Kates Geheimnis
Anblick weiteten. Sie fühlte ein heiteres Lächeln auf ihrem Gesicht. Diese Nacht hatte etwas Magisches, und sie hätte in diesem Moment mit keinem Menschen auf der Welt tauschen mögen.
Ihre Mutter und sie hatten fast den Fuß der Treppe erreicht. Hinter ihnen wurden bereits die nächsten Gäste angekündigt. Kates Blick fiel auf einen großen, dunkelhaarigen Gentleman, und ihr Lächeln erlosch, sie riss die Augen auf. Sein Blick war so intensiv, dass seine Augen silbrig zu sprühen schienen.
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Kate erkannte ihn sofort. Es war der Gentleman aus Brighton, der, der sie vom Pier aus beobachtet hatte, während sie mit den Wellen Fangen gespielt hatte. Ihr Herz schlug so schnell und so laut, dass sie dachte, ihre Mutter müsste es hören. Kate konnte den Blick nicht von ihm wenden, nicht einmal um zu sehen, ob ihre Mutter diese Reaktion auf einen Wildfremden bemerkt hatte.
Wer war das?
Kate konnte kaum atmen. Es klingelte ihr in den Ohren. Ihr Herz raste. War dies Liebe auf den ersten Blick?
Da lächelte er, nur ganz leicht, und verbeugte sich tief vor ihr.
Kate schnappte nach Luft, brachte ebenfalls ein Lächeln zustande und hätte sich dann dafür ohrfeigen mögen; sicher sah er deutlich, wie er sie durcheinander brachte - als sei sie ein Schulmädchen, das
männliche Aufmerksamkeit nicht gewöhnt war. Das war nun wahrlich nicht der Fall!
Sie gesellten sich zu den Bensonhursts, die sich mit einigen Paaren unterhielten, die Kate schon bei früheren Gelegenheiten kennen gelernt hatte. Kate merkte sehr wohl, dass Lady Bensonhurst ihr ihre füllige Rückseite zukehrte, aber das kümmerte sie nicht. Sie wusste, dass Annes Mutter sie verachtete und für wenig besser als gemeinen Abschaum hielt.
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Sie verachtete ihrerseits Annes Mutter, die schlimmer war als eine alte Hexe. Sie war ein Miststück.
Sie riskierte einen Blick über die Schulter. Er sah sie immer noch so gebannt an wie vorhin. Kate schenkte ihm ein kurzes Lächeln. Verdammt! Sie flirtete, aber ohne die Raffinesse, die sie sonst dabei an den Tag legte. Sie musste ihre Fassung wiedergewinnen, bevor er sie am Ende für einfältig hielt.
Kate wandte sich an Anne. »Ich gehe kurz in die Garderobe, Liebes.«
»Jetzt? Aber wir sind doch eben erst angekommen.«
Anne sah besorgt aus. »Du bist doch nicht krank, Kate?«
»Wohl kaum«, erwiderte Kate. Sie hätte nichts lieber getan, als Anne von dem Unbekannten zu erzählen, aber irgendetwas hielt sie zurück. »Ich bin gleich wieder da.« Sie drückte ihre Hand und sauste davon in einem Tempo, das weder vornehm noch damenhaft war. Aber sie hatte nicht die Absicht, Lady Bensonhurst in irgendeiner Hinsicht zu gehorchen.
Im Foyer blieb sie stehen, atmete ein paarmal tief durch und rang um Fassung. Sie musste in Erfahrung bringen, wer dieser Mann war.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Beim Klang der tiefen, kultivierten Stimme unmittelbar hinter ihr erstarrte Kate. Sie wusste, wer 382
es war, obwohl sie noch nie ein Wort gewechselt hatten. Langsam drehte sie sich um.
Und blickte in das unglaublichste Paar bernsteinfarbener Augen,
das sie je gesehen hatte. Sie wurden von langen Wimpern gesäumt. Keiner von ihnen beiden lächelte.
Ein langer, stiller, atemloser Augenblick verstrich.
Er fand als Erster die Sprache wieder. »Ich bitte um Verzeihung.« Er ließ kurz ein Lächeln aufblitzen und verbeugte sich. »Wir sind einander nicht einmal vorgestellt worden, und ich stelle fest, dass ich mich wirklich wie der sprichwörtliche Trottel benehme.«
Kate lachte. »Das kann ich nicht finden, Sir.«
»Nein?« Er lächelte auch, aber seine blitzenden Bernsteinaugen wichen nicht von ihrem Gesicht. »Ich versichere Ihnen, so ist es. Üblicherweise mangelt es mir weder an Worten noch an Einfällen. Aber Ihre Schönheit hat mir die Sprache geraubt.«
»Sie sind zu gütig«, begann Kate und merkte, dass sie selbst sich jetzt wie ein Trottel anhörte.
Er verbeugte sich wieder. »Ich bin Lord Braxton«, sagte er. Kate streckte die Hand aus. »Kate Gallagher, Mylord.«
»Kate.« Sein Blick streifte über ihr hochgestecktes Haar, während er ihre Hand ergriff und küsste. Der sanfte Druck seiner Lippen war auch durch die zarte Seide ihres Handschuhs deutlich zu spüren.
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»Wie gut dieser Name zu Ihnen passt.«
Kate lächelte. »Es ist ein recht gewöhnlicher Name.«
»Aber da ist nichts Gewöhnliches an der jungen Dame, die ihn trägt.« Er lächelte.
Sie wollte schon wieder sagen, er sei zu
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