Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zweifle nicht daran, dass wir bald heiraten werden. Seine Familie - und es handelt sich um ein überaus gut angesehenes und sehr altes Haus - steht zwischen uns.
    Aber er ist fest entschlossen, seinen Vater 233

    umzustimmen. Ich weiß, dass es ihm gelingen wird. Er ist ein Meister der Überredung. Ich denke doch, dass ich das beurteilen kann. Wenn ich nach London zurückkehre, werde ich seine Frau sein, mit einem wunderhübschen Baby in den Armen, seinem Baby, und, hoffentlich, seinem Sohn.
    Bitte mich nicht, die Identität meines Geliebten preiszugeben. Ich kann es nicht. Es wäre zu diesem schwierigen Zeitpunkt ein schrecklicher Fehler.
    Außerdem hat er mich dringend gebeten, unsere Liebe geheim zu halten.
    Denke nicht schlecht von mir, Anne. Es hat Zeiten gegeben, da wünschte ich mir, mehr wie Du zu sein -
    so anständig, eine wirkliche Lady, die an eine solche Liaison niemals auch nur denken würde. Aber ich bin nicht wie Du, und das liegt nicht daran, dass ich Amerikanerin irischer Abstammung bin. Ich weiß auch nicht, -
    woher ich dieses ungestüme
    Temperament habe. Ich habe nie verstanden, warum ich schon immer gedacht habe, dass das Leben eine riesige, aufregende Schatztruhe ist, die nur für mich geschaffen wurde, damit ich sie öffnen und ihre unzähligen, ach so kostbaren Schätze erforschen kann. Aber ich bin gewiss, dass ich mein ganzes Leben lang auf diesen Mann gewartet habe. Er ist mein Ritter, wie im Märchen, Anne.
    Erinnerst Du Dich, wie ich Dir das aufregende Gefühl geschildert habe, in einem Heißluftballon aufzusteigen, vor einem Jahr in Paris? Wie das Herz 234

    pocht, der Atem stockt, wie schwindlig und glücklich ich war? So fühlt es sich an, wenn man verliebt ist, liebste Anne, wenn man die wahre Liebe gefunden hat. Ich weiß es. Denn so fühle ich mich selbst jetzt, während ich Dir schreibe und meine einzige Gesellschaft die Regentropfen sind, die gegen das staubige Fenster prasseln.
    Aber, guter Gott, ich bin so allein, und ich bin so einsam. Selbstverständlich ist er nicht hier, er ist im Ausland, sein Vater hat ihn fortgeschickt. Ich habe hier eine Dienerschaft von gerade mal drei Personen
    - zwei Mädchen, die so einfältig sind, dass sie mir kaum ein Bad bereiten können, und eine Haushälterin, die so grimmig ist, dass ich meine Ängste und Sorgen lieber für mich behalte. Und selbstverständlich gehe ich nie ins Dorf. Niemand hier hat mich je gesehen, außer meinen Dienstboten, und ich kann nur spekulieren, welche Gerüchte in der Nachbarschaft umgehen mögen. Wir haben verlauten lassen, ich sei eine trauernde Witwe. Das war sein Einfall, und ich glaube, er ist perfekt. Aber schließlich ist er selbst ja auch vollkommen.
    Ja, liebste Anne, jetzt lächle ich.
    Ach Anne, das Kind wird immer schwerer in mir.
    Bald schon, im Mai, sagte der Arzt, werde ich gebären. Er erwartet keine Komplikationen - ich habe breite Hüften, die ihm zufolge sehr geeignet zum Gebären sind, und ich bin wieder vollkommen gesund und kräftig, was ich meinen täglichen Ausritten 235

    zuschreibe, meinem Fahrrad und den langen Spaziergängen, über die Du Dich immer so beklagt hast. Und natürlich habe ich darauf bestanden, mein Kind im besten Geburtshaus zur Welt zu bringen; ich werde mich doch nicht irgendeiner Dorfhebamme ausliefern! Aber dennoch habe ich schreckliche Angst, egal, was der gute Doktor mir auch sagt. Wie viele Frauen kennen wir, die bei dem Versuch, einer neuen Seele das Leben zu schenken, verstorben sind?
    Erinnerst Du Dich an Lady Caswell, die erst letzten Sommer starb, als sie ihrem Mann einen Erben schenkte? Und auch ihr hatte man gesagt, es würde keine Komplikationen geben! Was, wenn ich sterbe, während ich unserem Kind das Leben zu schenken versuche?
    Was, wenn Gott mich für meine Sünden bestrafen will? Nicht nur für die Sünde, einen Mann ohne den Segen der Ehe zu lieben, sondern für meine ganze leichtsinnige, schamlose Vergangenheit?
    Und das Schlimmste ist, dass ich keinerlei Reue empfinde! Und das weiß Er sicherlich!
    Kannst Du es mir verdenken, Anne, dass ich solche Angst habe? Wie sehr ich mir wünsche, Du wärst bei mir.
    Ich versuche, stark zu sein. Das versuche ich wirklich. Aber ich bin erst achtzehn. Da ist so vieles, was ich noch tun möchte, es gibt ganze Kontinente zu erforschen, Ozeane zu überqueren, Menschen kennen zu lernen, Bücher zu lesen, Gedanken zu verfolgen 236

    und zu diskutieren, Bälle zu feiern und ja, Himmel zu durchfliegen. Dieses Baby zu

Weitere Kostenlose Bücher