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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Jungen retten. Zweiunddreißig Jahre lang hab' ich Pelze verkauft, da kenne ich die Kehrseite der Hofkleider gut. Auch werde ich wohl etwas haben, um mir Türen und Tore öffnen zu lassen.«
    Christoph riß seine Augen weit auf, als er seinen Vater also reden hörte; doch fürchtete er eine väterliche Schlinge und wahrte Schweigen.
    »Nun also, macht die Rechnung fertig, schreibt einen Brief an die Königin; ich will sofort abreisen. Würde mir doch sonst das größte Unheil widerfahren.«
    »Abreisen? Aber wie denn?«
    »Ich werde mir ein Pferd kaufen ... Schreibt, um Gottes willen!«
    »He, Mutter! Geld für deinen Sohn!« rief der Alte seinem Weibe zu.
    Die Mutter kam herein, eilte an ihre Truhe und reichte Christoph, der sie ganz gerührt umarmte, eine Börse.
    »Die Rechnung lag schon fertig da,« sagte der Vater, »hier hast du sie. Ich will denn noch den Brief schreiben.«
    Christoph nahm die Rechnung und steckte sie in seine Tasche. »Aber du sollst wenigstens mit uns zu Abend essen«, sagte der Biedermann. »In solch verzweiflungsvoller Lage müßt ihr eure Ringe wechseln, Lalliers Tochter und du.«
    »Schön also, da will ich sie holen gehen«, rief Christoph.
    Der junge Mann fühlte sich seines Vaters nicht ganz sicher, da er dessen Charakter noch nicht zur Genüge kannte. Er stieg in sein Zimmer hinauf, kleidete sich um, nahm ein Felleisen, schlich sich auf den Zehenspitzen herunter und legte es unter einen Ladentisch, seinen Degen und seinen Mantel ebenfalls.
    »Was zum Teufel tust du da?« fragte sein Vater, als er ihn hörte.
    »Ich will nicht, daß man meine Reisevorbereitungen sieht; hab' alles unter einen Tisch gesteckt«, flüsterte er ihm ins Ohr.
    »Da ist der Brief«, sagte der Vater.
    Christoph nahm das Papier und ging hinaus, wie wenn er die junge Nachbarin holen wollte.
    Einige Augenblicke nach Christophs Abreise langten der Gevatter Lallier und seine Tochter an. Vor ihnen her ging eine Magd, welche drei Flaschen alten Weines trug.
    »Nun, und wo ist Christoph?« fragten die beiden alten Leute.
    »Christoph?« rief Babette, »wir haben ihn nicht gesehen.«
    »Mein Sohn ist doch ein kecker Wicht! Täuscht mich, wie wenn ich noch bartlos wäre. Mein Gevatter, was wirds jetzt geben? Zu Zeiten leben wir, wo die Kinder mehr Grips haben als ihre Väter.« »Seit langem schon erzählt sich das ganze Viertel, daß auch er von ›Nickels Kuh fräße‹«, sagte Lallier.
    »In dem Punkte müßt Ihr ihn in Schutz nehmen, Gevatter«, erwiderte der Kürschner dem Goldarbeiter. »Die Jugend ist närrisch, allem Neuen läuft sie nach. Babette aber wird ihn schon zur Ruhe bringen, sie ist noch neuer als Calvin.«
    Babette lächelte. Sie liebte Christoph und nahm alles übel, was man gegen ihn sagte. Sie war ein Mädchen vom alten Bürgerschlage und unter den Augen ihrer Mutter aufgewachsen, die sie nicht verlassen hatte. Ihr Gehaben war sanft und korrekt wie ihr Gesicht. Gekleidet war sie in Wollstoffe von grauen und harmonischen Farben; ihr einfach gefälteter Halskragen stach seiner Weiße wegen grell von ihren Gewändern ab. Sie trug ein braunes Sammethäubchen, das große Ähnlichkeit mit einem Kindermützchen hatte, aber mit Rüschen und Zäckchen aus lohfarbener Gaze verziert war, die an jeder Seite des Gesichtes herunter hingen. Wiewohl sie blond und weiß war wie eine Blondine, schien sie schlau und listig zu sein, indem sie ihre Schalkheit immerhin unter der Miene eines ehrbar erzogenen jungen Mädchens zu verbergen suchte. Solange die beiden Mägde kamen und gingen, um das Tischtuch aufzudecken, die Bratspieße, die großen Zinnplatten und die Teller hinzustellen, blieben der Goldschmied und seine Tochter, der Kürschner und sein Weib vor dem hohen Kamin mit den rotzitzenen Vorhängen, die mit schwarzen Fransen besetzt waren, und redeten nichtiges Zeug. Babette mochte noch so schön fragen, wo Christoph sein könnte, Vater und Mutter des jungen Hugenotten gaben ausweichende Antworten. Als aber die beiden Familien zu Tische saßen und die beiden Dienerinnen in der Küche waren, sagte Lecamus zu seiner künftigen Schwiegertochter:
    »Christoph ist an den Hof gereist.«
    »Nach Blois! Eine solche Reise zu machen, ohne mir Lebewohl zu sagen!« rief sie.
    »Die Sache war eilig«, erwiderte die Mutter.
    »Lieber Gevatter,« sagte der Kürschner, die aufgegebene Unterhaltung wieder aufgreifend, »Geraufe werden wir jetzt in Frankreich haben: die Reformierten rühren sich. Wenn sie triumphieren sollten,

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