Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
Königin schienen ihm feucht zu sein, tatsächlich rollten in ihnen zwei zurückgehaltene Tränen, die sofort trockneten.
    Der Keil ward eingetrieben, eine der Planken, zwischen die man ihn hämmerte, zerbarst. Christoph ließ seiner Brust einen gräßlichen Schrei entfahren, nach welchem er schwieg und ein strahlendes Antlitz zeigte. Er vermeinte zu sterben.
    »Er soll verrecken?« schrie der Kardinal, der Königin letztes Wort mit einer gewissen Ironie wiederholend, »Nein, nein! Zerreißt diesen Faden nicht«, sagte er zum Großprofoß.
    Herzog und Kardinal berieten sich nun mit leiser Stimme.
    »Was soll man mit ihm machen?« fragte der Henker.
    »Schickt ihn in die Gefängnisse von Orleans,« sagte der Herzog, »und vor allem,« fuhr er, sich an Herrn von Montrésor wendend, fort, »hängt ihn mir ja nicht auf ohne mein ausdrückliches Geheiß.« Die übermäßige Zartheit, welche die Sensibilität der inneren Organe erlangt hatte, gewachsen durch den Widerstand, der den Gebrauch aller menschlichen Kräfte notwendig machte, bestand im nämlichen Grade in allen Sinnen Christophs. Er allein hörte die folgenden Worte, die der Herzog von Guise dem Kardinal ins Ohr flüsterte:
    »Ich verzichte noch nicht darauf, die Wahrheit von diesem kleinen Biedermanne zu erfahren.« Als die beiden Fürsten den Saal verlassen hatten, machten die Henker des Gemarterten Beine ohne jegliche Vorsicht los.
    »Hat man je einen Verbrecher mit solcher Kraft gesehen?« sagte der Henker zu seinen Gehilfen. »Der Schelm hat den achten Keil ausgehalten, er mußte sterben, ich verliere den Wert seines Körpers...«
    »Bindet mich los, ohne mich leiden zu lassen, meine Freunde«; hauchte der arme Christoph. »Eines Tages werd ich Euch dafür belohnen.«
    »Heda, seid menschlich!« schrie der Arzt. »Der gnädige Herr Herzog schätzt den jungen Mann und hat ihn mir anempfohlen.«
    »Ich gehe mit meinen Gehilfen nach Blois,« erwiderte der Henker grob, »pflegt ihn selber. Da ist übrigens der Kerkermeister.«
    Der Henker ging fort und ließ Christoph in des übertrieben freundlichen Arztes Händen, welcher ihn mit Hilfe seines künftigen Wächters auf ein Bett trug, ihm Fleischbrühe brachte, sie ihm einflößte, sich an seine Seite setzte, seinen Puls fühlte und ihm Tröstungen spendete.
    »Ihr werdet nicht daran sterben«, sagte er zu ihm.
    »Ihr müßt eine innere Genugtuung verspüren in dem Bewußtsein, Eure Pflicht getan zu haben. Die Königin hat mich beauftragt, über Euch zu wachen«, fügte er mit leiser Stimme hinzu.
    »Die Königin ist recht gütig«, sagte Christoph, in dem die maßlosen Leiden auch eine wunderbare geistige Klarheit entwickelt hatten. Nachdem er so große Leiden ertragen, wollte er die Ergebnisse seiner Aufopferung nicht zu Schanden werden lassen. – »Aber sie hätte mir so große Schmerzen ersparen können, indem sie mich nicht meinen Verfolgern auslieferte und ihnen selber die Geheimnisse sagte, die ich ja nicht weiß.«
    Als er diese Antwort hörte, griff der Arzt nach Mütze und Mantel und ließ Christoph daliegen. Von einem Menschen solchen Schlages meinte er nichts erfahren zu können.
    Der Kerkermeister von Blois ließ den armen Jungen von vier Männern auf eine Tragbahre legen und brachte ihn in das Stadtgefängnis, wo Christoph in jenen tiefen Schlummer fiel, in welchen nach den schrecklichen Schmerzen der Entbindung, wie es heißt, fast alle Mütter versinken.

Als die beiden lothringischen Fürsten den Hof in das Schloß von Amboise brachten, rechneten sie nicht damit, dort das Haupt der reformierten Partei, den Prinzen von Condé, zu sehen, den sie den König dorthin hatten entbieten lassen, um ihm eine Falle zu stellen. Als Vasall der Krone und als Prinz von Geblüt mußte Condé des Königs Befehlen Folge leisten. Wenn er nicht nach Amboise kam, war das ein Lehnsfrevel. Wenn er sich aber dorthin verfügte, lieferte er sich der Krone aus. In diesem Momente nun waren Krone, Conseil, Hof, alle Mächte in des Herzogs von Guise und in des Kardinals von Lothringen Händen vereinigt. Der Prinz von Condé zeigte bei dieser so kitzligen Konjunktur jenen listigen und entschlossenen Geist, der ihn zu Johanna d'Albrets würdigem Dolmetscher und zum herzhaften General der Reformierten machte. Er reiste im Nachtrabe der Verschworenen nach Vendôme, um sie im Falle eines Erfolges zu unterstützen. Als dies erste zu den Waffen Greifen durch das kurze Scharmützel beendigt ward, wobei die Blüte des von Calvin

Weitere Kostenlose Bücher