Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Rollstühlen, wieder andere gingen spazieren. Dies schien ein sehr friedvoller Ort zu sein, aber Jill hatte nur Augen für die zierliche, weißhaarige Dame, die in ein kamelfarbenes Wolltuch gehüllt auf der grünen Bank saß.
    »Das ist Jill Gallagher aus Amerika, und ihr Bekannter Alex Preston«, fuhr Beth fröhlich fort und berührte Mrs. Witcombes Schulter. »Ich werde Sie einen Moment allein lassen, meine Liebe. Brauchen Sie noch etwas?«
    Janet Witcombe schüttelte den Kopf und studierte Jill und Alex mit ihren blauen Augen, die viel wacher wirkten als bei Jills letztem Besuch. Sie strahlten Neugier und Interesse aus. »Na, so was«, sagte sie leise. »Ich bekomme nicht oft Besuch von Leuten, die ich nicht kenne, und schon gar nicht aus Amerika.«
    Sie lächelte.
    »Ich weiß, dass Ihnen das merkwürdig erscheinen muss«, sagte Jill, »und ich hoffe, Sie nehmen es uns nicht übel. Stören wir Sie?« Sie hielt einen Blumenstrauß in der Hand.
    370

    »Aber ganz und gar nicht«, rief die kleine alte Dame. »Was für ein herrlicher Tag - wie könnte einen an solch einem Tag jemand stören?«
    »Die sind für Sie«, sagte Jill und reichte ihr die Lilien.
    Mrs. Witcombe roch daran. Als sie aufblickte, hatte sie Tränen in den Augen. »Meine Lieblingsblumen.
    Ach ja. Mein Mann hat mir früher immer als Überraschung Lilien mitgebracht, wissen Sie. Das ist viele Jahre her. Er ist ja so jung gestorben. Er war erst zweiundfünfzig.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Jill leise. »Darf ich mich setzen?«
    »Ja, bitte.« Mrs. Witcombe klopfte neben sich auf die Bank. »Ist dieser gut aussehende Mann Ihr Freund?«
    Jill wäre fast wieder aufgesprungen, und sie wusste, dass sie rot wurde. »Alex ist nur ein guter Bekannter«, sagte sie bestimmt.
    Nun mischte er sich ein. »Aber nur deshalb, weil ich mich in dieser Sache bisher nicht durchsetzen konnte«, erzählte er Mrs. Witcombe und blinzelte sie an.
    Jill ging darüber hinweg.
    Alex reichte ihr ein Lunchpaket, das sie in einem Cafe in der Nähe besorgt hatten. »Ich hoffe, Sie haben Hunger, Mrs. Witcombe. Wir haben Ihnen nämlich etwas mitgebracht. Ein Sandwich mit geräuchertem 371

    Truthahn und gebratener Paprika und ein paar Muffins zum Nachtisch, glaube ich.«
    »Ach, wie lieb von Ihnen«, rief Mrs. Witcombe aus, als Alex die Schachtel neben sie auf die Bank legte.
    Sie sah Jill an. »Er ist einfach bezaubernd, und Sie beide geben ein wunderbares Paar ab.«
    Jill lächelte und richtete sich auf. Ihre Schultern waren auf einmal verspannt. Sie wich Alex’
    lachendem Blick aus. »Mrs. Witcombe, ich interessiere mich sehr für Geschichte, und ich hatte gehofft, Ihnen ein paar Fragen über Anne Sheldon stellen zu können, die verstorbene Countess of Collinsworth.«
    Auch Mrs. Witcombe richtete sich auf. »Sie war eine großartige Dienstherrin«, sagte sie. »Es hat mir sehr gefallen, in Uxbridge Hall für sie zu arbeiten.«
    Jill war begeistert. »Sie haben sie gekannt.«
    Mrs. Witcombe lächelte. »Wir sind uns ein paarmal begegnet, meine Liebe. Sie war eine echte Dame, eine von der Art, die es heute gar nicht mehr gibt. Wussten Sie, dass sie niemals ohne Hut und Handschuhe das Haus verließ?«
    »Nein, das wusste ich nicht«, antwortete Jill lächelnd. »Hat sie jemals mit Ihnen über ihre Vergangenheit gesprochen?«, fragte sie. »Sie war die beste Freundin einer Frau, von der ich abstamme. Ich meine, als die beiden sechzehn, siebzehn Jahre alt waren, bevor sie Edward Sheldon geheiratet hat.«
    372

    Mrs. Witcombe drehte sich auf der Bank, so dass sie Jill direkt gegenüber saß. »Sprechen Sie von dieser unglückseligen jungen Frau, Kate Gallagher?«
    Jill schnappte nach Luft, warf Alex einen Blick zu und starrte dann Mrs. Witcombe an. »Ja«, sagte sie heiser. »Die meine ich.« Unglückselig? Wusste Janet Witcombe, was aus Kate geworden war? Jill begann zu schwitzen. Sie hatte die Finger fest verschränkt.
    Mrs. Witcombe starrte zurück.
    »Entspann dich«, flüsterte Alex ihr ins Ohr.
    »Mrs. Witcombe, bitte, ich versuche
    herauszufinden, was mit Kate passiert ist. Sie wissen doch sicher, dass sie 1908 verschwunden ist. Spurlos.
    Man hat sie nie wieder gesehen.«
    »Ja, das ist allgemein bekannt«, sagte Mrs.
    Witcombe.
    »Allgemein bekannt?« Überrascht hob Jill die Brauen.
    »Jedenfalls in Uxbridge Hall. Sie haben doch bestimmt das Medaillon gesehen?« Jill nickte. »Und das Porträt? Mit allen dreien?« »Welches Porträt?«
    Jill krallte sich an der Bank

Weitere Kostenlose Bücher