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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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»Mein Sohn,« sagte er, »nach allem, was zwischen dir und den Häuptern des Amboiser Tumultes vor sich gegangen ist, schulden sie dir genugsam, und das Haus Navarra dürfte sich wohl um deine Zukunft kümmern.«
    »Ja«, entgegnete Christoph.
    »Nun also,« fuhr der Vater fort, »ich habe positive Schritte getan und für dich um die Erlaubnis gebeten, in Bearn ein Justizamt zu kaufen. Unser guter Freund Paré war so freundlich, die Briefe zu übermitteln, die ich in deinem Namen an den Prinzen von Condé und die Königin Johanna geschrieben habe. Hier lies die Antwort des Herrn von Pibrac, des Vizekanzlers von Navarra:
    ›An Ehren Lecamus, Syndikus der Kürschnergilde. Der allergnädigste Prinz von Condé beauftragt mich, Euch sein Bedauern auszudrücken, nichts für seinen Gefährten im Saint-Aignanturme tun zu können. Doch denkt er oft an ihn und bietet ihm eine Gendarmstelle in seiner Kompagnie an, in welcher er Gelegenheit haben dürfte, seinen Weg als herzhafter Mann, der er ist, zu machen. Die Königin von Navarra wartet auf die Gelegenheit, Ehren Christoph zu belohnen, und daran wird es nicht fehlen.
    Inzwischen bitten wir Gott, Herr Syndikus, uns in seine Obhut zu nehmen.
    Nérac                          Pibrac
              Kanzler von Navarra.‹
    »Nérac, Pibrac, krack!« sagte Babette. »Von Gascognern darf man nichts erwarten, die denken nur an sich.« Der alte Lecamus blickte seinen Sohn mit spöttischer Miene an.
    »Einem armen Kinde, dessen Knie und Knöchel seinetwegen zerbrochen wurden, schlägt er vor, ein Pferd zu besteigen«, rief Mademoiselle Lecamus.
    »Welch grausamer Scherz!«
    »Ich sehe dich nicht gerade als Rat in Navarra«, erklärte der Syndikus der Kürschner.
    »Ich möchte wohl wissen, was die Königin Katharina für mich tun würde, wenn ich meine Zuflucht zu ihr nähme«, sagte der niedergeschmetterte Christoph.
    »Sie hat dir nichts versprochen,« erwiderte der alte Kaufmann; »sicher aber bin ich, daß sie sich nicht über dich lustig machen, hingegen sich deiner Leiden erinnern würde. Könnte sie aber einen protestantischen Bürgerlichen zum Parlamentsrat ernennen?«
    »Christoph hat ja nicht abgeschworen!« schrie Babette. »Seine religiösen Meinungen kann er doch wohl für sich behalten.«
    »Einem Pariser Parlamentsrat gegenüber würde der Prinz von Condé wohl weniger von oben herab sein«, sagte Lecamus.
    »Parlamentsrat, mein Vater, ist das möglich?«
    »Ja, wenn Ihr das nicht ummodelt, was ich für Euch tun will. Hier, mein Gevatter Lallier wird gern seine zweihunderttausend Livres geben, wenn ich ebensoviel für die Erwerbung eines schönen Herrensitzes unter der Bedingung verausgabe, daß er sich von Sohn auf Sohn forterbt. Den wollten wir euch als Mitgift geben.«
    »Und ich würde noch eine Kleinigkeit für ein Haus in Paris hinzufügen«, sagte Lallier.
    »Nun, Christoph?« fragte Babette.
    »Ihr plant ohne die Königin«, antwortete der junge Advokat.
    Einige Tage nach dieser ziemlich herben Enttäuschung übermittelte ein Lehrling Christoph folgendes lakonische Briefchen:
    »Chaudieu wünscht sein Kind zu sehen.«
    »Er soll hereinkommen«, rief Christoph.
    »O mein heiliger Märtyrer!« sagte der Prediger, den Advokaten umarmend, »du bist deiner Schmerzen ledig?«
    »Ja, dank Paré.«
    »Dank Gott, der die Kraft dir verlieh, den Martern standzuhalten! Aber was hab' ich gehört? Du hast dich zum Advokaten ernennen lassen, den Treueid geleistet, die Hure, die katholische, apostolische und römische Kirche wieder anerkannt?...«
    »Mein Vater hat's gewollt.«
    »Müssen wir denn nicht von unseren Vätern, unseren Kindern, unseren Frauen lassen, all das um der heiligen Sache des Calvinismus willen, und alles erleiden?«...
    »Ach, Christoph, der große Calvin, die ganze Partei, die Welt, die Zukunft zählen auf deinen Mut und deine Seelengröße. Dein Leben haben wir nötig.«
    Bemerkenswert ist, daß der Geist des Menschen, selbst des aufopferndsten, gerade wenn er sich ganz aufopfert, in den gefährlichsten Krisen sich stets noch einen Hoffnungsroman zimmert. So rechnete Christoph, als ihn auf dem Wasser unter der Wechslerbrücke der Prinz, der Soldat und der Prediger gebeten hatten, der Königin Katharina jenen Vertrag zu bringen, welcher ihm, wurde er überrascht, den Kopf kosten mußte, mit seinem Verstande, dem Zufall, mit seiner Klugheit und hatte sich kühn zwischen jene beiden schrecklichen Parteien, die Guisen

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