Katharina von Medici (German Edition)
müssen.«
»Ich habe es aus Anhänglichkeit an Chaudieu getan, der einzigen Person, die ich sah.«
»Beharrt Ihr also noch bei Eurer Aussage, daß Ihr den Prinzen von Condé nicht gesehen habt?«
»Ja.«
»Hat Euch der Prinz von Condé nicht gesagt, die Königin-Mutter sei gewillt, auf seine Absichten wider die Herren von Guise einzugehen?«
»Ich habe ihn nicht gesehen.«
»Nehmt Euch in acht! Einer Eurer Mitwisser, la Renaudie, ist verhaftet. Wie stark er auch sein mag, der peinlichen Frage, die auch Eurer harrt, hat er nicht widerstehen können; schließlich hat er zugegeben, er habe ebenso wie der Prinz eine Zusammenkunft mit Euch gehabt. Wenn Ihr die Qualen der peinlichen Frage vermeiden wollt, fordere ich Euch auf, einfach die Wahrheit zu sagen. Vielleicht erhaltet Ihr so Eure Begnadigung.«
Christoph antwortete, nicht etwas versichern zu können, wovon er niemals Kenntnis besessen, auch könne er keine Komplizen angeben, da er keine gehabt habe.
Als der Großprofoß diese Worte hörte, machte er dem Henker ein Zeichen und ging in den Nebensaal. Bei diesem Zeichen runzelte sich Christophs Stirne; durch eine Nervenkontraktion zogen sich seine Augenbrauen zusammen; er bereitete sich auf die Leiden vor. Seine Finger schlossen sich mit einer so heftigen Kontraktion, daß sich seine Nägel in das Fleisch gruben, ohne daß er es gewahr ward.
Die drei Männer bemächtigten sich seiner und schleppten ihn auf das Feldbett, wo sie ihn hinlegten, indem sie seine Beine herunterhängen ließen. Während der Henker seinen Körper mit dicken Tauen auf dies Bett schnallte, steckte jeder seiner Gehilfen ein Bein in die spanischen Stiefel. Bald wurden die Stricke mittels einer Kurbel angezogen, ohne daß dieser Druck dem Reformierten großen Schmerz bereitete. Als jedes Bein wie in einem Schraubstock festgehalten war, griff der Henker nach seinem Hammer, seinen Keilen und sah nacheinander den zu Folternden und den Gerichtsschreiber an.
»Verharrt Ihr im Leugnen?« fragte der Schreiber.
»Ich hab die Wahrheit gesagt«, antwortete Christoph.
»Nun denn, beginnt«, sagte der Gerichtsschreiber, die Augen schließend.
Die Stricke wurden mit äußerster Gewalt angezogen. Dieser Moment war vielleicht der schmerzhafteste der Marter. Die Fleischteile wurden heftig zusammengepreßt; das Blut flutete jäh in den Oberkörper zurück. Auch konnte der arme Jüngling nicht umhin, furchtbare Schreie auszustoßen; fast schien er ohnmächtig zu werden. Man rief den Arzt. Er fühlte Christoph den Puls und sagte, man solle eine Viertelstunde mit dem Eintreiben der Keile warten, um dem Blute Zeit zu lassen, sich zu beruhigen, auch damit Christophs Sensibilität sich völlig wieder einstellte. Mitleidsvoll stellte der Gerichtsschreiber Christoph vor, daß, wenn er den Anfang der Schmerzen, denen er sich nicht entziehen könne, nicht besser ertrüge, es vorteilhafter für ihn sei, sich zu einem Geständnisse zu bequemen. Christoph aber antwortete nur mit folgenden Worten:
»Des Königs Schneider! Des Königs Schneider!« »Was wollt Ihr mit den Worten sagen?« fragte der Gerichtsschreiber.
»Indem ich sehe, welcher Höllenqual ich widerstehen muß,« sagte Christoph langsam, um Zeit zu gewinnen und sich auszuruhen, »rufe ich all meine Kraft herbei und suche sie zu vermehren, indem ich an das Martyrium denke, das um der heiligen Sache der Reformation willen des seligen Königs Schneider ausgehalten hat. Den ließ man die peinliche Frage in der Frau Herzogin von Valentinois und des Königs Gegenwart erleiden; versuchen will ich, seiner würdig zu sein!«
Während der Arzt den Unglücklichen ermahnte, er solle nicht zugeben, daß man zu außergewöhnlichen Mitteln die Zuflucht nähme, zeigten sich der Kardinal und der Herzog, voller Ungeduld, das Ergebnis dieses Verhörs zu erfahren, und forderten Christoph auf, unverzüglich die Wahrheit zu sagen. Des Kürschners Sohn wiederholte die einzigen Geständnisse, die er sich zu machen erlaubte und die nur Chaudieu belasteten. Die beiden Fürsten gaben ein Zeichen. Auf dies Zeichen hin griffen der Henker und sein erster Knecht nach ihren Hämmern, nahmen jeder einen Keil und schlugen ihn ein. Der eine hielt sich rechts, der andere links zwischen den beiden Apparaten. Der Henker übernahm die Kniehöhe, der Helfer die Füße bei den Knöcheln. Die Augen der Zeugen dieser entsetzlichen Scene hefteten sich auf Christophs Augen, der, zweifelsohne durch die Anwesenheit dieser vornehmen
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