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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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solchen Spekulationen anstellen sollte, dazu war es noch viel zu früh, und es war nicht nur unfair, sondern geradezu abscheulich.
    Jill konnte sich nicht vorstellen, dass Kate sich demütig mit einer Rolle als heimliche Geliebte abgefunden hätte. Jill meinte, Kate zu kennen. Sie war eine leidenschaftliche und sehr mutige Frau 463

    gewesen. Sie hätte um ihre Liebe gekämpft. Sie hätte niemals hingenommen, dass Edward sich einer anderen Frau zuwandte.
    Und diese andere Frau war ihre beste Freundin gewesen.
    Jill fühlte sich elend. Der Verrat, den Edward und Anne begangen hatten, war ungeheuerlich - das hieß, falls Kate je davon gewusst haben sollte. Jill hoffte, dass sie es nie erfahren hatte.
    Und Jill konnte nicht anders, als sich mit Kate zu identifizieren. Sie war eine Außenseiterin gewesen, egal, wie viel Geld sie besessen hatte, wohingegen Anne die perfekte, vollkommen passende Braut für Edward dargestellt hatte. Der Gedanke machte Jill wütend.
    Sie war jetzt umso fester entschlossen, die Sache weiterzuverfolgen. Jill sagte sich, dass sie einen Beweis dafür brauchte, dass Edward der Liebhaber gewesen war. Sie brauchte mehr als Janet Witcombes Erinnerung an ein lange zurückliegendes Gespräch mit Anne. Sie brauchte stichhaltige Beweise. Sobald sie wieder in London war, würde sie sich eine Probe von Edward Collinsworths Handschrift besorgen und sie mit Jonathan Barclays Unterschrift vergleichen lassen. Wenn sie übereinstimmten, würde sie das sehr viel weiterbringen.
    Barclay. Wieder stieß ihr dieser Name auf. Hatte sie ihn nicht erst kürzlich irgendwo gehört oder gelesen?
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    Jill wünschte, sie hätte eine Schlaftablette. Oder noch was zu trinken. Obwohl sie schon mindestens eine ganze Flasche Rotwein getrunken hatte, drehten sich ihre Gedanken wie auf einem Karussell, und sie fürchtete sich immer noch vor weiteren Albträumen.
    Sie stand auf, ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Alex’ Tür gegenüber war verschlossen. Schlief er schon?
    Jill schlich hinunter. Gang und Treppe waren beleuchtet, aber das Erdgeschoss war fast ganz dunkel, erfüllt von zuckenden Schatten. Alle im Haus schliefen wohl schon.
    Jill ging zur Bibliothek. Dann zögerte sie. Die Tür war offen, und drinnen brannte Licht.
    Sie sah Alex, der es sich auf einem der Sofas bequem gemacht hatte, ein Glas Brandy in der Hand.
    Er starrte in den Kamin und saß mit dem Rücken zu ihr. Aber ein Feuer hatte er nicht gemacht.
    Sein Kopf fuhr herum. »Du auch?«, fragte er trocken. Ein Mundwinkel zitterte leicht. Aber seine blauen Augen blickten fragend. Jill fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihr Puls beschleunigte sich von ganz allein. Sie hatte schon die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich habe Angst einzuschlafen.«
    Sie sah Verständnis in seinen Augen. Er stand auf, ging zu dem Buffet, das als Bar diente, und schenkte ihr einen Brandy ein. Jill nahm ihn dankbar entgegen.
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    »Warum hast du Angst?«, fragte er, nachdem sie einen tiefen Schluck getrunken hatte.
    »Ich will nicht von Kate träumen, die in Panik darum bettelt, nicht umgebracht zu werden.«
    Sein Kiefer spannte sich. »Glaubst du, dass du das letzte Nacht geträumt hast?«
    Sie nickte.
    »Das würde bedeuten, dass du übersinnliche Fähigkeiten hast, oder?« »Ja«, flüsterte Jill. »Ich muss KC anrufen und sie fragen, was das bedeutet. Gott, bin ich fertig. Aber meine Gedanken geben einfach keine Ruhe.«
    »Du bist übermüdet - und überfordert«, stellte Alex nüchtern fest. Er hielt seinen Brandy in der Hand, und Jill merkte, dass seine Fingerknöchel darum weiß wurden.
    Sie überlegte, wie einfach es wäre, einen Schritt zu machen und ihren Kopf in die Mulde zwischen seinem Kopf und seiner Schulter zu legen. Es wäre so schön, wieder von ihm im Arm gehalten zu werden.
    Dann wurde ihr klar, dass sie sich nur etwas vormachte. Und das nicht besonders überzeugend. Sie wollte mehr als nur eine Umarmung, selbst wenn sie ihm nicht ganz trauen konnte.
    Sie sah ihm in die Augen. Etwas darin verdunkelte sich. Er wandte sich ab und ging zur Couch zurück, wo er sich mit dem Rücken zu ihr niederließ.
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    Er weiß es, dachte Jill bebend. Er weiß es, aber jetzt ist er es, der sich von mir fern hält. Jill verstand nicht, warum.
    Sie zwang sich, tief und gleichmäßig zu atmen, ging um das Sofa herum und setzte sich neben ihn. Er sagte nichts. Sie nippte an ihrem Drink und sagte schließlich: »Möchtest du lieber allein sein?«
    »Nein. Ist

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