Katharina von Medici (German Edition)
verwandtschaftliche Bande verknüpften, rächte dieses Tyrannen Tod mit zwölfjähriger Beharrlichkeit auf die grausamste Weise. In dieser Zeit war sein Haß genau so stark gegen alle die Leute, die ihm schließlich die Macht verliehen hatten. Im Augenblicke, wo er zur Herrschaft berufen ward, war er achtzehnjährig; seine erste Handlung bestand darin, daß er die Rechte der legitimen Söhne Alexanders für null und nichtig erklären ließ, und all das tat er, um Alexander zu rächen... Karl der Fünfte bestätigte seiner Enkel Enterbung und erkannte Kosmus an Stelle von Alexanders Sohne an. Der Kardinal Cibò hatte Kosmus auf den Thron gesetzt, dafür verbannte ihn der sofort. Kardinal Cibò klagte denn auch sofort seine Kreatur, eben diesen Kosmus, welcher der erste Großherzog wurde, an, daß er Alexanders Sohn habe vergiften wollen. Dieser Großherzog war ebenso eifersüchtig auf seine Macht wie Karl der Fünfte auf die seinige und ebenso, wie es der Kaiser tat, dankte er zugunsten seines Sohnes Franz ab, nachdem er seinen anderen Sohn, Don Garcias, hatte töten lassen, um des Kardinals Johann von Medici Tod zu rächen, den Garcias ermordet. Kosmus der Erste und sein Sohn Franz, welche dem Hause Frankreich mit Leib und Seele hätten ergeben sein müssen, der einzigen Macht, die sie stützen konnte, waren Karls des Fünften und Philipps des Zweiten Diener und infolgedessen die ruchlosen, feigen und heimlichen Feinde Katharinas von Medici, die doch ein Ruhm ihres Hauses war. Das sind nur die hauptsächlichen, sich widersprechenden und unlogischen Handlungen, Schurkereien und schwarzen Intrigen des Hauses Medici. Nach diesem kurzen Überblick kann man die anderen Fürsten Italiens und Europas beurteilen. Alle Gesandten Kosmus' des Ersten hatten in ihren geheimen Anweisungen den Befehl, Strozzi, der Königin Katharina Verwandten, wenn sich Gelegenheit böte, zu vergiften. Karl der Fünfte ließ drei Gesandte Franz des Ersten meucheln.
Zu Anfang des Oktobermondes 1533 reiste der Duca della città di Penna von Florenz nach Livorno; Lorenz des Zweiten einzige Erbin, Katharina von Medici, begleitete ihn. Der Herzog und die Prinzessin von Florenz, denn das war der Titel, den man dem damals vierzehnjährigen jungen Mädchen verliehen hatte, verließen die Stadt umgeben von einem beträchtlichen Trupp Diener, von Offizieren und Sekretären; Bewaffnete zogen vor ihnen her, und eine Reiterbedeckung folgte. Die junge Prinzessin wußte noch nichts von ihrem Los, nur daß der Papst mit dem Herzoge Alexander eine Begegnung in Livorno haben sollte; ihr Onkel Philipp Strozzi aber enthüllte ihr bald die Zukunft, der sie versprochen worden war.
Philipp Strozzi hatte Klarissa von Medici geheiratet, die eine Blutschwester Lorenz' von Medici, des Herzogs von Urbino und Katharinas Vaters, war. Diese Heirat aber, die ebensosehr deshalb geschlossen ward, um eine der festesten Stützen der Volkspartei für der Medici Sache zu gewinnen, als auch um die Zurückrufung der damals verbannten Medici geschickt herbeizuführen, konnte diesen rauhen Helden, welcher von seiner Partei verfolgt ward, weil er diese Ehe eingegangen war, niemals umstimmen. Trotz des anscheinenden Wechsels in seinem durch diese Verbindung in etwas beherrschten Benehmen blieb er der Volkspartei treu und erklärte sich gegen die Medici, sobald er von ihrem Plane, Florenz zu unterjochen, Wind bekam. Dieser große Mann widerstand sogar, als ihm von Leo dem Zehnten ein Fürstentum angetragen ward. Philipp Strozzi sah sich in diesem Augenblick als Opfer der Medicäerpolitik, die in ihren Mitteln so schwankend, so fest aber in ihren Zielen war. Nachdem er Clemens des Siebenten unglückliche Gefangenschaft geteilt, als er, von den Colonna überrumpelt, sich in die Engelsburg geflüchtet hatte, wurde er von Clemens als Geisel gestellt und nach Neapel gebracht. Als der Papst, einmal befreit, böse über seine Feinde herfiel, sollte Strozzi sein Leben verlieren und sah sich zur Zahlung einer ungeheuren Summe genötigt, um das Gefängnis zu verlassen, wo er streng bewacht wurde. Als er sich frei sah, besaß er einer Eingebung der einem Biedermanne natürlichen Gutmütigkeit zufolge die Harmlosigkeit, sich bei Clemens dem Siebenten einzustellen, der sich vielleicht der Hoffnung hingegeben hatte, ihn loszuwerden. Der Papst errötete über sein Benehmen dermaßen, daß er Strozzi den übelsten Willkomm bereitete. Sehr jung hatte Strozzi also die Lehre des unglücklichen Lebens eines
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