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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Kurzschluss gegeben hat - es war ein unglücklicher Zufall. In der ganzen Wohnung gab es keinen Strom, als ich reinkam, Jill. Ich hab mir das doch nicht ausgedacht.«
    Jills Herz klopfte noch heftiger. Hatte er da gezögert? Hatten seine Augen verräterisch aufgeblitzt? Oh Gott! Das Problem war, dass 427

    sie ihn als Menschen schätzen gelernt hatte und ihn als Mann anziehend fand. Wenn sie nur objektiv sein könnte. Warum konnte sie ihm nicht einfach blind vertrauen?
    Weil zu viel auf dem Spiel stand .
    Jill wurde vor Entsetzen steif wie ein Brett, denn die Stimme in ihrem Inneren hatte sich angehört wie Kate.
    »Was ist, Jill? Was hast du?«
    Sie starrte ihn an, aber sie sah ihn nicht. Was dachte sie da? Sie konnte überhaupt nicht wissen, wie sich die Stimme dieser Frau angehört hatte. »Ich bin furchtbar müde«, sagte Jill keuchend. Sie schob sich den Pony aus der Stirn. »Ich bin letzte Nacht hier eingeschlafen und um fünf aufgewacht.« Sie beschloss, ihm nichts von dem Traum zu sagen. Er hatte sie zu sehr aufgewühlt, und, was schlimmer war, er verfolgte sie immer noch und machte ihr Angst.
    »Du siehst erschöpft aus. Vielleicht sollten wir heute mal ausspannen.« Er blickte in den wolkenverhangenen Himmel hinaus und lächelte.
    »Sieht nach jeder Menge Regen aus.«
    »Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mir das Haus und vielleicht auch den restlichen Besitz zeigen könntest, wenn es nicht regnet. Ich würde mir auch gern mal das Dorf ansehen.«
    Jetzt grinste er sie breit an, und das war der alte Alex, den sie irgendwie lieb gewonnen hatte. »Das 428

    wollte ich auch vorschlagen«, sagte er. »Das Haus können wir uns auch anschauen, wenn es regnet.
    Also, wie wär’s, wenn wir uns warm anziehen und ich dir das ganze Anwesen zeige. Danach könnten wir im Ort essen gehen.« Er lächelte sie wieder an. »Es sei denn, es schüttet draußen. Der Weg, der zur Robin Hood Bay führt, ist sehr steil. Wir müssen das Auto stehen lassen und laufen.«
    »Das macht nichts, klingt doch lustig.« Jill war begeistert. Alles war willkommen, was die vergangene Nacht und ihren Streit aus ihren Gedanken verjagte.
    Alex hatte fahren wollen, vor allem, weil ein nebliger Nieselregen sich übers Land zu senken begann. Jill war einverstanden gewesen, und er hatte seinen Lamborghini zu Gunsten des dunkelgrünen Landrovers stehen lassen, den die Familie hier zur Verfügung hatte. Felsige, karge Moorlandschaft erstreckte sich nördlich und westlich des Hauses in endlose Weiten.
    Sie verließen Stainesmore und fuhren landeinwärts.
    Jill staunte, wie grün und fruchtbar das Land bald wirkte, das hier mit großen Bäumen, Gräsern, Kräutern und Wildblumen bewachsen war. Es regnete mittlerweile in Strömen.
    Alex zeigte ihr verschiedene Häuschen und Höfe, die man von der Straße aus nicht sehen konnte, auf die aber kleine, weiß getünchte Holzschilder mit schwarzen Buchstaben hinwiesen. Sie gehörten 429

    Pächtern, die zum Großteil schon seit Generationen auf dem Grund lebten.
    »Wie groß ist dieser Besitz eigentlich?«, fragte Jill, während der Landrover auf der löchrigen und teils sogar ungeteerten Straße gefährlich herumschaukelte.
    »Gut vierhundert Hektar. Es war früher noch mehr, aber etwa zwei Drittel des Landes wurden schon vor Jahren verkauft«, erzählte Alex aufgeräumt.
    Jill lächelte ihn an und sah dann durch ihr Fenster etwas, das ihr Blut gefrieren ließ. »Oh Gott!«, schrie sie auf und packte seinen Arm so plötzlich, dass der Landrover gefährlich aus der Spur kam. »Jill!«
    Aber Jill hörte ihn nicht. Sie starrte auf die Überreste eines Turms aus grauschwarzem Stein, die in den regnerischen Himmel ragten. Sie begann zu zittern. »Halt an. Wir müssen aussteigen.« Das konnte doch gar nicht wahr sein.
    »Was, zum Teufel, ist denn los? Du siehst aus, als wärst du einem Gespenst begegnet«, sagte Alex und fuhr so weit wie möglich an den linken Rand der schmalen Straße. Eigentlich war nicht genug Platz zum Parken, aber die Straße war ohnehin kaum befahren. Sie hatten seit mindestens zwanzig Minuten keinen anderen Wagen gesehen.
    »Vielleicht stimmt das auch«, erwiderte Jill bibbernd und mit einem unguten Gefühl. »Dieser Turm.« Sie konnte die Augen nicht davon abwenden.
    »Ich will näher ran. Ich muss ihn sehen.«
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    Er schaute sie fragend an, und sie musste sich ihm kurz zuwenden. »Ich habe letzte Nacht von diesem Turm geträumt«, erklärte sie heiser. Sofort schossen ihre Augen

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