keinen Fall! Es ist doch mein Kind!«
    »Bist du sicher?«, sagte Nico zweifelnd. »Ich glaube, es ist nur ganz zufällig an dich geraten.«
    Die restlichen Stunden bis zum Morgen verbrachte er zusammengekauert auf dem Bett und rieb sich abwesend den glühenden Schädel, den ein Negativ seines linken Bettpfostens zierte. Sein Oberkörper pendelte dabei rhythmisch vor und zurück. Ja, er war der Jäger, aber ein schlechter. Warum war ihm nicht viel früher eingefallen, dass Nico Charlotte Olbinghaus niemals im Viertel getroffen haben konnte, und schon gar nicht Arm in Arm mit Berlich. Charlotte Olbinghaus hatte sich die Haare erst kurz vor dem Unfall gefärbt, Nico hätte sie anhand seiner Beschreibung unmöglich erkennen können. Und Berlich hätte den Teufel getan, mit ihr vor den Augen seiner Frau herumzuflanieren. Es war eine abgekartete Sache gewesen, und er war darauf hereingefallen. Auf die böse Königin, ihre Grübchen und die angebliche Eifersucht ihres grinsenden Gatten, in dessen Filzkrone ein Zacken fehlte. Und um ihn herum standen die sieben Zwerge und hielten sich die Bäuche vor Lachen. Taumelnd stemmte Liebermann sich hoch. So nicht. So nicht!
    Der Jäger war vielleicht etwas langsam, aber er war nicht bescheuert. Und immerhin war er Bulle!
    Nach einiger Zeit meldete sich Nicos verschlafene Stimme. »Hör auf!« Gleich darauf ertönte der Summer.
    Liebermann stolperte die Treppen hinauf.
    Trotz seines Dilemmas und des nicht aufhörenden Zähneklapperns verspürte er ölige Zufriedenheit ob ihres verstörten Gesichts. Ihre Haare standen nach allen Seiten ab. Mit einer Hand hielt sie den Bademantel vor ihrer Brust zusammen, die andere klammerte sich um das alte Holz des Türrahmens. »Du?«
    »Da staunst du, was?«, lallte Liebermann. »Nächtlichen Besuch von der Polizei bekommt nicht jeder. Das ist was Besonderes, da wird’s ernst, da erinnert man sich plötzlich der paar Leichen im Keller, die man zwischen den Einmachgläsern vergessen hat.«
    »Was?«
    Liebermann schob sie grob beiseite und stolperte in die Wohnung. Der vertraute Flur mit dem Plakat des Nirvana-Sängers setzte ihm zu. Gut so! Er brauchte jetzt alle Wut der Welt, um diese Dirne im Dienst der Verschwiegenheit an ihren Platz zu weisen.
    Und wenn er mit ihr fertig war, würde er sich unter dem Stamm der weisen Platane im Park eingraben, genau so wie Stefan Berlich eingegraben worden war. Würde seine Leute vor ein schönes Rätsel stellen, wenn sie ihn zufällig irgendwann ausbuddelten. Uwe würde es am Ende lösen, unterstützt von Marion, daran zweifelte er nicht. War ein würdiger Nachfolger, der Uwe, wenn er ein paar seiner Marotten ablegte. Liebermann kicherte und ließ sich schwer auf Nicos Sofa fallen. Sie hockte mit blassem Gesicht vor ihm. Sie zitterte. Sie hatte allen Grund dazu, denn er hatte es raus.
    »Hast du getrunken?«, fragte sie.
    »Das ist die falsche Frage. Eine völlig falsche Frage.«
    »Du bist knallrot. Du hast Fieber!« Sie stand auf. »Bleib liegen, ich hole ein Thermometer.«
    Liebermann stierte sie aus glasigen Augen an. »Du hältst den Bullen wohl für total bekloppt! Du bleibst hier.«
    »Ich denke nicht dran.«
    »Hiergeblieben!«, brüllte er und schraubte seinen Griff um ihr Handgelenk. Es war ausnehmend kühl.
    Nico begann zu weinen. Im Allgemeinen eine wirksame Strategie, um einen Mann zu rühren. Aber er war nicht als Mann hier, das hatte sie sich verscherzt, sondern als Bulle.
    »Ich atme nur kurz durch. Dann schreiben wir das Kapitel zu Ende.«
    Der Arm, den er

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