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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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und verstaute den Block.
    Inzwischen erklomm der Tausendsassa drei Stockwerke und klingelte. Während er wartete, pfiff er den Refrain eines Liedes, das sie seit einer Weile im Radio rauf und runter spielten. Hinter der Tür blieb es ruhig. Daraufhin gab Nils das Pfeifen auf und förderte einen Kreidestummel aus seinem Blaumann zutage. Ein paar zügige Striche, zwei Punkte. Er trat zurück und betrachtete grinsend sein Werk. Von Nicos Tür glotzte ein Schaf in den dämmrigen Hausflur. Die Konturen seiner Vorgänger waren nur noch zu ahnen. Zyra wischte die Meldeschafe regelmäßig ab, um Platz für neue zu machen.
    Nils verpasste dem neuen eine Blume ins Maul, dann steckte er den Stummel wieder ein. Er hätte Nico gern gesagt, dass sie mit dem Lektor vorsichtiger umgehen sollte. Zyra schien ganz vernarrt in ihn zu sein.
    Der Lektor und die beiden Mädchen hielten vor dem Anhänger. »Nils ist da«, stellte Zyra fest.
    Als Liebermann emporsah, fand er die purpurne Gardine des Wohnzimmers geschlossen. »Ich dachte, deine Mutter hätte einen Termin?«
    »Na und«, sagte Zyra. »Willst du Bismarck mal sehen?«
    Sie ging in die Knie. Halb erwartete Liebermann, dass sie eine vom Alter angegangene Büste des seligen Kanzlers aus dem Flieder zaubern würde, aber es war eine vom Alter angegangene Katze, die lasch mit den Beinen ruderte.
    »Hier.« Ehe Liebermann sich wehren konnte, schlossen sich seine Finger um strohiges Fell. Darunter fühlte es sich seltsam spitz an.
    »Bismarck wohnt hier schon ewig. Er ist uralt. Nils sagt, ungefähr hundertvierzig Jahre.«
    »Das möchte ich bezweifeln«, entgegnete Liebermann und schielte in das geöffnete Maul des Katers. Viel war nicht drin.
    »Katzenjahre, natürlich«, belehrte ihn Zyra.
    Der Kater bedachte Liebermann mit einem vernichtenden Blick aus seinen Schwefelaugen. Liebermann sah besorgt, wie sich einige altersgelbe Krallen aus den Ballen seiner Pfoten schoben. Bevor es noch mehr wurden, warf er das Tier von sich. Heiseres Greinen, das Geräusch reißenden Papiers. »O Mist!«, rief Zyra. Der Kater plumpste vom Anhänger und verschwand wie von Furien gehetzt zurück unter den Fliederbusch.
    Als er verschwunden war, bemerkte Liebermann, dass Bismarck den rechten der Säcke auf Nils’ Anhänger erwischt hatte. Rindenmulch bröselte auf den Bürgersteig. Aus dem Haus drang das Geräusch von Schritten. Ohne Kommentar packte Liebermann die Mädchen und zog sie über die Straße.
    Der Kastellan des Rheinsberger Schlosses erklärte Marion weitschweifig, welch ein Geschenk Stefan Berlich nicht nur für die Kulturbranche, sondern auch für jede Feier sei. So geistreich, so amüsant, so charmant, und nicht nur mit Frauen, natürlich aber besonders mit Frauen, und so weiter. Umso größer sein Bedauern, ihn am vergangenen Freitag schon verhältnismäßig früh verabschiedet haben zu müssen. Gegen zehn, wenn er sich recht erinnerte. Offensichtlich hatte er noch einen anderen kleine Pause Termin gehabt. Einen ausnehmend schönen nebenbei... Woher wissen Sie, dass sie rothaarig ... ach ja, Polizei. Nicht, dass dem Herrn Berlich am Ende noch etwas zugestoßen ...!? Nicht, Gott sei Dank, war ja auch kaum vorstellbar: einem so umsichtigen und sympathischen Menschen wie ihm. Beehrte das Schloss mindestens einmal im Jahr, meistens anlässlich einer Preisverleihung, und brachte ihm jedes Mal eine gute Flasche Wein mit. Ein Kenner, der Berlich. Das fand übrigens auch seine Frau, und die war nicht so leicht zu begeistern. Ehe sie es sich versah, schwamm Marion in einem Meer höchst persönlicher Kastellanerinnerungen. Sie beendete das Gespräch, bevor sie darin ersoff, mit einer knappen Frage.
    Geschlafen? »Vermutlich im Seehof, wie immer«, sagte der Kastellan enttäuscht.
    Trotz der fortgeschrittenen Stunde und ihres im Kindergarten harrenden Sohnes gönnte Marion sich ein paar Minuten Erholung, ehe sie sich ans nächste Telefonat wagte. Charlotte Olbinghaus in Rheinsberg. Liebermann würde sich freuen. Vertrackt, seine ewigen Ahnungen brachten sie noch ins Grab. Wie machte er das aus einem Allerweltstuten und ein bisschen Möwengeschrei eine Frau filtern? Marion fürchtete sich fast davor, was das Medium Liebermann als Nächstes ausspucken mochte. Denn Rheinsberg hin oder her: Berlich war längst wieder bei seinem angestammten Weib in Potsdam. Und falls er seine Geliebte nicht im Schrank versteckt hielt wo war sie dann? Marion gab sich einen Ruck und wählte die Nummer des Seehofes. Die

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