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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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ganze Nacht allein zu verbringen.
    Jill ging zu dem Fernseher auf einem Tischchen hinüber und schaltete ihn ein. Müde rieb sie sich die Stirn. Das britische Fernsehen mit seinem seltsamen Humor interessierte sie nicht. Was sie wirklich brauchte, war eine Schlaftablette oder zwei, die sie aber nicht hatte. Ersatzweise könnte sie es mit einem starken Drink versuchen. Ein oder zwei Martini sollten reichen, dachte sie grimmig.
    Hatte sie nicht einen Barwagen in dem Salon gesehen, in dem sie in Ohnmacht gefallen war?
    Jill sah auf den Wecker auf dem Nachttisch. Es war Viertel vor zwölf. Sie war um halb acht hier angekommen. Die Familie schlief sicher schon tief und fest. Sie durchquerte den Raum und schlüpfte in ihre Jeans - sie hatte in T-Shirt und Höschen im Bett gelegen. Sie verdrängte den Gedanken daran, was passieren würde, wenn man sie dabei erwischte, wie sie allein im Haus herumstrich. Sie glaubte nicht, dass ihren Gastgebern das sonderlich gefallen würde. Sie wusste von Hal, dass Lauren und Alex nicht im Haus wohnten. Wenn sie auf jemanden stieß, würde es 63

    dieser fiese Thomas sein. Das war eben Pech.
    Diesmal würde sie ihm die Stirn bieten, wenn er es noch einmal wagte, sie so zu attackieren wie an diesem Abend. Sie war den Sheldons überhaupt nichts schuldig. Sie war wieder auf sich allein gestellt, und wenn sie sich nicht selbst um sich kümmerte, würde es niemand tun.
    Jill erreichte das Wohnzimmer ohne Zwischenfall, schenkte sich einen Scotch ein, obwohl sie das Zeug sonst nicht trank und eigentlich nicht mochte, und machte sich wieder auf den Weg nach oben. Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock hielt sie inne und nippte an dem starken Drink. Er wärmte sie sofort, und, was noch besser war, er dämpfte augenblicklich Trauer, Schmerz und Verwirrung. Sie wusste, dass Hals Zimmer auf diesem Stockwerk lag. Er hatte ihr oft erzählt, wie sehr er es liebte, wenn die Morgensonne in sein Schlafzimmer im ersten Stock schien.
    Sie sehnte sich so danach, in sein Zimmer zu gehen und seine Sachen um sich zu haben. Andererseits wusste sie, dass die Familie sehr verärgert sein würde, wenn sie das ohne ihre Erlaubnis tat.
    Aber Hal hätte nichts dagegen. Jill konnte förmlich fühlen, wie er sie ermutigend anlächelte.
    Und sie scherte sich nicht darum, was die Sheldons denken würden, schon gar nicht, nachdem man sie an diesem Abend so grob behandelt hatte.
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    Mit dem Scotch in der Hand ging Jill den Gang entlang, so leise wie möglich. Vor einer Tür blieb sie stehen und drückte das Ohr dagegen. Als sie nichts hörte, klopfte sie ganz vorsichtig. Noch immer kein Geräusch von innen.
    Mit wild klopfendem Herzen drehte Jill am Türknauf und öffnete die Tür. Dunkelheit empfing sie. Sie drückte einen Lichtschalter.
    Vor ihr lag ein Schlafzimmer, das seit Jahren nicht mehr bewohnt worden war, und Jill sah nichts, was auch nur ansatzweise darauf hingewiesen hätte, dass es einem Jungen gehört hatte, und schon gar nicht Hal. Sie machte das Licht aus, trat zurück und schloss die Tür. Ihr Puls dröhnte wie Donner in ihren Ohren.
    Sie setzte ihren Weg durch den Flur fort, trank ihren Scotch aus und entdeckte drei weitere unbewohnte Zimmer, während ihr Herz heftig gegen ihre Rippen hämmerte. Sie fragte sich allmählich, ob sie sich nicht sehr dumm benahm, aber der Scotch hatte ihren Mut gestärkt. Beim fünften Versuch wusste sie, dass sie auf sein Zimmer gestoßen war.
    Sie holte tief Luft und rang um Fassung. Denn sie blickte auf ein Bücherregal, in dem ein ganzes Bord von gerahmten Fotografien eingenommen wurde.
    Auch die Wände waren mit Fotos übersät.
    Jill begann zu zittern. Sie hätte Hals Arbeiten überall erkannt. Sie schlüpfte ins Zimmer, machte das Licht an und schloss die Tür hinter sich.
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    Sie war auf allen Seiten von seinen Werken umgeben. Jill spürte das Verlangen nach einem weiteren Drink.
    Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Oh Hal«, flüsterte sie. Sie hörte den schmerzlichen Unterton in ihren eigenen Worten.
    Die königsblauen Vorhänge waren halb geöffnet, und die Lichter von der Straße und
    gegenüberliegenden Häusern ließen die Schatten tanzen. Jills Herz hämmerte wie wild, als sie zu dem Regal hinüberging. Sie lächelte, und neue Tränen traten ihr in die Augen. Hal hatte erwähnt, dass er als Teenager wie ein Verrückter alles fotografiert hatte, was er vor die Linse bekam. Sie sah Aufnahmen von wilden Tieren - er war offenbar auf einer Safari gewesen , von

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