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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein. Mein Vater ist der zehnte Earl, wissen Sie.« Er deutete ein Lächeln an. »Wir sind altmodisch. Ich glaube an altmodische Werte -
    Pflicht, Ehre, Loyalität. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Familie über die Jahrhunderte weiterlebt.« Er zuckte leicht mit den Schultern.
    »Manche hier in England nennen uns antiquierte Aristokraten und Schlimmeres.«
    Jill trank noch etwas Wein. Er war nicht nur reich, blaublütig, elegant und einflussreich. Er dachte in Dynastien. Die Sheldons waren eine Dynastie.
    Empfand Alex das genauso wie Thomas? »Ich muss jetzt wirklich gehen«, sagte sie und stellte ihr leeres Glas ab; sie war unerklärlich verstört. »Könnte ich mir ein Taxi rufen?«
    311

    »Habe ich Sie verunsichert?« Er sah ihr in die Augen.
    Jill erschrak und fragte sich, ob das eine kleine Herausforderung sein sollte. »Ja, das haben Sie. Ich bewundere die Art, wie Sie darüber denken. Aber sie ist mir sehr fremd.« Sie zögerte. »Sie tragen eine schwere Last auf Ihren Schultern«, fügte sie ruhig hinzu.
    Er sah sie unverwandt an. »Das ist keine Last. Das ist es, was ich bin, wer ich bin.«
    Zum ersten Mal, seit sie ihn getroffen hatte, sah sie ihm wirklich in die Augen. Es war, als blicke sie in Hals. Sie hatten denselben Bernsteinton und wurden von denselben dichten, dunklen Wimpern eingerahmt. Aber er war überhaupt nicht wie Hal.
    »Sie sind doch nicht Superman. Nur Superman würde eine solche Aufgabe einfach finden.«
    Thomas zuckte mit den Schultern. Und zum ersten Mal glitten seine Augen über ihren Körper. Es war nur für einen Augenblick, aber er begutachtete sie vom Scheitel bis zur Sohle und wandte dann schnell den Blick ab.
    Jill fühlte sich unbehaglich. Sie war es gewöhnt, von Männern begafft zu werden, denn sie hatte den anmutigen, schlanken Körper einer Tänzerin, und sie war attraktiv, aber nicht in einer Million Jahren hätte sie damit gerechnet, dass Thomas sie so abchecken könnte - auch wenn es anscheinend nur ganz 312

    automatisch geschehen war. Sie schaute zur Tür und wand sich innerlich, als Lauren die Eingangshalle betrat. Das war wirklich nicht ihr Glückstag.
    Falls Lauren überrascht war, sie zu sehen, ließ sie es sich nicht an merken. Sie lächelte und schüttelte Jill die Hand. »Alex hat erwähnt, dass du wieder da bist. Und, schon fertig eingerichtet?« »Ja, danke, fast«, sagte Jill. Sie kam nicht umhin zu bemerken, dass Lauren sogar in Jeans wohlhabend und elegant wirkte. Andererseits sah sie noch mitgenommener aus als Thomas. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und offensichtlich etwa fünf Kilo abgenommen, seit Jill sie zuletzt gesehen hatte.
    »Wo wohnst du?«, fragte Lauren freundschaftlich.
    Jill sagte es ihr, und sie unterhielten sich ein wenig über Kensington und Jills Glück, kurzfristig eine hübsche Wohnung in einer sehr guten Gegend bekommen zu haben.
    Plötzlich seufzte Thomas. »Ich bin ja richtig rührselig geworden. Ich nehme an, Sie haben nicht gefunden, wonach Sie gesucht haben?«, fragte er Jill.
    Auf einmal fielen Jill die Briefe wieder ein. Na ja, das war jetzt kein Geheimnis mehr. »Nein, haben wir nicht.« Mehr sagte sie nicht. Sie wollte nicht unbedingt mit ihm über die Briefe sprechen.
    »Kennen Sie Lucinda Becke von Uxbridge Hall?«, fragte er. »Sie kann Ihnen vielleicht helfen. Fragen Sie sie doch mal. Sie leitet das Museum. Wissen Sie, 313

    als ich noch verheiratet war, haben wir in Uxbridge gewohnt, jedenfalls an Wochenenden und in den Ferien. Manchmal glaube ich, Lucinda liebt meine Familie - und Uxbridge - mehr als ich.«
    Jill lächelte mit ihm. »Ja, ich habe sie kennen gelernt. Als ich mit Lauren in Uxbridge war.«
    Er nickte. »Ich bin sicher, dass sie Ihnen helfen könnte, diese Briefe zu finden.«
    »Worum geht es denn?«, fragte Lauren und sah von ihrem Bruder zu Jill.
    Thomas antwortete: »Jill interessiert sich immer noch für diese Kate Gallagher. Offenbar hat Kate unserer Großmutter geschrieben.«
    Lauren sah Jill an. »Warum?«
    Jill zögerte. Sie stand im Rampenlicht. Auch Thomas sah sie fragend an. Nicht besonders intensiv oder interessiert. Aber Jill hatte das deutliche Gefühl, dass sie beide eine Antwort wollten.
    Hitze stieg ihr in die Wangen. Mit klopfendem Herzen sagte sie: »Ich glaube, dass sie zu meiner Familie gehörte.«
    Thomas nippte an seinem Scotch. »Ach ja, ich erinnere mich. Das haben Sie doch schon gesagt, als Sie das letzte Mal hier waren. Das ist ziemlich unwahrscheinlich,

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