Katharina von Medici (German Edition)
Kabinetts der Katharina von Medici, in das Christoph geführt werden sollte, hinreichend die Feinheiten der Kunst bezeugen, welche diese Räumlichkeiten mit belebten Figurationen bevölkert hat, wo die Salamander in den Blumen schimmerten, wo die Palette des sechzehnten Jahrhunderts die düstersten Nebenausgänge mit ihren glänzendsten Malereien verschönte. In diesem Kabinette kann der Beobachter noch heutigen Tages die Spuren jener geschmackvollen Vergoldungen finden, welche Katharina aus Italien einführte; denn die Fürstinnen ihres Hauses liebten es, dem reizenden Ausdrucke des bereits zitierten Schriftstellers gemäß, in Frankreichs Schlössern das von ihren Vorfahren in Handel gewonnene Gold anzubringen und ihre Reichtümer auf die Mauern der königlichen Säle zu kleben.
Die Königin-Mutter bewohnte im ersten Stock die Gemächer der Königin Claudia von Frankreich, Franz des Ersten Gemahlin. In diesen sieht man noch die köstlichen Skulpturen des doppelten C, die mit Bildern von Schwänen und Lilien weiß in weiß verquickt sind. Das soll bedeuten: candior candidis (weißer als das Weißeste), welches die Devise dieser Königin war, deren Name wie der Katharinas (Cathérine) mit einem C anfing und die ebensogut auf Ludwigs des Zwölften Tochter wie auf die Mutter der letzten Valois paßte; denn trotz der wütendsten Calvinistenverleumdungen hat kein Argwohn die Treue befleckt, welche Katharina von Medici Heinrich dem Zweiten bewahrte.
Es leuchtet ein, daß die Königin-Mutter, deren Freiheit noch von zwei Kindern zarten Alters behindert ward, (dem späteren Herzog von Alençon und der Margarete, welche Heinrichs des Vierten Weib ward und die Karl der Neunte Margot nannte) dieses ganzen ersten Stockwerks bedurfte.
König Franz der Zweite und die Königin Maria Stuart hatten im zweiten Stock die königlichen Gemächer inne, die Franz dem Ersten gehört hatten und die dann Heinrich der Dritte bewohnte. Die königlichen, wie die von der Königin-Mutter mit Beschlag belegten Räumlichkeiten sind in der ganzen Länge des Schlosses und in jedwedem Stockwerke in zwei Teile geteilt durch jene berühmte etwa vier Fuß dicke Scheidemauer, an welche sich die starken Mauern lehnen, welche die Säle untereinander trennen. So bilden in der ersten wie in der zweiten Etage die Gemächer zwei unterschiedliche Teile. Der Teil, welcher Südlicht hatte und auf den Hof hinausging, diente zum Empfang und für Staatsgeschäfte, während die Wohnräume, um die Wärme zu mildern, auf die nördliche Seite verteilt worden waren, welche die köstliche Fassade mit Balkonen und Galerien bildet und in das Land von Vendôme, auf die Hühnerleiter der Bretonen und auf die Gräben der Stadt schaut, die einzige Seite, von der unser großer Fabeldichter, der gute La Fontaine, gesprochen hat.
Franz des Ersten Schloß ward damals von einem riesigen erst begonnenen Turme abgeschlossen, der dazu dienen sollte, den kolossalen Winkel zu betonen, welchen der Palast beschrieben haben würde, indem er sich um seine vier Seiten drehte. Gaston öffnete ihm später die Flanken, um dort seinen Palast anflicken zu können; doch vollendete er sein Werk nicht, und der Turm ist Ruine geblieben. Dieser königliche Hauptturm wurde damals als Gefängnis oder, wie das Volk sich ausdrückte, als Verließ benutzt. Wenn man heute durch die Säle dieses herrlichen Schlosses eilt, die für Kunst und Historie gleich kostbar sind, welch dichterisches Gemüt würde es nicht tausendmal bedauern oder für Frankreich betrübt sein, wenn es sieht, daß die köstlichen Arabesken des Kabinetts der Katharina seit der Cholera auf des Kasernenkommandanten Befehl mit Kalk übertüncht und schier verloren sind. Diese königliche Behausung ist heute eine Kaserne! Das Holzgetäfel in Katharinas von Medici Kabinette, von dem bald die Rede sein wird, ist die letzte Reliquie des von fünf kunstsinnigen Königen aufgestapelten reichen Hausrates. Wenn man durch diese Flucht von Zimmern, Sälen, Treppen und Türmen wandert, kann man sich mit schrecklicher Genauigkeit sagen: Hier liebkoste Maria Stuart im Interesse der Guisen ihren Gatten. Dort beleidigten die Guisen Katharina. Später fiel an dieser Stelle der zweite Balafré (der Benarbte) unter den Streichen derer, die die Krone rächten. Ein Jahrhundert vorher gab Ludwig der Zwölfte von jenem Fenster aus dem Kardinal von Amboise, seinem Freunde, das Zeichen, daß er kommen solle. Auf diesem Balkon ward d'Epernon, Ravaillacs
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