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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Persönlichkeiten aufgereizt, ihnen so beseelte Blicke zuschleuderte, daß sie den Glanz einer Flamme bekamen. Bei den beiden nächsten Keilen ließ er sich einen furchtbaren Seufzer entfahren. Als er sah, daß man nach den Keilen der außergewöhnlichen peinlichen Frage griff, schwieg er; sein Blick aber bekam eine solch heftige Festigkeit und strömte auf die ihn betrachtenden Edelleute ein so durchdringendes Fluidum aus, daß Herzog und Kardinal die Augen niederschlagen mußten.
    Die nämliche Schlappe ward von Philipp dem Schönen erlitten, als er in seiner Gegenwart den Templern die peinliche Frage des Prägstocks geben ließ. Diese Höllenpein bestand darin, des Patienten Brust dem Schlage eines der Prägstockbalken auszusetzen, womit man Geld schlug und den man mit einem ledernen Dämpfer überzog. Ein Ritter war unter ihnen, dessen Blick sich so wild an den König heftete, daß der faszinierte König seine Augen nicht von denen des Dulders abzuwenden vermochte. Beim dritten Balkenschlage ging der König hinaus, nachdem er seine Zitierung vor das Gericht Gottes im nämlichen Jahre vernommen hatte; vor welchem er dann auch erschien.
    Beim fünften Keile, dem ersten der außerordentlichen Frage, sagte Christoph zum Kardinal: »Kürzt meine Todespein ab, gnädiger Herr, sie ist zwecklos!«
    Der Kardinal und der Herzog gingen darauf wieder in den Nebensaal und Christoph hörte dann folgende von der Königin Katharina geäußerten Worte:
    »Nur immer zu, denn alles in allem ist er doch nur ein Ketzer!«
    Sie hielt es für klug, ihrem Mitwisser gegenüber strenger als die Henker selber zu erscheinen.
    Man trieb den sechsten und siebenten Keil ein, ohne daß Christoph sich beklagte; sein Antlitz strahlte in einem außerordentlichen Glanze, welcher zweifelsohne von dem Übermaß der Kraft herrührte, die ihm der aufgepeitschte Fanatismus verlieh. Wo übrigens sollte man anders den Stützpunkt, der nötig ist, um derartigen Leiden zu widerstehen, als im Gefühle suchen? Schließlich fing Christoph in dem Augenblicke zu lächeln an, wo der Henker nach dem achten Keile griff. Der Gerichtsschreiber holte den Arzt, um zu wissen, ob man den achten Keil eintreiben könnte, ohne des Dulders Leben zu gefährden. Während dieser Zeit kam der Herzog wieder, um nach Christoph zu schauen.
    »Gottsdonner, du bist ein kühner Geselle«, sagte er zu ihm, sich über sein Ohr neigend. »Mutige Leute liebe ich. Tritt in meinen Dienst, glücklich wirst du und reich werden, meine Gunstbeweise sollen deine gequälten Gliedmaßen kurieren. Ich werde dir keine Feigheit zumuten wie etwa, zu deiner Partei zurückzukehren, um uns ihre Pläne anzugeben: Verräter gibt's immer, und der Beweis davon sitzt im Gefängnis zu Blois. Doch sag mir nur, in welchen Beziehungen stehen die Königin-Mutter und der Prinz Condé.«
    »Ich weiß nichts dergleichen, gnädiger Herr«, schrie Lecamus.
    Der Arzt kam, prüfte das Opfer und erklärte, es könnte noch den achten Keil aushalten.
    »Treibt ihn ein!« rief der Kardinal. »Wie die Königin sagt, ist er alles in allem doch nur ein Ketzer«, fügte er Christoph anblickend, hinzu. Auch ein schreckliches Lächeln warf er ihm zu.
    Langsamen Schrittes kam Katharina aus dem Nebensaale, stellte sich vor Christoph hin und betrachtete ihn kalt. Da war sie Gegenstand lebhaftester Aufmerksamkeit der beiden Brüder, die abwechselnd Katharina und ihren Mitschuldigen betrachteten. Von dieser feierlichen Probe hing für das ehrgeizige Weib ihre ganze Zukunft ab: eine lebhafte Bewunderung für Christophs Mut stieg in ihr auf, sie betrachtete ihn streng. Sie haßte die Guisen, aber sie lächelte ihnen zu.
    »Nun denn,« sagte sie, »junger Mann, gesteht, daß Ihr den Prinzen von Condé gesehen habt, reich sollt Ihr belohnt werden.«
    »Ach, welch Handwerk treibt Ihr, Madame!« schrie Christoph, sie beklagend.
    »Er beleidigt mich. Wollt ihr ihn nicht hängen?« sagte sie zu den beiden Brüdern, die nachdenklich dastanden.
    »Welch ein Weib!« rief der Großmeister in der Fensternische. Sein Blick fragte den Bruder um Rat. ›Ich bleibe in Frankreich und werde mich an ihnen rächen‹, dachte die Königin.
    »He, er soll gestehen oder verrecken!« schrie sie, sich an Herrn von Montrésor wendend. Der Großprofoß wandte die Augen ab, die Henker waren beschäftigt und Katharina konnte dem Märtyrer einen Blick zuwerfen, der von niemandem gesehen ward. Wie ein Tautropfen fiel er auf Christoph. Die Augen dieser großen

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