Katharina von Medici (German Edition)
Piennes, einem Hoffräulein der Königin-Mutter, nähernd.
»Die Herren du Baif und du Bellay haben wirklich nur schöne Ideen gehabt«, sagte sie, auf die beiden Festordner hinweisend, die einige Schritte entfernt dastanden. – »Schrecklich geschmacklos fand ich's«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu.
»Euch war keine Rolle anvertraut worden?« fragte Fräulein von Lewiston von der anderen Seite.
»Was lest Ihr da, Madame?« fragte Amyot Frau von Fiesco.
»Den Amadis von Gallien vom edlen Herrn des Essarts, gewöhnlichen Bevollmächtigten des Geschützwesens des Königs.«
»Ein reizendes Werk«, sagte das schöne Mädchen, das später, als sie Ehrendame der Königin Margarete Navarra ward, unter dem Namen Fosseuse so berühmt werden sollte.
»Der Stil ist neuartig«, sagte Amyot. »Würdet Ihr Euch auch mit solchen Barbarismen vertraut machen?« fügte er, Brantôme ansehend hinzu.
»Ja, was wollt Ihr? Er gefällt den Damen«, rief Brantôme, welcher hinging und Frau von Guise begrüßte, die Boccaccios ›Berühmte Damen‹ in der Hand hielt.
»Darunter müssen sich Frauen eures Hauses befinden, Madame«, sagte er; »traurig ist's aber, daß Ehren-Boccaccio nicht unserer Zeit angehört, reiche Themen würde er jetzt finden, um seine Bände zu vermehren ...«
»Wie geschickt dieser Herr von Brantôme ist«, sagte das schöne Fräulein von Limeuil zur Gräfin von Fiesco. »Erst ist er zu uns gekommen, jetzt aber wird er im Guisenviertel bleiben.«
»Pst!« sagte Frau von Fiesco, die schöne Limeuil anblickend. »Kümmert Euch um das, was Euch angeht ...«
Das junge Mädchen wandte ihre Augen nach der Türe. Sie wartete auf Sardini, einen edlen Italiener, mit welchem die Königin-Mutter, ihre Verwandte, sie später nach dem Zwischenfalle verheiratete, der ihr in Katharinas Ankleideraume zustieß und ihr die Ehre einbrachte, eine Königin als Hebamme zu haben.
»Beim heiligen Alipantin, Fräulein Davila wird scheint's jeden Tag hübscher«, sagte Herr von Robertet, der Staatssekretär, die Gruppe der Königin-Mutter begrüßend. Die Ankunft des Staatssekretärs, der indessen genau das war, was heute ein Minister ist, erregte keinerlei Aufsehn.
»Wenn dem so ist, mein Herr, so leihet mir doch das gegen die Herrn von Guise geschriebene Pasquill; ich weiß, man hat's Euch gegeben«, sagte Fräulein Davila zu Robertet.
»Ich hab's nicht mehr«, antwortete der Staatssekretär, indem er hinging, um Frau von Guise zu begrüßen.
»Ich hab es«, sagte der Graf von Grammont zu Fräulein Davila; »doch geb ich's Euch nur unter einer Bedingung ...«
»Unter Bedingungen? ... pfui!« rief Frau von Fiesco.
»Ihr wißt ja noch gar nicht, was ich verlange«, antwortete Grammont.
»Oh, das errät man«, sagte die Limeuil.
Der italienische Brauch, die Damen so zu nennen, wie die Bauern ihre Frauen: die Soundso, war damals am französischen Hofe Mode.
»Ihr irrt Euch,« entgegnete der Graf lebhaft, »es handelt sich darum, Fräulein von Matha, einer der Damen vom anderen Ufer, einen Brief meines Vetters Jarnac einzuhändigen.«
»Stellt mir meine Mädchen nicht bloß,« sagte die Gräfin von Fiesco, »ich will ihn ihr selber übergeben.«
»Wisset Ihr Neuigkeiten über die Vorgänge in Flandern?« fragte Frau von Fiesco den Kardinal von Tournon. »Herr von Egmont scheint auf etwas ganz Neues zu verfallen?«
»Er und der Prinz von Oranien«, erwiderte Herr von Cypierre, mit einer bezeichnenden Achselbewegung.
»Der Herzog von Alba und der Kardinal Granvella sind dahin abgegangen, nicht wahr, mein Herr?« sagte Amyot zum Kardinal von Tournon, der nach seiner Unterhaltung mit dem Kanzler sich düster und unruhig zwischen den beiden Gruppen hielt.
»Glücklicherweise sind wir ruhig und haben die Ketzerei nur auf dem Theater zu besiegen«, sagte der junge Herzog von Orleans, auf die Rolle anspielend, die er am Vorabend dargestellt, wo er einen Ritter gespielt hatte, welcher eine Hydra bändigte, auf deren Stirne das Wort Reformation geschrieben stand.
Im Einverständnis mit ihrer Schwiegertochter hatte Katharina von Medici einen Theaterraum aus dem riesigen Saale machen lassen, der später für die Stände in Blois hergerichtet ward, wo, wie bereits gesagt, das Schloß von Franz dem Ersten mit dem Ludwigs des Zwölften zusammenstieß.
Der Kardinal antwortete nichts und nahm seinen Gang durch den Saal wieder auf, indem er mit leiser Stimme mit Herrn von Robertet und dem Kanzler plauderte. Viele Leute wissen
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