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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr Blick auf Hals Fotografien.
    »Er fehlt mir«, fügte sie hilflos hinzu. »Er fehlt mir ganz schrecklich. Wahrscheinlich bin ich deshalb hierher gegangen.«
    »Wir alle vermissen ihn.« Jill trat von einem Fuß auf den anderen, während Alex sich umsah und dann das Bild auf dem Bett bemerkte. »Haben Sie etwas Bestimmtes gesucht?«, fragte er plötzlich. Er starrte auf die gerahmte Fotografie. »Was ist das?«
    Jill war erstaunt. »Nein. Aber ich musste mir einfach seine Sachen ansehen. Gerade eben konnte ich ihn fast spüren, hier, bei mir.« Hegte er irgendeinen Verdacht gegen sie? Sie versuchte es mit einem kleinen Lächeln und hob das alte Foto der zwei Frauen auf, doch er lächelte nicht zurück. Wie von 73

    selbst strichen ihre Finger über den Rahmen. »Das habe ich auf seinem Nachttisch gefunden«, sagte Jill langsam. Und wieder nahm die Frau mit dem Leberfleck ihren Blick gefangen - sie schien Jill direkt anzustarren. Jill starrte zurück. Eine dieser Frauen hieß Kate Gallagher. Etwas in ihrem Inneren drehte einen riskanten Looping. Wieder spürte sie deutlich ein drohendes Unheil, aber diesmal war das Gefühl viel stärker.
    Sie betrachtete immer noch die Frauen auf dem Foto und hatte keinen Zweifel daran, dass die mit dem neckenden, lebenslustigen Ausdruck in den dunklen Augen Kate Gallagher war. Natürlich war der Name purer Zufall. Wenn Hal nur nicht »Kate« in seinem letzten Atemzug genannt hätte, dachte Jill grimmig. Wenn nur ihr eigener Nachname nicht Gallagher wäre.
    »Was ist denn?«, unterbrach Alex ihre Gedanken.
    Sie war so in das Bild vertieft gewesen, dass Alex’
    leise Frage sie aufschreckte. Für einen Moment hatte sie vergessen, wo und bei wem sie war. Für einen Augenblick, vielleicht nur ein oder zwei Sekunden, war sie vollkommen auf Kate Gallagher konzentriert gewesen.
    »Das ist Hals Handschrift auf der Rückseite«, sagte Jill gedehnt. »Dies ist ein Foto von zwei Frauen, Kate Gallagher und Anne Bensonhurst, und es ist auf 1906
    datiert. Ich finde es merkwürdig, weil Hal keine Arbeiten von anderen Leuten aufgehoben hat.« Sie 74

    blickte schließlich zu Alex auf. »Und ist es nicht eigenartig, dass ich genauso heiße wie eine der Frauen auf dem Bild?«
    »Gallagher ist ein sehr geläufiger Name«, sagte Alex, ohne zu zögern.
    »Aber warum hat er es aufgehoben? Können Sie sich das erklären?« Sie würde weder Alex noch sonst irgendwem jemals erzählen, dass Hal mit dem Namen einer anderen Frau auf den Lippen gestorben war.
    Alex zuckte mit den Schultern, aber er kam näher und schaute auf das Foto in ihrer Hand herunter.
    »Anne Bensonhurst war Hals Großmutter, meine Großtante. Das muss der Grund sein, warum Hal es aufgehoben hat.«
    Für einen Moment war Jill erleichtert - das war eine einfache Erklärung. »Anne Bensonhurst war seine Großmutter«, wiederholte sie. Dann verflog ihre Erleichterung. Erklärte das wirklich schon alles?
    Sie sah zu Alex auf, obwohl es ihr schwer fiel, den Blick von der Fotografie abzuwenden. »Sie wissen doch sicher, dass Hal sich sehr für die späte Viktorianische und frühe Edwardianische Epoche interessiert hat. Wir haben uns in New York öfter Ausstellungen dazu angeschaut. Die Sachen, die um die Jahrhundertwende entstanden, haben ihn immer besonders angezogen.«
    »Geschichte war eines seiner Hobbys«, erwiderte Alex.
    75

    Aber Jill erinnerte sich plötzlich an einen Nachmittag im Metropolitan-Museum. Danach
    hatten sie draußen bei Stanhope’s gesessen, Cappuccinos getrunken und Leute beobachtet, sein Arm um ihre Schultern. Und plötzlich war alles wieder in ihr, die Trauer, die wie eine riesige Seifenblase aufstieg, das verheerende Gefühl des Verlustes, die Einsamkeit, die Schuld. Der Schmerz war überwältigend »Was haben Sie?«
    Jill schluckte. Sie durfte nicht an Hal denken. Sie musste an Kate Gallagher denken. Das war sicherer, leichter. »Ist Anne die Frau links, mit den dunkleren Haaren?«
    »Ja.«
    »Sie sieht aus wie sie, nur unscheinbarer.«
    »Ihre ältere Schwester Juliette war meine Urgroßmutter.«
    »Und wie ist Ihr Zweig der Familie in Amerika gelandet?« Jills Neugier war aufrichtig. Sie wischte sich mit den Fingerspitzen über die Augen.
    Alex schien sich zu entspannen. »Meine Großmutter hat einen Amerikaner geheiratet, so einfach ist das. Sie hat wirklich großes Glück gehabt.
    Hier in England war ihr nichts geblieben.«
    Etwas in seiner Stimme ließ Jill aufhorchen. Sie beobachtete ihn genauer. »Was

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