Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
die Straße.«
»Bei diesem Beelzebub ist alles möglich.«
»Nils ist kein Beelzebub, und er war nicht hier.« Sie bewegte sich sacht in sein verschwommenes Gesichtsfeld hinein. Und dann tat sie etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Sie küsste ihn.
Liebermann fühlte den Boden unter seinen Knien schwammig werden.
»Mach so was nicht mit mir!«, murmelte er. »Ich bin Hendrik Liebermann, Leiter des Dezernats 124, LKA Berlin.«
»Ich weiß«, sagte Nico. »Ich habe deinen Ausweis gesehen. Ich bin Nico Bartels, Hebamme aus Potsdam. Und ich liebe dich, auch wenn es wirklich das Letzte ist, was ich gewollt habe.«
Unmöglich zu sagen, wie es kam, aber eine Sekunde später lag Liebermann lang ausgestreckt auf ihrem Bett.
Montag
Als er aufwachte, hatte er das Gefühl, einem Bienenschwarm vorübergehend Herberge in seinem Kopf gewährt zu haben. Sein Hals war ein rauchendes Ofenrohr und seine Lippen geschwollen und nahezu unbeweglich. Nicos Gesicht tauchte auf, und kurz darauf schlug seine Zunge vergeblich nach einer zähen Flüssigkeit, in der Hoffnung, sie wieder loszuwerden, aber eine Hand hielt ihm den Mund zu, und er musste schlucken, wenn er nicht ersticken wollte.
Beim nächsten Mal war zumindest die Hälfte des Bienenschwarms ausgeflogen.
Vielleicht hatte der erkannt, dass es sich in seinem Kopf nicht besonders komfortabel leben ließ angesichts des chronischen Chaos, das dort herrschte.
Nico flößte ihm wieder das abscheuliche Getränk ein, aber diesmal schickte sie noch einen Becher Wasser hinterher.
»Hallo, Liebermann!«, sagte sie. »Fiese Sache, was? Ich habe dir jemanden mitgebracht.«
Miri, dachte Liebermann benebelt, aber gleich darauf drang der unerträgliche Geruch von Knackwürsten an seine empfindliche Nase, und Uwe schlurfte ins Zimmer. Seine linke Wange schimmerte inzwischen gelblich und hatte somit beinahe wieder ihre Ausgangsfarbe erreicht.
»Hallo. Deine Telefonistin meinte, dir geht’s nicht besonders. Da dachte ich, also wir dachten ...« Er deutete auf einen Strauß Margeriten, der schon in einer Vase auf einem Stuhl neben dem Bett prangte.
»Danke.« An der Tür klingelte jemand.
Liebermann versuchte den Kopf zu bewegen. Es verursachte nur ein minimales Schwindelgefühl. »Was Neues?«, fragte er. Uwes Augen leuchteten auf.
»Und ob! Wir haben die Leiche von Charlotte Olbinghaus geborgen. Und jetzt rate mal, wo!«
Vorsichtshalber schloss Liebermann die Lider. »Ich kann nicht raten, mein Kopf tut weh.«
»Du wärst ohnehin nicht drauf gekommen«, sagte Uwe zufrieden. »Fünf Minuten von hier, unter dem Blumenbeet einer Kneipe. Du kennst sie, du hast ein Bild der Olbinghaus dort aufgehängt.« Er machte eine Pause. »Sie ist jetzt in der Pathologie. Tja.«
Als dem »Tja« nichts folgte, schlug Liebermann die Augen auf. »Was?«
Uwe lachte, und Millionen neuer Geruchsmoleküle verpufften in der Zimmerluft. Liebermanns Magen legte sich auf die Seite. Es wurde erst besser, als Nico mit einer Tasse Kaffee hereinkam. Zu Liebermanns Leidwesen verschwand sie gleich wieder.
»Eine völlig absurde Sache.« Uwe schob vorsichtig seine Oberlippe über den Tassenrand. Er sah aus wie ein Schmetterling, der vom Nektar einer exotischen Blume kostete. Nachdem er ein paar Tropfen des Getränks aufgerüsselt hatte, sagte er: »Immerhin hattest du recht damit, dass sie tot ist. Aber mit allem anderen lagen wir völlig daneben. Es gibt keinen Fall Olbinghaus versus Berlich.«
»Nicht?«, machte Liebermann tumb.
»Nein, es sind zwei Fälle. Die sich allerdings hier treffen, weil die Olbinghaus den Tipp mit der Vierlingsfamilie, wie wir ja wissen, von Berlich hatte. Aber nicht er hat ihr hier aufgelauert, sondern eine Kühltruhe.«
Uwe brach ab und sah Liebermann erwartungsvoll an.
»Aha«, machte Liebermann.
»Und ein malades Baugerüst. Du musst dich in den Gegenden, in denen du lebst, mal ein bisschen mehr umtun, Liebermann! Dann hättest du nämlich gemerkt, dass es hier jemanden gibt, der Baugerüste auseinandernimmt. Ein irrer Hausmeister, der sich dafür verantwortlich fühlt, die Mieten im Viertel stabil zu halten. Er war vorhin auf dem Amt und hat gestanden. Und jetzt halte dich fest.« Uwe stellte die Blumen auf den Boden, schurrte den Stuhl für Liebermanns Begriffe ein wenig zu dicht neben das Kopfende des Bettes und beugte sich zu ihm hinunter. Liebermann floh hastig ein Stück zurück.
»Er sagt, er war am vorletzten Freitagabend wieder einmal mit dem Schraubenschlüssel
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