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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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passiert ist, sie ist vor langer Zeit gestorben, und niemand wird jetzt noch für dieses Verbrechen bestraft werden -
    falls sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Ich will nicht, dass meine Familie noch mehr leiden muss. Sie haben schon genug ertragen müssen - und ich weiß, dass du mir zumindest darin zustimmst.
    Lassen wir die Sache ein oder zwei Wochen ruhen.
    Bevor du davon so besessen bist, dass man überhaupt nicht mehr vernünftig mit dir reden kann.«
    »Ich bin doch nicht besessen«, sagte Jill verstört.
    Wie weit würde Alex gehen, um die Collinsworths zu beschützen? Er war der Außenseiter, der immer nur dazugehören wollte. Jetzt gehörte er zu ihnen. Hatte er nicht ein viel stärkeres Motiv als Thomas?
    »Ich glaube schon, dass du besessen bist, und das ist auch verdammt praktisch, nicht? Anstatt jede 460

    Nacht wegen Hal und allem, was er dir angetan hat, dein Kissen vollzuheulen, hast du etwas, das dich ständig beschäftigt«, sagte Alex, nun nicht mehr so ruhig.
    Zuerst konnte Jill nichts erwidern. Natürlich würde Alex sich verpflichtet fühlen, die Familienehre zu verteidigen. Wäre sie nicht genauso hartnäckig und grenzenlos loyal ihrer eigenen Familie gegenüber, wenn sie plötzlich herausfände, dass sie eine hatte?
    Aber sie hatte ja eine Familie. Kate Gallagher war ihre Familie - und Kate brauchte sie jetzt.
    Jill stolperte, rempelte Alex an und versuchte sich zu sagen, dass Kate tot war und dass es trotz ihrer instinktiven Überzeugung keinen Beweis dafür gab, dass Kate ihre Urgroßmutter war. Dass man diese
    »Familien« nicht vergleichen konnte.
    »Ich gebe nicht auf, Alex«, sagte Jill schließlich.
    »Ich kann nicht. Und es ist unfair von dir, das von mir zu verlangen, vor allem jetzt, wo ich so einen Durchbruch erzielt habe - wo so viel auf dem Spiel steht.« Sie kehrte ihm den Rücken zu und marschierte allein weiter. Es war schon dunkel, aber jetzt blinzelten und blitzten die vielen gelben Lichter des Hauses durch den Nebel und lockten sie, wie ein unheimlicher Leuchtturm, der ihr den Rückweg zu Hals Zuhause wies.
    »Was soll auf dem Spiel stehen, Jill?«, rief Alex ihr nach.
    461

    »Die Wahrheit«, gab sie über die Schulter zurück.
    Sie blieb nicht stehen, und er machte keinen Versuch, sie einzuholen.
    Ein paar Stunden später saß Jill in einer grauen Trainingshose und einem weißen T-Shirt, ihrer üblichen Nachtwäsche bei Kälte, auf ihrer Bettkante und starrte auf den elektrischen Heizlüfter, den jemand freundlicherweise für sie eingeschaltet hatte.
    Sie wollte nicht schlafen, obwohl sie ziemlich fertig war. Tatsächlich hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so müde gefühlt. Aber sie fürchtete sich davor, von Kate zu träumen.
    Alex und sie hatten schweigend zu Abend gegessen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, und hatten dabei immerhin zwei Flaschen Wein geleert.
    Jill hatte sich dabei ertappt, dass sie sich Gedanken über Alex’ Privatleben machte - also über etwas, das sie nicht im Geringsten interessieren sollte. Sie hatten beide keinen Nachtisch gewollt und immer noch schweigend zwei koffeinfreie Espresso getrunken, bevor sie sich Gute Nacht gesagt hatten und jeder seiner Wege gegangen war.
    Sie hatte erwartet, dass er einen weiteren Versuch bei ihr starten oder sie an ihrer Schlafzimmertür küssen würde. Das hatte er nicht. Jill war nur teilweise erleichtert gewesen. Sie fand sein Verhalten mehr als eigenartig, es war so wechselhaft wie das 462

    Wetter. Sie verstand ihn einfach nicht. Schlimmer noch, sie konnte ihre Enttäuschung nicht leugnen.
    Jill seufzte und versuchte, an etwas anderes zu denken. Daran, dass Hal sie irgendwie hierher geführt hatte - in das Haus seiner Familie im nördlichen Yorkshire, mit Alex, in diesem Frühling, auf der Suche nach der Wahrheit über Kate. Sie war bald nach ihrem Verschwinden im Oktober 1908
    gestorben. Arme, arme Kate. Seit sie ihr Grab gefunden hatte, wurde Jill von Fragen gequält - was war geschehen? Warum? Und wer trug die Schuld an ihrem Tod?
    Sie war erst achtzehn gewesen, also war es logisch anzunehmen, dass sie keines natürlichen Todes gestorben, sondern ermordet worden war. Jill fühlte sich elend und erschüttert, wenn sie sich an Kates Panik in ihrem Traum erinnerte und daran, wie jämmerlich sie irgendjemanden angebettelt hatte.
    Hatte sie um ihr Leben gefleht? Hatte Edward sie umgebracht?
    Das war das Schrecklichste, was sie sich ausmalen konnte, und Jill wusste, dass sie keine

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