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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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verwirrten Adels umkam, langte der Prinz im Gefolge von fünfzig Edelleuten am nämlichen Morgen nach dieser Affäre, welche die kluge Politik der Lothringer den Tumult von Amboise nannte, im Schlosse von Amboise an. Sowie die Lothringer von des Prinzen Ankunft hörten, sandten sie ihm den Marschall von Saint-André in Begleitung von hundert Mann entgegen. Als der Béarnaiser und seine Schar am Schloßtor anlangten, verweigerte der Marschall des Prinzen Edelleuten den Eintritt.
    »Ihr dürft nur allein eintreten, gnädiger Herr«, sagten der Kanzler Olivier, der Kardinal von Tournon und Birago, die sich vor dem Fallgatter befanden, zum Prinzen.
    »Und warum?«
    »Ihr seid des Lehnfrevels verdächtig«, antwortete ihm der Kanzler.
    In diesem Augenblick sah der Prinz sein Gefolge von dem Herzog von Nemours eingekreist. Ruhig entgegnete er:
    »Wenn es sich so verhält, werd' ich allein zu meinem Vetter hineingehen und ihm meine Unschuld beweisen.«
    Er saß ab, plauderte mit vollkommener geistiger Freiheit mit Birago, dem Kardinal von Tournon, dem Kanzler Olivier und dem Herzoge von Nemours, die er nach den Einzelheiten des Tumultes fragte.
    »Gnädiger Herr,« sagte der Herzog von Nemours, »die Rebellen unterhielten geheime Verbindungen in Amboise. Der Hauptmann Lanoue hatte bewaffnete Männer hineingebracht, die ihnen dies Tor öffneten. Sie sind eingedrungen und hier die Herren gewesen ...«
    »Das heißt, Ihr habt ihnen einen Sack aufgemacht«, antwortete der Prinz, Birago anblickend. »Wenn sie durch den Angriff unterstützt worden wären, den Hauptmann Chaudieu, des Pariser Predigers Bruder, auf das Tor Bons-Hommes machen sollte, würde der Erfolg auf ihrer Seite gewesen sein«, antwortete der Herzog von Nemours; »aber der Stellung nach, die der Herzog von Guise mich einnehmen ließ, mußte Hauptmann Chaudieu, um Kampf zu vermeiden, mich umgehen. Statt wie die anderen um Mitternacht anzukommen, langte der Rebell erst mit der Morgendämmerung in dem Momente an, wo des Königs Truppen den in die Stadt gedrungenen Rebellen den Garaus machten.«
    »Und Ihr hattet ein Reservekorps, um das Tor zu gewinnen, welches ihnen überlassen worden war?«
    »Der Herr Marschall von Saint-André befand sich dort mit fünftausend Bewaffneten.«
    Der Prinz spendete diesen militärischen Maßnahmen das größte Lob.
    »Um also vorzugehen,« erklärte er endigend, »mußte der Reichsverweser die Geheimnisse der Reformierten kennen. Die Leute sind zweifelsohne verraten worden.«
    Man ging immer härter gegen den Prinzen vor. Denn nachdem man ihn von den Seinigen getrennt hatte, als er ins Schloß einziehen wollte, versperrten der Kardinal und der Kanzler ihm den Weg, als er sich der Treppe zuwandte, die nach des Königs Gemächern führte.
    »Vom Könige sind wir beauftragt worden, gnädiger Herr, Euch nach Euren Gemächern zu geleiten.«
    »Gefangener bin ich also?«
    »Wenn das des Königs Absicht wäre, würdet Ihr nicht von einem Kirchenfürsten und mir begleitet werden«, sagte der Kanzler.
    Die beiden Herren führten den Prinzen in ein Gemach, wo ihm Wachen, angeblich eine Ehrenwache, gegeben wurde. Dort blieb er, ohne einige Stunden über jemanden bei sich zu sehen. Von seinem Fenster aus schaute er über die Loire und die Gefilde hinweg, die von Amboise bis Tour ein so schönes Becken bilden. Und er dachte über seine Lage nach und fragte sich, was die Lothringer wohl wagen möchten wider seine Person zu unternehmen, als er die Tür seines Zimmers sich öffnen hörte und Chicot, des Königs Narren, eintreten sah. Der hatte ihm einst angehört.
    »Es heißt, du wärest in Ungnade«, sagte der Prinz zu ihm.
    »Ihr könnt Euch nicht denken, wie vernünftig der Hof seit dem Tode König Heinrichs des Zweiten geworden ist.«
    »Doch will der König ja sehr gern lachen.«
    »Welcher? Franz der Zweite oder Franz von Lothringen?«
    »Du fürchtest also den Herzog nicht, da du so redest?«
    »Deswegen wird er mich nicht züchtigen, gnädiger Herr«, antwortete Chicot lächelnd.
    »Und wem verdanke ich die Ehre deines Besuches?«
    »He, kommt der Euch nicht von Rechts wegen nach Eurer Ankunft zu? Ich bringe Euch meine Schellenkappe und meine Pritsche.«
    »Ich kann doch nicht ausgehen?«
    »Versuchts!«
    »Und wenn ich hinausgehe?«
    »Werd ich sagen, daß Ihr das Spiel gewonnen habt, indem Ihr regelwidrig spieltet.«
    »Chicot, du jagst mir Angst ein ... Bist du denn von irgend jemandem geschickt worden, der Anteil an mir

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