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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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kaufen wollte, hat die Verschmitzte sehr bald erraten, wohin ihres Sohnes Verdacht führte. Wer aber weiß, was der König in seinem Sack trägt? Vielleicht schwankt er nur und weiß nicht, wie er seine Mutter behandeln soll; er haßt sie, verstehst du? Etwas von seinen Plänen hat er der Königin erzählt, die Königin hat mit Frau von Fiesko geschwatzt, Frau von Fiesko hat alles brühwarm der Königin-Mutter hinterbracht, und seitdem hält der König seine Gesinnungen vor seinem Weibe geheim.«
    »Es war Zeit«, erklärte Karl von Gondi.
    »Was tun?« fragte der Marschall.
    »Den König beschäftigen,« antwortete der Großmeister, welcher, obwohl er weniger vertrauten Umgangs als sein Bruder mit Katharina pflog, darum nicht minder klarblickend war.
    »Karl, ich habe dich einen schönen Weg gehen lassen,« sagte sein Bruder ernst zu ihm, »wenn du aber auch Herzog sein willst, sei wie ich unserer Herrin mit Leib und Seele ergeben. Sie wird Königin bleiben, sie ist die stärkste hier. Frau von Sauves ist immer bei ihr zu finden und der König von Navarra und der Herzog von Alençon sind ständig bei Frau von Sauves. Ewig wird Katharina sie am Gängelbande halten, unter dieser wie unter König Heinrichs des Dritten Regierung. Wolle Gott, daß der nicht undankbar ist!«
    »Warum?«
    »Seine Mutter hat zuviel für ihn getan.«
    »Ach! Aber ich höre Lärm in der Sankt Honoriusstraße«, rief der Großmeister; »Man sperrt Renés Tür ab. Unterscheidest du nicht den Schritt mehrerer Männer? Die Ruggieris sind verhaftet worden!«
    »Ah, diavolo. Jetzt heißt's Vorsicht. Der König hat seinem gewöhnlichen Ungestüm nicht nachgegeben. Wo aber wird er sie festsetzen? Sehen wir, was vorgeht.«
    Die beiden Brüder langten in dem Augenblicke an der Ecke der Rue de l'Autruche an, als der König bei seiner Geliebten eintrat.
    »Nun, Tavannes,« rief der Großmeister, auf des Königs Gefährten losstürzend, der in den Louvre zurückkehrte, »was ist euch zugestoßen?«
    »Wir sind mitten in eine Zaubererversammlung hineingeraten. Ihrer zwei, die zu Euren Freunden gehören, haben wir verhaftet. Zu Nutz und Frommen französischer Edelleute können uns die angeben, wie es kommt, daß Ihr, die Ihr landesfremd seid, zwei Kronämter mit Beschlag belegtet«, sagte Tavannes, halb ernst, halb spöttisch.
    »Und der König?« fragte der Großmeister, den Tavannes Feindseligkeit wenig beunruhigte.
    »Ist bei seiner Geliebten geblieben.«
    »Die Ämter haben wir dank der absolutesten Ergebenheit unseren Herren gegenüber, und das ist ein schöner und vornehmer Weg, den Ihr auch eingeschlagen habt, Tavannes«, antwortete der Herzog von Retz.

Die drei Höflinge schritten schweigend dahin. Im Augenblicke, wo sie auseinandergingen, da jeder seine Leute vorfand, die sie nach Hause geleiteten, glitten zwei Männer vorsichtig die Mauern der Rue de l'Autruche entlang. Diese beiden Männer waren der König und der Graf von Solern. Schnell langten sie am Seineufer an einer Stelle an, wo eine Barke und von dem deutschen Edelmanne ausgewählte Ruderknechte ihrer harrten. In wenigen Augenblicken erreichten beide das entgegengesetzte Ufer.
    »Meine Mutter ist nicht schlafen gegangen«, rief der König; »sie wird uns sehen, wir haben den Stelldicheinsort schlecht erwählt.«
    »Sie kann an irgendein Duell glauben«,antwortete Solern; »wie sollte sie denn uns, die wir hier sind, in solch einer Entfernung erkennen?«
    »Ach, möge sie mich sehen«, schrie Karl der Neunte; »jetzt bin ich entschlossen!«
    Der König und sein Vertrauter sprangen über die Böschung und entfernten sich eilends in der Richtung der Studentenwiese. Als sie dort anlangten, trat Graf von Solern, der vor dem Könige her schritt, einem als Wache aufgestellten Manne entgegen, wechselte einige Worte mit ihm, worauf der sich zu den Seinigen zurückzog. Bald verließen zwei Männer, die den Ehrfurchtsbezeigungen nach, welche ihr Posten ihnen erwies, Fürsten sein mußten, den Platz, wo sie sich hinter einem schlechten Feldgehege versteckt gehalten hatten, und näherten sich dem Könige, vor dem sie das Knie beugten. Bevor sie noch die Erde berührt hatten, hob Karl der Neunte sie auf und sagte zu ihnen:
    »Keine Umstände, wir alle hier sind Edelleute!« Zu diesen drei Edelleuten stieß ein ehrwürdiger Greis, den man für den Kanzler l'Hopital hätte halten können, wenn der nicht schon im Vorjahre gestorben wäre. Alle vier schritten eilig weiter, um sich auf einen Platz zu

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