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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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der Ehe durch Patente naturalisiert. Montecuculi ward anfangs dem Hause der Königin, Karls des Fünften Schwester, zugezählt. Dann ging er einige Zeit später in der Eigenschaft eines Mundschenks in des Dauphins Dienst über.
    Gänzlich verloren fühlte sich die Herzogin von Orleans an Franz des Zweiten Hofe. Ihr junger Gatte war in Diana von Poitiers verliebt, die, was Geburt anlangte, mit Katharinen wahrlich rivalisieren konnte und sich für eine viel größere Dame als sie hielt. Den Vorrang vor der Medicitochter hatte die Königin Eleonore, Karl des Fünften Schwester, und die Herzogin von Estampes, die durch ihre Heirat mit dem Haupte des Hauses de Brosse eines der mächtigsten Weiber und eine der höchsten Standespersonen Frankreichs war. Ihre Tante, die Herzogin von Albany, die Königin von Navarra, die Herzogin von Guise, die Herzogin von Vendôme, die Kronfeldherrin, mehrere andere ebenso angesehene Frauen verdunkelten durch ihre Geburt und Rechte ebensosehr wie durch ihre Macht an dem prächtigsten Hofe, dem, ohne Ludwig den Vierzehnten auszunehmen, ein französischer König vorgestanden hat, die Florentiner Krämertochter, die viel erlauchter, viel reicher durch das Haus de la Tour de Boulogne als durch ihr eigenes Haus Medici war.
    Seiner Nichte Stellung war so schlecht und so schwierig, daß Philipp Strozzi sie, da er in keiner Weise fähig war, sie inmitten so entgegengesetzter Interessen zu leiten, im ersten Jahre verließ; er ward überdies durch Clemens des Siebenten Tod nach Italien zurückgerufen. Katharinas Aufführung war, wenn man sich klar macht, daß sie kaum fünfzehnjährig war, von musterhafter Klugheit. Aufs engste schloß sie sich dem Könige, ihrem Schwiegervater, an, den sie so wenig wie möglich verließ. Hoch zu Roß folgte sie ihm auf die Jagd und in den Krieg. Ihre abgöttische Liebe zu Franz dem Ersten rettete das Haus Medici bei des Dauphins Vergiftung vor jedem Verdacht. Ebenso wie der Herzog von Orleans befand sich Katharina damals in des Königs Quartier in der Provence, denn Frankreich wurde bald durch Karl den Fünften, des Königs Schwager, mit Krieg überzogen. Der ganze Hof blieb auf dem Schauplatze der Hochzeitvergnügen, welcher bald der eines der grausamsten Kriege werden sollte. Im Augenblick, wo der in die Flucht geschlagene Karl der Fünfte die Gebeine seiner Armee in der Provence ließ, kehrte der Dauphin auf der Rhone nach Lyon zurück. Zum Schlafen machte er in Tournon halt und stellte dort zum Zeitvertreib einige gewaltsame Übungen an, worin seines und seines Bruders Erziehung, ihrer Gefangenschaft als Geiseln zufolge, fast ausschließlich bestanden hatte. Der Prinz besaß die Unklugheit, da er sehr erhitzt war, im Augustmonate um ein Glas Wasser zu bitten, welches ihm Montecuculi mit Eis servierte. Der Dauphin starb beinahe sofort. Franz der Erste vergötterte seinen Sohn. Allen Historikern nach war der Dauphin ein vollkommener Fürst. Der verzweifelte Vater gab dem gegen Montecuculi eingeleiteten Prozesse die größte Bedeutung; die weisesten Richter seiner Zeit wurden mit ihm betraut. Nachdem er die ersten Torturen heldenhaft überstanden hatte, ließ sich der Graf zu Geständnissen herbei, in die er immer wieder den Kaiser und seine beiden Generäle, Anton von Lêves und Ferdinand von Gonzaga, hineinzog.
    Dieser Prozeß befriedigte Franz den Ersten nicht. Keine Angelegenheit ward feierlicher durchgefochten als diese. Nach eines Augenzeugen Schilderung tat der König folgendes:
    ›Der König aber ließ zu Lyon alle die Fürsten seines Blutes und alle Ritter seines Ordens und andere hohe Persönlichkeiten seines Reiches sich versammeln; der Legat und der Nuntius des Papstes, die Kardinäle, die sich am Hofe befanden, auch die Gesandten Englands, Schottlands, Portugals, Venedigs, Ferraras und andere waren zugegen. Es versammelten sich alle fremden Fürsten und großen Herren, sowohl die italienischen wie die deutschen, welche zu jener Zeit an seinem Hofe lebten, wie der Herzog von Württemberg, ein Deutscher, die Herzöge von Somma, Arianna und Atria; der Prinz von Melphi (er hatte Katharina heiraten wollen) und von Stilliano, ein Neapolitaner; der edle Herr Dom Hippolytus von Este, der Marquis von Vigeve aus dem Hause Trivulci, ein Mailänder; der edle Herr Johann Paul von Cere, ein Römer; der edle Herr Cäsar Fregosi, Genevoi (ein Genuese aus Genua), der edle Herr Hannibal von Gonzaga, ein Mantuaner, und andere in sehr großer Zahl. Als die versammelt

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