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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Äthers gesäten Prinzips, in dem sich Tausende von Kreaturen produzieren, von welchen sich keine von Stern zu Stern gleicht, weil die Lebensbedingungen überall verschieden sind. Ja, Sire, das subtile Räderwerk, welches wir Leben nennen, nimmt seinen Ursprung jenseits der sichtbaren Welten; die Schöpfungen zerlegen es sich nach Belieben der Umgebung, in der sie sich befinden, und die geringsten Wesen nehmen teil daran, indem sie, soviel wie sie nur können, auf eigene Gefahr und Kosten davon aufnehmen: bei ihnen steht es, sich wider den Tod zu verteidigen. Die Alchimie ist völlig hierin enthalten. Wenn der Mensch, das vollkommenste Tier dieses Globus, in sich selber einen Teil Gottes trüge, würde er nicht umkommen, und er kommt um. Um über diese Schwierigkeit hinwegzugelangen, haben Sokrates und seine Schule die Seele erfunden. Ich, der Nachfolger so vieler unbekannter großer Könige, welche diese Materie beherrschten, bin für die alten Theorien gegen die neuen; ich bin für die Umwandlung der Materie, die ich sehe, und gegen die unmögliche Ewigkeit einer Seele, die ich nicht sehe. Die Welt der Seele erkenne ich nicht an. Wenn jene Welt vorhanden wäre, würden die Substanzen, deren prächtige Vereinigung Euren Körper hervorbringt, und die bei Madame so in die Augen springend sind, sich nicht nach Eurem Tode sublimieren, um jedes getrennt in seine Abteilung, das Wasser zum Wasser, das Feuer zum Feuer, das Metall zum Metall zurückzukehren, wie, wenn meine Kohle verbrannt ist, ihre Elemente in ihre ursprünglichen Moleküle zurückversetzt worden sind. Wenn Ihr behauptet, daß irgend etwas uns überlebt, so sind das nicht wir; denn alles, was mein augenblickliches Ich ist, stirbt. Und dies augenblickliche Ich will ich nun über den für sein Leben bestimmten Termin fortsetzen; der augenblicklichen Umbildung will ich eine größere Dauer verschaffen. Wie! Die Bäume leben jahrhundertelang und die Menschen sollten nur Jahre leben, während die einen aktiv und die anderen passiv sind, wo die einen unbeweglich und ohne Stimme sind und die anderen sprechen und gehen! Keine Schöpfung soll hinieden unserer an Macht oder Dauer überlegen sein. Schon haben wir unsere Sinne erweitert, wir sehen in die Welt der Gestirne hinein. Wir müssen unser Leben verlängern können! Über Macht stelle ich Leben. Was nutzt die Macht, wenn uns das Leben entgleitet? Ein vernünftiger Mensch kann ja gar keine andere Beschäftigung haben als suchen, nicht ob es ein anderes Leben gibt, sondern das Geheimnis, auf welchem seine augenblickliche Form beruht, um es nach seinem Belieben fortzusetzen! Der sehnsüchtige Wunsch hat mir das Haar gebleicht, aber ich schreite unerschrocken durch die Finsternisse, indem ich die Intelligenz, die meinen Glauben teilt, in solchem Kampfe anführe. Eines Tages wird das Leben uns gehören.«
    »Aber wie?« schrie der König, jäh aufspringend.
    »Da die erste Bedingung unseres Glaubens ist, daran festzuhalten, daß die Welt dem Menschen gehörte, muß man mir diesen Punkt bewilligen«, sagte Lorenz.
    »Schön, sei's!« antwortete der ungeduldige Karl von Valois bereits fasziniert.
    »Nun gut, Sire, wenn man Gott von dieser Welt wegnimmt, was bleibt dann? Der Mensch! Prüfen wir also unsere Domaine. Die materielle Welt ist zusammengesetzt aus Elementen, diese Elemente selber sind Prinzipien. Diese Prinzipien lösen sich in ein einziges auf, das mit Bewegung begabt ist. Die Zahl drei ist die Formel der Schöpfung: Materie, Bewegung, Produkt!«
    »Der Beweis? Nicht weiter!« rief der König.
    »Seht Ihr ihn nicht an den Wirkungen?« antwortete Lorenz. »Auf die Probe stellten wir die Eichel, aus der eine Eiche hervorgehen muß, desgleichen auch den Embryo, aus welchem ein Mensch entstehen muß, aus diesem bißchen Substanz resultiert ein reines Prinzip, mit dem sich eine Kraft, irgendeine Bewegung verbinden muß. Muß dies Prinzip in Ermangelung eines Schöpfers nicht selber die aufeinandergeschichteten Formen annehmen, die unsere Welt bilden? Denn überall ist dies Lebensphänomen das gleiche. Ja, für Metalle wie für Lebewesen, für Pflanzen wie für Menschen beginnt das Leben mit einem nicht wahrnehmbaren Embryo, der sich von selbst entwickelt. Es gibt ein primitives Prinzip! Überraschen wir es auf dem Punkte, wo es auf sich selbst einwirkt, wo es eins ist, wo es Prinzip ist, ehe es Geschöpf wird, Ursache ist, ehe es Wirkung wird; dann werden wir es absolut erkennen, formlos, so wie es fähig ist,

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