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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Menschen daraus hervorgegangen, die ihre Lebenselemente in der Erdhülle, in der Luft und in ihrer Nahrung fanden. Erde und Luft besitzen also das Prinzip der menschlichen Umwandlungen, sie gehen vor unseren Augen und an dem vor sich, was uns vor Augen liegt; wir können das Geheimnis also ergründen, wenn wir die Anstrengung dieser Nachforschung nicht auf einen Menschen beschränken, sondern wenn sie der Materie, an die ich glaube und die ich, des Ordens Großmeister, durchdringen will. Christoph Kolumbus hat dem Könige von Spanien eine Welt gegeben, ich aber suche ein ewiges Volk für den König von Frankreich. Voran an die fernste Grenze gestellt, die uns von der Kenntnis der Dinge trennt, als Beobachter der Atome, zerstöre ich die Formen, verunreinige ich die Bestandteile jedweder Kombination, forme den Tod nach, um das Leben nachformen zu können! Kurz, unaufhörlich klopfe ich an das Tor der Schöpfung und werde bis zu meiner letzten Stunde daran klopfen. Wenn ich tot bin, wird mein Klöppel in andere, gleichfalls unermüdliche Hände gelangen, die gleichfalls ebenso unermüdlich sind, wie jene unbekannten Riesen, die ihn mir überließen. Fabelhafte, unverstandene Menschenkinder wie etwa Prometheus, Ixion, Adonis, Pan und so fort, die zu den religiösen Glaubenslehren in jedem Lande, zu jeder Zeit gehören, künden uns an, daß diese Hoffnung mit den Menschengeschlechtern geboren ward. Chaldäa, Indien, Persien, Ägypten, Griechenland, die Mauren haben den Magismus, die höchste Wissenschaft unter den okkulten Wissenschaften, welche die Frucht der Nachtwachen jedweder Generation in Verwahrung hält, fortgepflanzt. Dort war der Ausgangspunkt der großen und majestätischen Institution des Templerordens; als einer Eurer Vorfahren, Sire, die Templer verbrannte, hat er nur Menschen verbrannt, die Geheimnisse sind uns verblieben. Der Wiederaufbau des Tempels (des Wohnsitzes der Tempelherrn) ist das Losungswort einer unbekannten Nation, der Stämme unerschrockener Sucher, die sich alle dem Orient des Lebens zuwenden, alle Brüder, die unzertrennlich durch eine Idee vereinigt und mit dem Stempel der Arbeit gezeichnet sind. Ich bin der Herrscher dieses Volkes, Anführer durch Wahl und nicht durch Geburt. Ich lenke sie alle der Substanz des Lebens zu. Als Großmeister, Rosenkreuzer, Gefährten, Adepten jagen wir alle dem unsichtbaren Moleküle nach, das unsere Schmelzöfen flieht, wie es unsere Augen immer noch flieht. Aber wir werden uns noch bessere Augen verschaffen als die uns von der Natur mitgegebenen, und werden das atomistische Element, das so unerschrocken von allen Gelehrten gesucht ward, die uns auf dieser erhabenen Jagd vorangegangen sind, erreichen. Sire, wenn ein Mensch zu Pferde über solchen Abgrund sprengt und ebenso kühne Taucher befehligt, als es meine Brüder sind, erscheinen andere menschliche Interessen recht klein daneben. Auch sind sie uns nicht gefährlich. Religiöse Dispute und politische Zänkereien liegen weit hinter uns, hoch stehen wir über ihnen. Wenn man mit der Natur streitet, erniedrigt man sich nicht irgendwelche Menschen beim Kragen zu fassen. Übrigens ist jedes Ergebnis in unserer Wissenschaft abschätzbar, wir können alle Wirkungen ermessen und vorhersagen; während bei den Kombinationen, auf die sich Menschen mit ihren Interessen einlassen, alles schwankend ist. Wir wollen die Diamanten in unserem Tiegel prüfen, wir werden; Diamanten, werden Gold machen lernen! Wie es einer der unsrigen zu Barcelona tat, werden wir Schiffe mit etwas Feuer und Wasser zum Fahren bringen. Wir wollen des Windes entraten, werden uns selber den Wind machen, werden Licht erzeugen und der Reiche Gesicht durch neue Industrien ummodeln. Niemals aber werden wir uns dazu herablassen, einen Thron zu besteigen, um dort von Völkern gequält zu werden!«
    Trotz seines lebhaften Wunsches, sich nicht durch Florentiner Listen überrumpeln zu lassen, war der König, ebenso wie seine Geliebte, bereits gepackt und von den Umschweifen und Repliken dieser pompösen Charlatanberedsamkeit eingewickelt worden. Die Augen der beiden Liebenden bewiesen bereits, wie geblendet sie angesichts der vor ihnen ausgebreiteten mysteriösen Reichtümer waren; sie sahen etwas wie eine Flucht von unterirdischen Räumen voller arbeitender Gnomen. Die Ungeduld der Neugierde zerstreute das Mißtrauen des Verdachts.
    »Dann aber,« rief der König, »seid ihr große Politiker, die uns aufklären können.«
    »Nein, Sire«, antwortete

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