Katharina von Medici (German Edition)
die Lusignan von Poitou, die Robert von der Normandie förderten durch ihre Kühnheit die königlichen Geschlechter, und es schlugen manchmal einfache Ritter wie du Glaicquin den Purpur aus, indem sie dem Konnetabeldegen den Vorzug gaben. Als die Krone die Grafschaft von Blois mit ihrem Besitze vereinigt hatte, baute Ludwig der Zwölfte, der diese Lage liebte, etwa um sich von du Plessis furchtbaren Angedenkens fern zu halten, auf dem Vorsprunge in der Doppellage nach Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ein Hauptgebäude, welches das Schloß der Grafen von Blois mit den Überbleibseln alter Konstruktionen verband, von denen heute nur noch der große Saal vorhanden ist, worin unter Heinrich dem Dritten die Generalstände tagten. Bevor Franz der Erste sich in Chambord verliebte, wollte er das Schloß vollenden, indem er zwei andere Flügel anbaute, so daß das Viereck vollkommen geworden wäre. Chambord aber lenkte ihn von Blois ab, wo er nur ein Hauptgebäude aufführte, das für seine Zeit und für seine Enkel das ganze Schloß vorstellte. Dies dritte, von Franz dem Ersten aufgeführte Schloß ist sehr viel geräumiger und weit mehr verziert als der nach Heinrich dem Zweiten genannte Louvre. Die Architekten behaupten, es stelle das Phantasievollste vor, was in der Renaissance gebaut worden sei. In einer Zeit, wo eine eifersüchtige Architektur herrschte und wo man sich ums Mittelalter wenig kümmerte, zu einer Epoche, wo die Literatur sich noch nicht so innig wie zu unseren Tagen mit der Kunst verband, hat La Fontaine in seiner gutmütigen Sprache folgendes von dem Schloß Blois gesagt: ›Was Franz der Erste hat aufführen lassen, befriedigte mich von außen gesehen mehr als alles übrige: es gibt da eine solche Masse kleiner Galerien, kleiner Fenster, kleiner Balkons, winziger Zierate ohne Regelmäßigkeit und Ordnung, und all das stellt etwas Großes vor, das mir recht gefällt.‹
Das Schloß von Blois hatte also das Verdienst drei verschiedene Architekturstile, drei Epochen, drei Systeme und drei Herrschaften zu repräsentieren. Auch gibt es vielleicht keine andere königliche Besitzung, welche in dieser Hinsicht mit dem Schlosse von Blois vergleichbar ist. Diese riesenhafte Konstruktion zeigt in einem Bezirke, im nämlichen Hofe ein vollkommen genaues Abbild jener großen Darstellung der Sitten und des Lebens der Nationen, die sich Architektur nennt.
Im Augenblick, wo Christoph an den Hof eilte, zeigte der Teil des Schlosses, der zu unseren Tagen von dem vierten Palaste eingenommen wird, den sich siebzig Jahre später dort während seiner Verbannung Gaston, der aufrührerische Bruder Ludwigs des Dreizehnten, baute, einen Zusammenklang von Blumenparterren und hängenden Gärten, die sich malerisch mit den stehenden Verzahnungen und den unvollendeten Türmen des Schlosses von Franz dem Zweiten vermischten. Diese Gärten standen durch eine Brücke von großartiger Kühnheit (Ortsansässige dürften sich noch erinnern, gesehen zu haben, wie sie zerstört ward) mit einem Parterre in Verbindung, das sich auf der anderen Schloßseite erhob und sich der Bodenbeschaffenheit zufolge auf gleicher Höhe mit ihnen fand. Die mit der Königin Anna von Bretagne verbundenen Edelmänner oder Leute dieser Provinz, die Ansuchen an sie stellen oder mit ihr verhandeln oder sie über das Geschick der Bretagne aufklären wollten, erwarteten dort die Stunde ihrer Audienzen, ihres Levers oder ihres Spazierganges. So hat die Geschichte denn auch diesem Parterre den Namen ›Hühnerleiter der Bretonen‹ gegeben. Heute befindet sich dort der Obstgarten etwelcher Bürger und bildet einen Vorhof zu dem Jesuitenplatze. Dieser Platz wurde damals ganz in die Gärten der schönen Residenz, welche ihre oberen und unteren Gärten besaß, mit eingeschlossen. Noch heute sieht man in einer ziemlichen Entfernung vom Jesuitenplatze einen von Katharina von Medicis aufgeführten Pavillon, worinnen sie, den Historikern von Blois gemäß, ihre warmen Bäder untergebracht hatte. Diese Einzelheit erlaubt uns die sehr unregelmäßige Einteilung der Gärten wiederzuerkennen, die hinaufstiegen und herabführten, indem sie den Wellenlinien des Bodens folgten, der um das Schloß herum äußerst bewegt ist, was dessen Stärke ausmachte und wie man sehen wird, dem Herzog von Guise viel Aufregung bereitete. In die Gärten ging man durch innere und äußere Galerien, deren hauptsächlichste, ihrer Ausschmückung entsprechend, die Hirschgalerie hieß. Diese Galerie
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