Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
Familienversammlung anrichtete, geschahen die Vorbereitungen mit einer Schnelligkeit, die an Wunder grenzte. Christoph, erstaunt, überrascht und bestürzt ob solcher Gunst, saß wortlos da und sah alles ganz mechanisch geschehen.
    »Die Königin und der König unter unserem Dache!« sagte die alte Mutter.
    »Die Königin!« wiederholte Babette, »was soll man da sagen, was tun?«
    Am Ende einer Stunde war alles verändert; der alte Saal geschmückt und der Tisch schimmerte. Dann hörte man Pferdegetrappel in der Straße. Der Glanz der von den Eskortereitern getragenen Fackeln sorgte dafür, daß die Bürger des Viertels die Nase aus dem Fenster steckten. Das alles ging ganz schnell. Der Tumult ließ nach, unter den Laubengängen blieben nur die Königin mit ihrem Sohne, dem König Karl dem Neunten, der zum Großmeister der fürstlichen Kleiderkammer und zum Gouverneur des Königs ernannte Karl von Gondi, Herr von Thou, der alte Rat, der Staatssekretär Pinard und zwei Pagen zurück.
    »Wackere Leute,« sagte die Königin beim Eintreten, »wir, der König, mein Sohn, und ich wollen den Heiratsvertrag des Sohnes unseres Kürschners unterzeichnen; Bedingung aber ist, daß er katholisch bleibt. Um ins Parlament zu kommen, muß man katholisch sein, katholisch muß man sein, um Ländereien zu besitzen, die von der Krone abhängen, katholisch muß man sein, um sich an des Königs Tisch zu setzen, nicht wahr, Pinard?«
    Der Staatssekretär erschien und wies die Patentbriefe vor.
    »Wenn wir nicht alle hier Katholiken sind,« sagte der kleine König, »wird Pinard alles ins Feuer werfen; aber wir alle sind doch wohl Katholiken?« fuhr er, mit ziemlich stolzem Blick die ganze Versammlung messend, fort.
    »Ja, Sire«, antwortete Christoph Lecamus, nicht ohne Mühe das Knie beugend und des jungen Königs Hand küssend, die der ihm hinstreckte.
    Die Königin Katharina, die ebenfalls Christoph die Hand reichte, zog ihn jäh auf, führte ihn einige Schritte beiseite und sagte zu ihm:
    »Nun, mein Junge, keine Schlaubergereien, nicht wahr? Wir spielen offenes Spiel.«
    »Ja, gnädige Frau«, erwiderte er, hingerissen von der glänzenden Belohnung und der Ehre, die ihm die dankbare Königin erwies.
    »Nun, Mosjö Lecamus, der König, mein Sohn und ich, gestatten Euch des Biedermanns Groslay Charge zu erwerben, des Parlamentsrats hier«, erklärte die Königin. »Dabei werdet Ihr, hoffe ich, in die Fußtapfen des Herrn Vorgesetzten treten.«
    Thou trat näher und sagte:
    »Ich stehe für ihn ein, gnädige Frau.«
    »Schön, protokolliert, Notare«, äußerte Pinard.
    »Da der König, unser Herr, uns die Gunst erweist, meiner Tochter Kontrakt zu unterzeichnen, bezahle ich den ganzen Preis des Herrensitzes«, rief »Die Damen können sich setzen«, sagte der junge König in anmutigster Weise.
    »Als Hochzeitsgabe für die Braut leiste ich mit Einwilligung meiner Mutter auf meine Rechte Verzicht.«
    Der alte Lecamus und Lallier fielen auf die Knie und küßten des jungen Königs Hand.
    »Potzblitz, Sire, wieviel Geld diese Bürger besitzen«, flüsterte Gondi ihm ins Ohr.
    Der junge König hub zu lachen an.
    »Da Eure Gnaden bei guter Laune sind,« sagte der alte Lecamus, »wollet mir erlauben, Euch meinen Nachfolger mit der Bitte vorzustellen, ihm das königliche Patent der Versorgung Eurer Häuser weiter zu belassen.«
    »Wir wollen ihn sehen«, erwiderte der König.
    Lecamus ließ seinen Nachfolger vortreten; der wurde ganz bleich.
    »Wenn meine liebe Mutter es erlaubt, setzen wir uns alle zu Tisch«, erklärte der junge König.
    Der alte Lecamus besaß die Aufmerksamkeit, dem jungen Könige einen Silberbecher zu schenken, den er von Benvenuto Cellini während seines Aufenthaltes im Hotel de Nesle zu Paris erhalten hatte; nicht weniger als zweitausend Taler hatte der gekostet.
    »Oh, meine Mutter, welch schöne Arbeit!« rief der junge König, den Becher beim Fuße erhebend.
    »Der stammt aus Florenz«, antwortete Katharina.
    »Verzeiht mir, gnädige Frau,« sagte Lecamus, »er ist in Frankreich von einem Florentiner gearbeitet worden. Was aus Florenz stammt, würde der Königin gehören; was aber in Frankreich geschaffen ward, gebührt dem Könige.«
    »Ich nehme ihn an, Biedermann,« rief Karl der Neunte, »und fortan soll er mein Mundbecher sein!« »Er ist schön genug,« erklärte die Königin, das Meisterwerk prüfend, »um ihn den Kronschätzen zuzufügen.«
    »Nun, Meister Ambrosius,« flüsterte die Königin ihrem Chirurgen,

Weitere Kostenlose Bücher