Katharina von Medici (German Edition)
blenden, hatten die Medici tatsächlich die Gefolgschaft derjenigen, die sie recht unpassenderweise Prinzessin von Florenz nannten und die auch die kleine Herzogin von Urbino hieß, in glänzendster Weise zusammengesetzt. Der Zug, an dessen Spitze der Herzog Alexander, Katharina und Strozzi einherzogen, setzte sich aus mehr als tausend Personen zusammen, ohne Schutzwache und Dienerschaft mitzuzählen; und als die letzten durchs Florentiner Tor zogen, ritt der Vortrab schon durch das erste Dorf, fern der Stadt, wo heute die Strohhüte geflochten werden. Im Volke sickerte durch, daß Katharina einen Sohn Franz des Ersten heiraten sollte; aber es war nur erst ein Gerücht, welches diesem Triumphzuge von Florenz nach Livorno zufolge in Toskanas Augen feste Formen annahm. Bei den notwendigen Vorbereitungen zweifelte Katharina nicht länger, daß es sich um ihre Verheiratung handle, und ihr Onkel enthüllte ihr die ehrgeizigen Pläne ihres Hauses, welches für sie des Dauphins Hand gefordert hatte. Noch hoffte Herzog Alexander, der Herzog von Albany würde es durchsetzen, daß der König von Frankreich seinen Plan ändere, der, indem er sich der Medici Stütze in Italien zu erkaufen gedachte, ihnen nur den Herzog von Orleans überlassen wollte. Diese Kleinigkeit brachte Frankreich um Italien und hinderte nicht, daß Katharina Königin ward.
Dieser Herzog von Albany, der Alexander Stuarts Sohn, Jacobs des Dritten, des Schottenkönigs, Bruder war, hatte Anna de la Tour d'Auvergne, eine Schwester von Katharinas Mutter Magdalena de la Tour d'Auvergne, geheiratet; war also ihr Oheim mütterlicherseits. Durch ihre Mutter war Katharina so reich und mit so vielen Familien verwandt, es ist seltsam, auch Diana von Poitiers, ihre Nebenbuhlerin, war ihre Base. Johann von Poitiers, Dianas Vater, hatte Johanna de la Tour d'Auvergne, der Herzogin von Urbino Tante, zur Mutter. In gleicher Weise war Katharina mit ihrer Schwiegertochter Maria Stuart verwandt.
Katharina erfuhr, daß ihre Barmitgift hunderttausend Dukaten betrug. Der Dukate war damals ein Goldstück von der Größe der alten französischen Louisdor, aber nur halb so dick. Hunderttausend Dukaten jener Zeit stellen heute also, wenn man dem hohen Geldwerte Rechnung trägt, sechs Millionen vor. Man kann die Bedeutung des Bankhauses beurteilen, das Philipp Strozzi in Lyon besaß, da es seinem Geschäftsführer in dieser Stadt obliegen sollte, diese zwölfhunderttausend Livres in Gold zu liefern. Die Grafschaften Auvergne und Lauraguais brachte Katharina außerdem mit. Papst Clemens schenkte ihr weitere hunderttausend Dukaten an Geschmeiden, kostbaren Steinen und anderen Hochzeitsgeschenken, zu denen Herzog Alexander ebenfalls beisteuerte.
Bei ihrer Ankunft in Livorno mußte die noch so junge Katharina sehr geschmeichelt sein von dem maßlosen Prunk, den der damalige Chef des Hauses Medici, Papst Clemens, »ihr Oheim bei Unserer lieben Frau«, entfaltete, um den französischen Hof zu verblüffen. Er war bereits auf einer seiner Galeeren eingetroffen, die völlig mit karmoisinrotem Atlas ausgeschlagen, mit Goldfransen verziert und mit einem Zelt aus Goldbrokat bedeckt war. Diese Galeere, die fast zwanzigtausend Dukaten kostete, enthielt mehrere für Heinrich von Frankreichs Zukünftige bestimmte Gemächer, die alle mit den reichsten Raritäten, welche die Medici zu sammeln vermocht hatten, ausgeschmückt worden waren. Die herrlich gekleideten Ruderknechte und die Besatzung hatten einen Prior des Rhodeser Ritterordens zum Kapitän. Des Papstes Gefolgschaft war in drei anderen Galeeren untergebracht. Die Galeeren des Herzogs von Albany, die bei denen Clemens des Siebenten ankerten, bildeten mit ihnen eine ziemlich ansehnliche Flottille. Herzog Alexander stellte die Beamten von Katharinas Hause dem Papste vor, mit dem er sich insgeheim beriet, wobei er ihm wahrscheinlich den Grafen Sebastian von Montecuculi, der, wie es hieß, eben etwas plötzlich aus des Kaisers Dienst getreten war, und seine beiden Generäle Anton von Lêves und Ferdinand von Gonzaga vorstellte. Ward da zwischen den beiden Bastarden, Clemens und Alexander, im voraus beschlossen, den Herzog von Orleans zum Dauphin zu machen? Welche Belohnung ward dem Grafen Sebastian von Montecuculi versprochen, welcher, ehe er in Karls des Fünften Dienste getreten, Medizin studiert hatte? Über diesen Gegenstand schweigt sich die Geschichte aus. Wir werden übrigens sehen, in welche Nebel dies Geschehnis eingehüllt ist. Die
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