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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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überrannten.«
    »Aber ich kenne la Renaudie ja gar nicht ...«
    »Bah, mein Bruder hat mir alles erzählt«, antwortete der Hauptmann.
    Auf dies Wort hin setzte Christoph sich auf seine Bank und antwortete nichts mehr auf all das, was der angebliche Hauptmann ihn auch fragen mochte; war er doch schon zur Genüge unter die Gerichtsleute gekommen, um zu wissen, daß man in Gefängnissen nicht vorsichtig genug sein kann. Inmitten der Nacht sah er das bleiche Licht einer Laterne in dem Korridor, nachdem er die dicken Schlösser der eisernen Türe, die den Keller verschloß, hatte kreischen hören.
    Der Großprofoß erschien selber, um Christoph zu holen. Diese Sorge für einen Menschen, den man in seinem Gefängnis ohne Nahrung gelassen hatte, erschien Christoph als ungewöhnlich; doch der große Umzug des Hofes hatte die Leute zweifelsohne daran gehindert, an ihn zu denken. Einer der Häscher des Profosses band ihm die Hände mit einem Strick zusammen und hielt ihn an diesem Strick fest, bis sie in einem der niedrigen Säle des Schlosses Ludwigs des Zwölften angekommen waren, welcher sicherlich als Vorzimmer für die Wohnung irgendeiner Persönlichkeit diente. Der Häscher und der Großprofoß ließen ihn sich auf eine Bank setzen, wo der Häscher ihm die Füße zusammenband, wie er seine Hände gebunden hatte. Auf ein Zeichen von Herrn von Montrésor hin entfernte sich der Häscher.
    »Hör mir gut zu, mein Freund«, sagte zu Christoph der Großprofoß, der mit der Halskette seines Ranges spielte, denn diese Persönlichkeit befand sich zur vorgerückten Nachtstunde in Tracht. Dieser kleine Umstand gab dem Kürschnersohne viel zu denken. Christoph sah gut, daß noch nicht alles zu Ende war. In diesem Augenblicke handelte es sich wahrlich nicht darum, ihn aufzuhängen oder ihn zu richten.
    »Grausame Qualen kannst du dir ersparen, mein Freund, wenn du mir hier alles sagst, was du von dem geheimen Einverständnis des Herrn Prinzen von Condé mit der Königin Katharina weißt. Nicht nur wird dir keinerlei Übel geschehen, sondern du wirst auch noch in des gnädigen Herrn Reichsverwesers Dienste treten, der kluge Leute sehr gern hat. Deine gute Miene hat einen lebhaften Eindruck auf ihn gemacht. Die Königin-Mutter wird nach Florenz zurückgeschickt werden und Herrn von Condé wird man zweifellos das Urteil sprechen. Also, glaub mir, die Kleinen müssen sich den Großen, die da herrschen, anschließen. Sag mir alles, du wirst dich wohl dabei befinden.«
    »Ach, mein Herr,« antwortete Christoph, »ich habe nichts zu sagen, hab' alles, was ich weiß den Herren von Guise in der Königin Zimmer gestanden. Chaudieu hat mich veranlaßt, der Königin-Mutter Papiere zu Gesicht zu bringen; er machte mich glauben, es handele sich um des Reiches Frieden.«
    »Den Prinzen von Condé habt Ihr niemals gesehen?«
    »Niemals«, sagte Christoph.
    Darauf verließ Herr von Montrésor Christoph und ging in ein Nebenzimmer. Nicht lange blieb Christoph allein. Die Tür, durch die er gekommen war, öffnete sich bald, ließ mehrere Männer durch, die sie nicht zumachten und wenig erheiternde Geräusche im Hofe hören ließen. Hölzer und Maschinen brachte man, die augenscheinlich für die Marter des Sendboten der Reformierten bestimmt waren. Christophs Neugierde fand bald Stoff zum Nachdenken in den Vorbereitungen, welche die Neuangekommenen im Saale und unter seinen Augen trafen. Zwei schlechtgekleidete und plumpe Diener gehorsamten einem kräftigen und stämmigen dicken Kerl, der bei seinem Hereinkommen den Blick des Menschenfressers auf sein Opfer, auf Christoph, warf; als Kenner der Nerven, ihre Kraft und ihren Widerstand berechnend, hatte er ihn gemustert und abgeschätzt. Dieser Mensch war der Henker von Blois. Auf mehreren Gängen brachten seine Leute eine Matratze, Hammer, Holzkeile, Bretter und Gegenstände, deren Gebrauch dem armen Jungen, den solche Vorbereitungen angingen, weder klar war, noch heilsam erschien. Einer gräßlichen, aber unbestimmten Ahnung zufolge fror ihm das Blut in seinen Adern. Zwei Leute traten ein, im Augenblick, wo Herr von Montrésor wiedererschien.
    »Nun, nichts ist fertig?« sagte der Großprofoß, den die beiden eben Angekommenen ehrfurchtsvoll begrüßten. »Wißt ihr,« fügte er, sich an den dicken Kerl und seine beiden Diener wendend, hinzu, »daß der Herr Kardinal euch bei der Arbeit glaubt? Doktor,« fuhr er fort, sich an die eine der beiden neuen Persönlichkeiten wendend, »da ist Euer

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