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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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meine zu zeigen. Geht, Ihr seid der beste von den Vieren und werdet auch ein ebenso guter König sein, als Ihr ein höfischer Liebster seid. Auch ist es vielleicht deswegen, daß Eure Mutter Euch so wenig liebt. Doch sei still. Ich, mein liebes Herz, werd' dich für die ganze Welt lieben...«
    »Ich bin nicht so verdienstvoll, daß ich eine so vollkommene Königin lieben dürfte«, sagte der kleine König. »Ich weiß nicht, was mich zurückhielt, dich gestern vor dem ganzen Hofe zu umarmen, als du den Fackeltanz tanztest. Deutlich hab' ich gemerkt, daß alle Frauen neben dir aussehen, als ob sie Dienstmägde wären, meine schöne Marie...«
    »Dafür, daß Ihr nur in Prosa redet, sprecht Ihr hinreißend, mein Liebling; dafür ist's auch die Liebe, die aus Euch spricht. Und Ihr, Ihr wißt es genau, daß ich, wenn Ihr auch nur ein kleiner Page wäret, Euch ebenso heiß lieben würde, als ich es so tue. Und dennoch gibt es nichts Süßeres, als sich sagen zu können: ›Mein Liebster ist König!‹« »Oh, der hübsche Arm. Warum müssen wir uns anziehn? Viel lieber will ich mit meinen Fingern durch deine weichen Haare fahren, um ihre blonden Ringel zu verwirren... Ach ja, mein Lieb, laß deine Frauen nicht mehr deinen weißen Hals und diesen hübschen Rücken küssen; leid es nicht mehr! Schon zuviel ist's, daß die Nebel Schottlands darüber hingestrichen sind.«
    »Wollt Ihr Euch mein liebes Land nicht ansehen? Die Schotten werden Euch lieben, und dort wirds keinen Aufruhr geben wie hier.«
    »Wer stiftet Aufruhr in unserem Königreiche?« fragte Franz von Valois, sein Gewand übereinanderschlagend und Maria Stuart auf sein Knie ziehend.
    »Oh, das alles ist sicherlich sehr hübsch«, sagte sie, ihre Wange vom Könige wegkehrend; »doch habt Ihr zu regieren, wenn's Euch gefällig ist, mein süßer Sire.«
    »Was redest du von regieren, ich will heute morgen...«
    »Muß man, wenn man alles kann, sagen, ich will? Das heißt weder wie ein König noch wie ein Liebhaber reden. Aber nicht darum handelt es sich, laß das; wir haben ein wichtiges Geschäft.«
    »Oh,« sagte der König, »lang ist's her, daß wir etwas zu tun gehabt haben. Ist es unterhaltend?«
    »Nein,« sagte Maria, »es handelt sich darum, umzuziehen.«
    »Ich wette, mein Liebchen, Ihr habt einen Eurer Ohme gesehen, welche alles so gut ordnen, daß ich mit meinen siebzehn Jahren den Schattenkönig spiele. Ich weiß wahrlich nicht, warum ich nach dem ersten Staatsrate fortgefahren habe, ihm weiterhin beizuwohnen. Sie könnten die Dinge da ebensogut erledigen, wenn sie eine Krone auf meinen Sessel legen; alles sehe ich mit ihren Augen an und entscheide blind darauf los.«
    »Oh, mein Herr«, rief die Königin, von des Königs Knien aufspringend und eine leicht ärgerliche Miene aufsetzend, »es war abgemacht worden, daß Ihr mir in dieser Beziehung nicht die mindeste Not machen solltet ... Und meine Oheime sollten zu Eures Volkes Wohlergehn die königliche Macht ausüben. Höflich ist's, dein Volk, und wenn du es regieren wolltest, du allein, würde es dich wie eine Erdbeere verschlucken. Es hat Kriegsleute nötig, bedarf eines rauhen Herren und eisenbewehrter Fäuste; während du ein Herzchen bist, das ich so liebe, daß ich nicht anders würde lieben können; versteht Ihr, mein Herr?« sagte sie, dies Kind auf die Stirne küssend. Das schien sich wider die Rede empören zu wollen, die Zärtlichkeit aber besänftigte es.
    »Oh, wenn sie nicht Eure Oheime wären!« schrie Franz der Zweite. »Dieser Kardinal mißfällt mir aufs Äußerste, und wenn er seine fuchsschwänzige Miene aufsteckt und seine Untertänigkeitsbezeigungen heuchelt, um mir, sich verneigend, zu sagen: Sire, es handelt sich hier um die Ehre Eurer Krone und um Eurer Väter Glauben; Eure Majestät dürfen nicht dulden... und dies und das, bin ich sicher, daß er nur für sein verfluchtes Haus Lothringen arbeitet.«
    »Wie gut du ihn nachgemacht hast«, sagte die Königin. »Warum aber benutzt Ihr diese Lothringer nicht, um Euch über alles, was vorgeht, zu unterrichten, damit Ihr selber in einiger Zeit regieren könnt, wenn Ihr erst völlig mündig seid? Ich bin Euer Weib, und Eure ist meine Ehre. Wir wollen regieren, warte nur, mein Liebling! Bis zu dem Augenblicke, wo wir nach unserm Willen handeln können, werden wir nicht immer auf Rosen gebettet sein. Nichts Schwierigeres gibt's für einen König als das Regieren. Bin ich zum Beispiel nicht eine Königin? Wißt Ihr, daß Eure Mutter

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