Kates Geheimnis
meinst.«
Thomas sah wieder auf die Uhr. »Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen.«
»Thomas.« Alex’ barsche Stimme brachte Thomas zum Stehen. »Ja?« Alex ging durchs Zimmer und baute sich vor ihm auf. »Hast du diese Dateien gelöscht?«
Jill wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Mit aufgerissenen Augen betrachtete sie Alex’ harte Miene und beobachtete, wie Thomas’ Augen eisig kalt wurden. »Nein«, erwiderte er knapp. »Und du?«
Alex’ Ausdruck wurde noch verbissener. »Nein.«
Sie starrten sich an, und dann verließ Thomas mit großen Schritten den Raum.
Vom Haus der Sheldons bis zu ihrer Wohnung waren es nur zehn Minuten, aber es hatte einen Unfall gegeben - ein Lkw war umgekippt , und so standen sie im Stau. Jill war ganz steif vor Anspannung. War Alex unschuldig? Oder hatte er Thomas nach den Dateien gefragt, um sie zu täuschen?
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Irgendjemand hatte sie gelöscht, aber sie konnte nicht sagen, wer von den beiden Männern es getan hatte. Es war jedenfalls kein Kurzschluss gewesen.
Das wusste sie jetzt, denn sonst hätte Alex Thomas nicht so angegriffen.
Jill begann zu glauben, dass Thomas der Schuldige war. Er hatte so getan, als hätte er von den Briefen nichts gewusst, bis sie ihm heute Abend davon erzählt hatte. Wenn das stimmte, hätte er gar nicht verstehen können, was Alex meinte, als er ihn nach den gelöschten Daten fragte.
Aber er hatte es verstanden.
Ihre Nackenhaare sträubten sich, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
»Frierst du?«
Jill sah Alex an, der nur Zentimeter neben ihr ganz entspannt auf dem Fahrersitz des aufregenden Wagens saß. Seine Frage war beiläufig, aber direkt gewesen. Der Blick seiner blauen Augen war ebenso direkt, aber er hatte nichts Beiläufiges an sich. Seine Augen leuchteten.
Jill nickte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wünschte, er hätte sie ein Taxi rufen lassen. In diesem Augenblick war das Auto einfach zu klein für sie beide.
Jill vergaß die Briefe. Sie stellte sich vor, wie er sie vor ihrer neuen
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Wohnung absetzen würde. Und das war alles, was er tun würde, sie am Bürgersteig rauslassen, winken und wegfahren.
Sie erinnerte sich daran, dass ihm Hunderte von Frauen nur so zu Füßen fielen. Sie erinnerte sich daran, dass Hal noch keine fünf Wochen tot war. Sie erinnerte sich daran, dass sie immer noch Antidepressiva nahm. Dann gab sie auf.
Seine Arme würden stark sein und sicher, für ein paar Stunden. Gott, tief in ihr drin tat es immer noch weh. Weil Hal sie hintergangen hatte. Weil sie sich schuldig fühlte. Ein paar Stunden lang wollte sie nur berühren und küssen, berührt und geküsst werden, und sie könnte alles vergessen.
Der Gedanke war unglaublich verführerisch.
Plötzlich merkte Jill, dass er sie anstarrte. »Warum schaust du mich so an?«
»Das weißt du doch«, sagte er leise.
Jills Herz machte einen Sprung, doch sie versuchte, ihre Aufregung zu verbergen. »Ich will gar nicht wissen, wovon du sprichst.«
»Du brauchst keine Angst zu haben«, murmelte er.
Sie wich zurück und weigerte sich, ihn anzusehen.
Sie würde ganz sicher nicht antworten. Aber sie war sich bewusst, dass sie neben ihm saß wie ein Eisklumpen, steif vor Anspannung, und sich mehr vor sich selbst fürchtete als vor ihm.
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»Du bist ja noch nervöser als sonst. Warum macht es dich so nervös, mit mir allein zu sein?«
Jill fühlte Ärger in sich aufwallen. Sie dachte, dass er sie weiß Gott offen anmachte. Sie fühlte sich von ihm in die Enge getrieben, und sie hatte Angst.
»Vielleicht liegt es daran, dass ich dich kaum kenne, und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dir trauen soll oder nicht.«
»Aber Thomas traust du?« Er lächelte.
Jill fuhr herum. »Wohl kaum.«
Er klang nicht bösartig. »An Thomas ist viel mehr dran, als man auf den ersten Blick vermutet.«
»Und?«
Er lächelte wieder. Auf der Gegenfahrbahn floss der Verkehr wieder, und die Lichter der
entgegenkommenden Autos erhellten sein Gesicht.
»Ich habe gesehen, wie du ihn angeschaut hast. Ich sehe, wie alle Frauen ihn anschauen. Die meisten können nicht übersehen, dass er wie ein Hollywood-Star aussieht. Dann kommt noch der Titel dazu. Eine irre Kombination, der sie kaum widerstehen können.
Die meisten Frauen haben keine Ahnung, wer er wirklich ist. Thomas ist ein komplizierter Mann. Mit bestimmten Plänen.«
»Die meisten Leute haben Pläne«, erwiderte Jill.
Sie hatte nicht die Absicht, sich in ein Gespräch über
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