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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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über das Kopfsteinpflaster rollte. Es war ein herrlicher Abend; im blauschwarzen Himmel über ihnen blinkten die Sterne, und wie in Pfützen sammelte sich das Licht zu Füßen der elektrischen Lampen, die die Straße säumten. Es hatte am Nachmittag heftig geregnet, und nun schillerte das Kopfsteinpflaster wie schwarzes Glas. Der livrierte Kutscher lenkte das Gespann in eine kreisförmige Auffahrt vor einer riesigen, festlich beleuchteten Villa. Die Auffahrt war bereits von Dutzenden anderer Kutschen und Automobile verstopft. Ihre Kutsche reihte sich hinten in die Schlange der wartenden Wagen ein, und jedes der Vehikel wartete darauf, schließlich vor der Eingangstreppe anzuhalten und seine Passagiere aussteigen zu lassen.
    Kate und Anne sahen sich an. »Wir stehen kurz vor unserem Debüt«, flüsterte Kate, und ihre Finger krallten sich in Annes Hand.
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    »Ich bin ja so glücklich«, flüsterte Anne zurück.
    »Dies ist der Anfang, meine liebste Kate, eines wunderbaren Lebens für uns.«
    »Wie romantisch du bist«, flüsterte Kate lächelnd.
    »Genauso empfinde ich es auch.« Und sie drehte sich zu dem verhängten Fenster, um mit klopfendem Herzen auf die vielen Grüppchen von prächtig gekleideten Damen und edlen Herren in Smokings hinauszustarren, die die Vordertreppe zum Haus der Fairchilds hinaufstiegen.
    »Mädchen! Habe ich euch nicht schon oft genug erklärt, dass diese Flüsterei ein höchst unhöfliches Benehmen darstellt?«, predigte Lady Bensonhurst vom Sitz gegenüber. »Ich werde ein solches Benehmen auf dem Ball nicht tolerieren. Ich erwarte, dass ihr beide euch vollkommen damenhaft verhaltet, immer und überall!« Und sie funkelte Kate böse an.
    Kate trug ein Kleid aus silbernem und blauem Satin mit schmalen Puffärmeln und einem Volantsaum. Sie erhob ihren Fächer, ließ ihn aufschnappen und wedelte affektiert damit herum. »Ich bitte um Vergebung, Mylady«, sagte sie übertrieben unterwürfig. »Wir werden uns sehr bemühen, den besten nur möglichen Eindruck bei den Gästen des heutigen Balles zu hinterlassen.«
    Lady Bensonhurst wandte abrupt den Kopf, um mit zusammengebissenen Zähnen aus dem Fenster zu starren. Ihr Ehemann, Annes Vater, schien das Gespräch gar nicht zu beachten und nippte an einem 378

    silbernen Flachmann. Kates Mutter Mary warf ihrer Tochter einen mahnenden, besorgten Blick zu.
    »Bitte«, flehte sie stumm. »Bitte, Kate, ich bitte dich.«
    Ärgerlich ließ Kate ihren Fächer wieder zuschnappen und merkte dann, dass sie mit dem Aussteigen an der Reihe waren. Ihr Blick traf Annes.
    Schon den ganzen Tag hatte sie das starke Gefühl gehabt, dass dies eine magische Nacht würde - dass sich sehr bald etwas ganz Besonderes ereignen würde.
    Sie hatte keine Ahnung, was das sein könnte, aber seit dem Aufwachen hatte sie Schmetterlinge im Bauch und war von dieser erregenden Erwartung erfüllt.
    Ihre Gruppe stieg aus der Kutsche und schritt langsam die vielen Stufen zum Haus hinauf. Die vier Damen ließen sich von wartenden Dienstboten ihre Umhänge abnehmen, und Lord Bensonhurst händigte ihnen seinen Hut und Gehstock aus. Dann standen sie vor dem Eingang des Ballsaals, Anne vorn zwischen ihren Eltern. Direkt hinter ihnen wartete Kate mit ihrer Mutter, und als die Bensonhursts an der Reihe waren, in den Ballsaal hinunterzugehen, schaute Anne über die Schulter zu Kate zurück. In ihren Augen standen Angst und freudige Erregung. Sie hat noch nie hübscher ausgesehen, dachte Kate, und reckte ungehobelterweise beide Daumen in die Luft.
    »Kate«, zischte Mary und packte sie beim Handgelenk. »Lass das.« Die Bensonhursts wurden angekündigt. Kate schaute auf ihre kleine, 379

    blassblonde Mutter mit ihren ständigen Sorgen und wünschte so sehr, ihr Vater könnte heute mit ihnen hier sein.
    Wie stolz er heute auf sie wäre, dachte Kate lächelnd. Zweifellos hätte er über ihre derbe Geste gelacht.
    »Mrs. Peter Gallagher aus New York City, Witwe des verstorbenen Peter Gallagher, und ihre Tochter, Miss Katherine Adeline Gallagher. «
    Kate und ihre Mutter schritten die Treppe zum Ballsaal hinab. In dem riesigen Raum unter ihnen standen die Gäste in großen, bunt gemischten Gruppen herum, tranken Champagner und unterhielten sich mit Freunden und Bekannten. Kate trug ihren Kopf hoch erhoben, aber als sie auf das Spektakel blickte, das sie erwartete, bemerkte sie, dass man sich nach ihr umdrehte, dass Damen und Herren zu ihr heraufstarrten, dass sich viele Augenpaare bei ihrem

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