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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Felsen.
    »Entschuldige«, sagte Jill plötzlich und wandte sich ab. Er war nett zu ihr, und sie benahm sich wie eine blöde Ziege. Was war nur los mit ihr?
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    »Ist schon gut. Ich verstehe.« Seine Stimme war ausdruckslos. Jill blickte auf und dachte, dass sie ihn verärgert hatte.
    »Du brauchst mal eine Pause - dringend«, sagte er bestimmt. »Trink deinen Wein aus, und dann fahre ich dich nach Hause.«
    Jill wollte nichts lieber, als nach Hause gehen. Es würde eine Erleichterung sein. »Was ist mit den Briefen?«
    »Ich drucke sie dir aus und kopiere sie auch auf Diskette.« Er sah auf die Uhr. Er trug keine protzige achtzehnkarätige Rolex wie sein Cousin, sondern eine Audemars Piguet aus rostfreiem Stahl mit dunkelblauem Zifferblatt. Sie war schwer, aber elegant, außergewöhnlich und bescheiden zugleich.
    Jill betrachtete seine Uhr, dann ihn. Die Uhr passte perfekt zu ihm, bis hin zu den winzigen Diamantsplittern, die die Stunden markierten. »Das werde ich später machen müssen, wenn ich von meinem Meeting zurück bin«, sagte er. Sein Blick blieb fest. Stand da eine Frage in seinen Augen?
    Jill nickte hektisch. Sie musste hier raus. Sie kam zu dem Schluss, dass sie erschöpft war, vielleicht zu viele Medikamente genommen hatte. War es da überhaupt ratsam, Alkohol zu trinken? Offensichtlich nicht. »Hast du so viel Zeit? Du scheinst sehr beschäftigt zu sein.«
    »Ich nehme mir die Zeit.«
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    Sie wusste, dass er tun würde, was er versprochen hatte. Aber sie dachte an die Briefe, die da auf der Festplatte des Computers lagen. »Alex, ich könnte das schnell erledigen, während du dich fertig machst -
    und wenn es länger dauert; könnte ich dableiben , wenn es dir nichts ausmacht, dass ich allein hier bin?«
    Er lächelte. »Du gehst nach Hause - bevor du mir noch umkippst. Ich bin in zwei Minuten fertig, und wenn mein Fahrer mich am Vier Jahreszeiten rausgelassen hat, wird er dich hinfahren, wo immer du willst.«
    Irgendwie war Jill erleichtert. Sie war nicht sicher, warum – vielleicht, weil sie für heute wirklich genug Neues erfahren hatte. Sie musste jetzt über so vieles nachdenken. Andererseits war es ihr nicht lieb, die Briefe hier zu lassen. Aber was konnte schon mit ihnen passieren? Sie waren auf der Festplatte, und Alex hatte versprochen, sie zu kopieren. »Lucinda Becke, die Kuratorin von Uxbridge Hall, will die Briefe auch haben. Sie sind sehr wichtig, Alex.«
    »Das sagst du mir jetzt zum zweiten Mal«, sagte er und stellte sein Weinglas ab. »Vertrau mir, Jill.«
    Jill sah ihm nach, als er barfuss ins Schlafzimmer ging, und hörte ihn pfeifen, während er sich anzog. Es war ein Fehler, Alex zu vertrauen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte Hal vertraut, und was war geschehen? Er hatte etwas mit Marisa gehabt, und er hatte einen Großteil seines Lebens vor ihr verborgen.
    Nein, sie sollte keinem Mann trauen, nie wieder für 245

    den Rest ihres Lebens, und ganz sicher nicht Alex Preston. Sie drehte sich um, ging ins Arbeitszimmer zurück und zog die zwei Seiten aus dem Drucker. Jill setzte sich hin und las den Brief noch einmal, Wort für Wort.
    Alex kam herein. »Fertig?«
    Jill schüttelte den Kopf, um den Schleier einer anderen Zeit, eines anderen Ortes loszuwerden. Ihr Blick traf Alex’. »Hast du schon mal etwas von der Robin Hood Bay gehört?«, fragte sie.
    Er zögerte einen Moment. »Ja, das habe ich. Ist einen Steinwurf von Stainesmore entfernt«, sagte er.
    »Von unserem Landsitz in Yorkshire.«
    Das Klingeln des Telefons riss Jill aus tiefstem Schlaf.
    Sie stöhnte und griff nach dem Wecker. Die Sonne war kaum aufgegangen; der Himmel war grau mit einem Hauch von Lila. Ihr Wecker zeigte halb sieben.
    Plötzlich war sie hellwach. Wer konnte sie um diese Zeit anrufen? »Hallo?« Sie knipste die Nachttischlampe an. Vielleicht steckte KC in Schwierigkeiten.
    »Jill, entschuldige, dass ich dich um diese Zeit wecke. Ich bin’s, Alex.«
    Überrascht setzte Jill sich auf. »Alex, stimmt etwas nicht? Es ist fast noch Nacht.«
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    »Ich weiß. Ich bin auf dem Weg nach London und ich wollte dich erwischen, bevor ich an Bord muss.«
    Plötzlich wusste Jill, dass er wegen der Briefe anrief, »Hast du noch etwas in den Briefen von Kate an Anne entdeckt?« Ihr ganzer Körper kribbelte vor Aufregung.
    »Jill, ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen soll.
    Sie sind weg.« Jill verstand ihn nicht. »Was?«
    »Als ich gestern Nacht nach Hause gekommen bin, gab es in der ganzen

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